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Das schwarze Blut

Titel: Das schwarze Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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zurück …«
»Es pressiert nicht.«
»Danke«, rang er sich endlich ab.
» Ich habe dir zu danken. Hättest du nicht beschlossen, mit dem Paparazzo-Quatsch aufzuhören, säße ich heute noch auf meinem Baum, um Starlets zu belauern. Und hätte meine Chance verpasst.«
»Na, dann ist es ja gut.«
Mark versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nur eine Grimasse. Vincent begleitete ihn zur Tür – einer lackierten Stahltür, mit einem Fenster aus dickem Glas hinter einem schweren Vorhang.
»Letzten Endes«, fuhr er fort und schob den Vorhang beiseite, »war diese Diana-Geschichte, dieser ganze Saustall, meine Rettung. Schade, dass man dasselbe bei dir nicht sagen kann.«
Mark traf dieses Urteil wie ein Schlag in die Magengrube. Um die Wucht abzumildern, kurbelte er seine Fantasie an: Er sah sich im Geist schon Reverdis Geständnisse entgegennehmen, sah sich im tiefsten Dschungel Asiens ein unsägliches Geheimnis aufdecken, sah sich einen einzigartigen Bericht über seine Erlebnisse schreiben und die höchstdotierten Journalistenpreise dafür einheimsen, er sah sich … »Meine Stunde kommt noch«, sagte er gepresst. »Keine Sorge.«
»Was heckst du aus?«
»Berufsgeheimnis.«
»Eines Tages drehst du noch durch mit deinen ewigen Mördergeschichten.«
Mit zusammengebissenen Zähnen murmelte Mark:
»Warum ich das mache, hat einen tieferen Sinn. Es ist eine Mission.«
»Ja, den kenn ich, deinen tieferen Sinn. Vor dem solltest du lieber die Flucht ergreifen und auf und davon rennen.«
»Du bist nicht in meinem Kopf drin.«
Vincent drückte ihm freundschaftlich den Arm.
»Gott sei Dank!«Fünfzehn Uhr, FN AC Digitale, ein Elektronikmarkt am Boulevard Saint-Germain.
    Mark fürchtete sich vor solchen Expeditionen, vor den Menschenmassen, der Hitze, den Warteschlangen und dem unverständlichen Insiderjargon, vor den Antworten, die immer komplizierter als die Fragen waren, und der unbegrenzten Auswahl, wo ihm doch der erstbeste Computer gereicht hätte …»Das ist genau das, was Sie brauchen«, versicherte ihm der Verkäufer.
Mark betrachtete den neuen Macintosh, der ihm angeboten wurde: schlicht, leicht, unbekannt. Er stellte sich vor, wie er völlig orientierungslos zwischen verschiedensten Hilfedateien herumirrte und zwei Stunden brauchte, um eine Funktion ausfindig zu machen, für die auf seinem gegenwärtigen Computer ein Mausklick genügte. Dann kam ihm die Erleuchtung: Um keine Zeit zu vergeuden, brauchte er einfach noch einmal dasselbe Modell.
»Ich hätte gern ein Gerät der früheren Generation.«
»Soll das ein Witz sein? Das ist doch mindestens zwei Jahre alt!«
Mark blieb standhaft. Der Verkäufer verzog abschätzig den Mund.
»So was haben wir nicht im Programm – wir führen keine Antiquitäten«, sagte er verächtlich. »Da gehen Sie besser in einen Laden für Gebrauchtgeräte.«
Bei dieser Bemerkung fand Mark seine Idee gleich doppelt so gut: Das war’s – ein gebrauchter Computer, der auf den Erstbesitzer registriert war. Mit etwas Glück waren sogar noch Programme darauf, die unter dem Namen des früheren Benutzers liefen … Eine zusätzliche Möglichkeit, Spuren zu verwischen.
Triumphierend zog er ab, in der Tasche die Adresse eines Händlers für Gebrauchtgeräte, der noch dazu ganz in der Nähe war, ein Stück weiter denselben Boulevard hinunter.
Es war ein Spiel.
Aber ebenso eine Gefahr.
    Mark fand, was er gesucht hatte. Ein Macintosh-Powerbook, das noch mit dem alten Betriebssystem Mac OS 9.2 lief, samt altmodischem Modem. Ein gutes altes Gerät, wohlbekannt und vertraut.
    Der Typ aus dem Laden wollte ihm eine Rechnung ausstellen: Er hätte ein Jahr Garantie bekommen können und dafür nur seine Daten angeben müssen, doch Mark lehnte ab.
    Als er, noch im Laden, das Gerät einschaltete, konnte er sein Glück kaum fassen: Auf der Festplatte fand er noch das Textverarbeitungs- und das Mailprogramm des Vorbesitzers, beide auf dessen Namen registriert. Perfekt. Der Verkäufer wies ihn darauf hin, dass die Benutzung dieser Programme illegal sei, und wollte ihm die neueren Versionen verkaufen.
    »Ich überleg’s mir noch«, sagte Mark, für den es natürlich nichts mehr zu überlegen gab.
    Er zahlte bar und ging mit seiner Schachtel unter dem Arm davon. Während er im Schneckentempo das rechte Seineufer entlangfuhr – es war achtzehn Uhr, und der Berufsverkehr staute sich –, ging Mark im Geist seine Trümpfe durch:
    Ein Computer und Programme unter fremdem Namen. Eine Mailbox auf den Namen Elisabeth

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