Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
stellt Beezer sich vor, die Cops dort unten hätten ihn nämlich niemals passieren lassen. Bei näherer Überlegung müssen auch Doodles und ihre Neandertaler von dort hergekommen sein. Er hofft nur, dass sie nicht alle diesen Weg entdeckt haben, weil sie hinter ihm hergefahren sind, was aber immerhin möglich wäre.
Der Reporter lässt seine Kamera an ihrem Trageriemen hängen und schlurft von dem alten Holzbau weg, ohne Beezer dabei aus den Augen zu lassen. Die schuldbewusste, ängstliche Art, wie er sich bewegt, erinnert Beezer an eine Hyäne, die zu ihrem Aas schleicht. Wendell Green fürchtet Beezer wirklich, und dazu hat er auch alles Recht. Green kann von Glück sagen, dass Beezer ihm nicht tatsächlich den Kopf abgerissen hat, statt nur davon zu reden. Trotzdem … Greens hyänenartiges Wegschleichen kommt Beezer unter den jetzigen Umständen ziemlich merkwürdig vor. Er kann doch nicht fürchten, vor all diesen Cops zusammengeschlagen zu werden, oder?
Beezers Gehirn verknüpft Greens Unbehagen mit der von ihm beobachteten Verständigung zwischen Runkleman und Saknessum. Als ihre Blickrichtung sich geändert hat, als sie weggesehen haben, haben sie zu dem Reporter hinübergesehen! Er hat das Ganze im Voraus geplant. Green hat die Neandertaler natürlich vorgeschickt, um von seiner heimlichen Arbeit mit der Kamera abzulenken. Solche abgrundtiefe Schäbigkeit, solche morallose Niederträchtigkeit versetzt Beezer in Zorn. Von Ekel getrieben, entfernt er sich unauffällig von Dale und den übrigen Polizeibeamten und geht auf Wendell Green zu, ohne den Reporter auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Er merkt, wie Wendell überlegt, ob er flüchten soll, diese Idee aber wieder verwirft, vermutlich weil er genau weiß, dass er keine Chance hat, ihm zu entwischen.
Als Beezer bis auf drei Schritte an ihn herangekommen ist, sagt Green: »Wir brauchen hier keinen Ärger, Mr. St. Pierre. Ich mache nur meine Arbeit. Das verstehen Sie bestimmt.«
»Ich verstehe alles Mögliche«, sagt Beezer. »Wie viel haben Sie diesen Clowns gezahlt?«
»Wem? Welchen Clowns?« Wendell gibt vor, Doodles und die anderen erst jetzt zu bemerken. »Oh, die? Haben die den ganzen Rabatz gemacht?«
»Und warum hätten sie losziehen und hier Krach schlagen sollen?«
»Weil sie Tiere sind, nehme ich mal an.« Wendells Gesichtsausdruck lässt den ernstlichen Wunsch erkennen, sich mit
Beezer auf der Seite der Menschen zusammenzutun – in Abgrenzung zu Tieren wie Runkleman und Saknessum.
Beezer, der darauf achtet, statt Greens Kamera dessen Augen zu fixieren, tritt näher an ihn heran und sagt: »Wendell, Sie sind echt ein Scheißkerl, wissen Sie das?«
Wendell hebt die Hände, um Beezer abzuwehren. »He, wir haben vielleicht Meinungsverschiedenheiten gehabt, aber …«
Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, umfasst Beezer mit der rechten Hand die Kamera und legt seine Linke flach auf Wendell Greens Brust. Er reißt die rechte Hand zurück und versetzt Green mit der Linken einen gewaltigen Stoß. Eines von beiden muss brechen, Greens Genick oder der Trageriemen, und ihm ist’s fast egal, was zuerst nachgibt.
Nach einem Geräusch wie ein Peitschenknall taumelt der Reporter mit den Armen fuchtelnd rückwärts und schafft es kaum, auf den Beinen zu bleiben. Beezer zieht die Kamera aus ihrer Tasche, von der zwei Stücke eines zerfetzten Lederriemens herabbaumeln. Er lässt die Tasche fallen und dreht die Kamera in seinen Pranken hin und her.
»He, lassen Sie das!«, sagt Wendell mit erhobener Stimme, die aber doch leiser als ein Schrei ist.
»Was ist das, eine alte F2A?«
»Wenn Sie das schon wissen, dann wissen Sie auch, dass sie ein echter Klassiker ist. Geben Sie sie mir wieder.«
»Ich mache sie nicht kaputt, ich räume sie nur aus.« Beezer öffnet die Kamerarückwand, schiebt einen dicken Finger unter das sichtbare Filmstück und reißt den ganzen Film aus der Patrone. Er lächelt dem Reporter zu und wirft den Film ins Dickicht. »Sehen Sie, wie viel besser sie aussieht ohne diesen ganzen Scheiß da drin? Das ist ein hübscher kleiner Apparat – Sie sollten ihn nicht mit Müll voll stopfen.«
Wendell wagt nicht, sich anmerken zu lassen, wie wütend er ist. Er reibt sich die wunde Stelle am Genick und knurrt: »Dieser so genannte Müll ist mein Lebensunterhalt, Sie Trampel, Sie Schwachkopf. Geben Sie mir jetzt meine Kamera wieder.«
Beezer hält sie ihm nonchalant hin. »Ich habe gerade nicht alles verstanden, fürchte
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