Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
Fisherman ihn sehen lassen wollte. Abgesehen von einer kleinen Ausnahme … vielleicht. Der einzelne Pantoffel. Jack weiß nicht, ob daraus jemals etwas werden wird, aber es könnte irgendwann nützlich sein. Zum Beispiel vor Gericht … als Mittel zur Identifizierung …
Dieser Fall kommt nie vor Gericht, das weißt du. Vielleicht endet er nicht mal auf dieser W…
Als sie die Kombination aus Bereitschaftsraum und Einsatzzentrale betreten, werden seine Gedanken durch eine Woge aus heiterem Lärm unterbrochen. Die Männer und Frauen des French Landing Police Departments applaudieren Jack stehend. Auch Henry Leyden steht da und klatscht ihm Beifall. Dale schließt sich an.
»Jesus, Leute, lasst das«, sagt Jack, indem er zugleich lacht und rot wird. Aber er will sich nicht belügen, sich nicht einzureden versuchen, diese Runde Beifall mache ihm keine Freude. Er spürt ihre Wärme; er sieht das Licht ihres Respekts. Solche Dinge sind eigentlich belanglos. Aber dies erscheint ihm wie eine Heimkehr, und das ist wichtig.
Als Jack und Henry ungefähr eine Stunde später die Polizeistation verlassen, sind Beezer, Mouse und Kaiser Bill noch da. Die beiden anderen sind zur Row zurückgefahren, um die jeweiligen Alten über die Ereignisse dieses Abends zu informieren.
»Sawyer«, sagt Beezer.
»Ja«, sagt Jack.
»Wenn wir irgendwas tun können … Sie verstehen, Mann? Irgendwas. «
Jack betrachtet den Biker nachdenklich und fragt sich, was hinter dessen Art stecken mag … außer Trauer, natürlich. Die Trauer eines Vaters. Beezers Blick bleibt unverwandt auf ihn gerichtet. Etwas abseits steht Henry Leyden mit leicht erhobenem Kopf, als wollte er im Flussnebel etwas wittern, und summt tief in seiner Kehle vor sich hin.
»Morgen gegen elf schaue ich bei Irmas Mutter vorbei«, sagt Jack. »Glauben Sie, dass Sie und Ihre Freunde sich gegen Mittag in der Sand Bar mit mir treffen könnten? Soviel ich weiß, lebt sie ganz in der Nähe. Ich spendiere euch eine Runde Limonade.«
Beezer lächelt nicht, aber sein Blick wird etwas freundlicher. »Wir sind da.«
»Sehr gut«, sagt Jack.
»Kann man erfahren, worum es geht?«
»Es gibt einen Ort, der gefunden werden muss.«
»Hat er etwas mit wem auch immer zu tun, der Amy und die anderen Kinder ermordet hat?«
»Vielleicht.«
Beezer nickt. »Vielleicht genügt mir.«
Jack fährt langsam in Richtung Norway Valley zurück, was aber nicht nur am Nebel liegt. Obwohl es noch früh am Abend ist, ist er todmüde und glaubt zu wissen, dass es Henry nicht anders ergeht. Nicht weil er schweigsam ist; Jack hat sich daran gewöhnt, dass Henry zwischendurch manchmal Ruhepausen einlegt. Nein, wegen der Stille, die unterwegs in dem Pickup herrscht. Normalerweise dreht Henry ruhelos, fast schon zwanghaft am Radio herum, stellt nacheinander alle Sender aus La Riviere ein, hört sich an, was KDCU hier in der Stadt bringt, zieht dann weitere Kreise und sucht Milwaukee, Chicago, vielleicht sogar Omaha, Denver und St. Louis, wenn die atmosphärischen Bedingungen gut sind. Eine Vorspeise aus Pop hier, ein Salat aus Spirituals dort, vielleicht ein Spritzer Perry Como ganz unten am Skalenende: hot-diggity, dog-diggity, boom what-ya-do-to-me. Aber nicht heute Abend. Heute sitzt Henry einfach nur ruhig auf seiner Seite des Pickups und hält die Hände im Schoß gefaltet. Als sie keine zwei Meilen mehr von seiner Einfahrt entfernt sind, sagt Henry schließlich: »Heute Abend kein Dickens mehr, Jack. Ich gehe sofort ins Bett.«
Die Erschöpfung in Henrys Stimme erschreckt Jack, macht ihn besorgt. Henry klingt nicht wie er selbst oder eine seiner Radiorollen; in diesem Augenblick klingt er nur alt und müde, kurz vor dem Ausbrennen.
»Ich auch«, stimmt Jack zu, wobei er versucht, sich seine Besorgnis nicht anhören zu lassen. Henry nimmt jede stimmliche Nuance wahr. Das ist fast unheimlich.
»Was hast du mit den Thunder Five vor, wenn ich fragen darf?«
»Das weiß ich selbst noch nicht so recht«, sagt Jack, aber Henry spürt diese Unwahrheit nicht auf, vielleicht weil er müde ist. Jack will Beezer und seine Jungs nach dem Haus suchen lassen, von dem Potsie ihm erzählt hat, nach diesem Haus, in dessen Umgebung Schatten verschwinden. Zumindest haben
sie das in den Siebzigerjahren getan. Er wollte auch Henry fragen, ob er je von einem Black House in French Landing gehört hat, nur nicht gerade jetzt. Nicht nachdem er gehört hat, wie erledigt Henry offenbar ist. Vielleicht morgen.
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