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Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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fragte er sich jeden Tag. Und jeden Tag wartete er gespannt auf Polly, die ihm immer die aktuelle Beschreibung des Schaufensters lieferte, sobald sie von Pfarrer Stirling zurückkam. Und Tag für Tag stürzten ihn diese Berichte in tiefere Verzweiflung. Wie hatte er es bedauert, Stirling um Hilfe gebeten zu haben, nachdem sich gezeigt hatte, dass dieser Kerl eine absolute Null war.
    »Was soll ich bloß tun?«, stöhnte Jeremiah, als er seine Einnahmen immer mehr schwinden sah. Jeremiahs hoher Lebensstandard hatte seinen Preis. Er schuldete seinem Schneider Geld, seinem Hutmacher, seinem Perücken-und seinem Schuhmacher, und an die Summen, die er beim Kartenspiel verloren hatte, wollte er erst gar nicht denken.
    Auf der Bank hatte er zum Glück noch Geld aus dem Erbe seines Vaters, doch das war im Lauf der Jahre rapide geschrumpft. Wenn die Schulden einmal beglichen waren, konnte er unmöglich von den Mieteinnahmen allein leben. Dann natürlich seine Erpressungen. Seit er Horatios kleines Geheimnis entdeckt hatte, gab es keinen Mangel an frischem Fleisch inseiner Küche. Und bis vor Kurzem waren da ja auch noch Obadiah und die Leichenräuberei gewesen. Doch leider sah es gerade in diesem Bereich nicht allzu gut aus, und das war nicht nur Joes Schuld. Jeremiahs Leichenräuber (die tagsüber auch als Verwalter auftraten, wenn Jeremiah Hilfe bei einer Zwangsräumung brauchte) hatten ihm die schlechte Nachricht erst unlängst überbracht.
    »Leichen von alten Leuten wollen die Mediziner in der Stadt nicht mehr«, hatte einer der Grabräuber gesagt. »Sie wollen frische, junge.«
    Jeremiah stöhnte. »Was denken die sich? Es gibt nun mal keine jungen Leichen in Pagus Parvus.«
    »Das muss nicht unbedingt ein Problem sein …«, sagte der andere bedächtig.
    »Wie meinst du das?«, hatte Jeremiah gefragt.
    Die zwei Gauner wechselten vielsagende Blicke, was durch ihre schwarzen Gesichtsmasken nicht leicht war, dann brachen sie in ein heiseres Gelächter aus. »Mal angenommen, der junge Kerl da droben auf dem Berg, der im alten Hutladen … also, der wäre schon mal ein gutes Exemplar …«
    »Ludlow?«, fragte Jeremiah. »Aber der ist doch gesund und munter.«
    »Je knackiger, desto besser«, sagte der erste.
    Tatsächlich zog Jeremiah flüchtig in Betracht, was die Kerle da andeuteten. Viele Male hatte er schon gewünscht, nie wieder Ludlows wissendem Blick begegnen zu müssen, doch ein hinterrücks geplanter Mord als Lösung dieses Problems war selbst Jeremiah zu ungeheuerlich.
    »Nein, nein«, sagte er hastig. »Das wird sicher nicht nötig sein. Es muss andere Möglichkeiten geben. Wie steht’s mit Zähnen?«
    »Zähnen?«
    »Ich habe gehört, die lassen sich ganz gut verkaufen«, fing Jeremiah an, aber die zwei Männer lachten nur. »Na, dann eben nicht«, sagte Jeremiah enttäuscht.
    Einträchtig zuckten beide Männer mit den Schultern. »Dann können wir nichts weiter für Euch tun. Gebt uns unser Geld und wir werden Euch nicht mehr behelligen.«
    Und damit war die Angelegenheit zu Ende.

    Jeremiah schob den Teller mit dem erst halb gegessenen Gericht beiseite und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er hatte keinen Appetit. Er war zu niedergeschlagen, um in seinen Büchern zu blättern; nicht einmal Die Einsamkeit des Bergschäfers konnte ihn fesseln – das war sein absolutes Lieblingsbuch, was wahrscheinlich daran lag, dass Schäfer einen eher begrenzten Wortschatz haben und ihre Geschichten schlicht erzählt sind.
    Jeremiah war klar, dass sich für ihn noch viel mehr Probleme ergeben würden, falls Joe im Ort bliebe und so weitermachte wie bisher. Nein, er würde die Sache selbst in die Hand nehmen müssen.
    »Pagus Parvus ist nicht groß genug für uns beide«, erklärte er den Schatten an der Wand. »Einer von uns muss gehen.«
    Von Selbstmitleid erfüllt stieg er die Treppe hinauf und machte sich zum Schlafengehen fertig. Er konnte nicht widerstehen, einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Das tat er inzwischen fast zwanghaft. Oben an der Straße konnte er den Laden des Pfandleihers erkennen, auch den Rauch, der sich jede Nacht bis in die frühen Morgenstunden aus dem Schornstein kringelte.
    Was treibt der da oben?, fragte sich Jeremiah zum hundertsten Mal.
    Noch immer war er nicht dahintergekommen, warum der Pfandleiher bis spät in die Nacht hinein Besucher empfing, und ihm fehlte die Fantasie, um selbst eine Erklärung dafür zu finden. Von irgendjemandem hatte er gehört, Joe würde den Leuten Ratschläge

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