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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Holzflügel, die sich im selben Ostwind drehen. Nur ist dieser Wind unendlich frischer, unendlich reiner. Jack berührt den Bund seiner Unterhose und ertastet ein raues Gewebe. In dieser Welt gibt es keine Boxershorts. Auch sein Kopfkissen hat sich verändert. Aus Schaumstoff sind Gänsedaunen geworden, aber es ist trotzdem noch bequem. Viel bequemer als zuvor, um die Wahrheit zu sagen. Wohlbehagen unter seinem Kopf.
    »Ich fange ihn, Speedy«, flüstert Jack Sawyer zu den neuen Sternbildern aus neuen Sternen hinauf. »Ich werd’s jedenfalls versuchen.«
    Er schläft.
    Als er aufwacht, ist es früher Morgen. Der leichte Ostwind hat sich gelegt. In der Richtung, aus der er gekommen ist, zeichnet sich am Horizont ein hell orangeroter Streifen ab – die Sonne wird bald aufgehen. Jack ist steif, sein Hintern tut ihm weh, und er ist feucht von Tau, aber er fühlt sich ausgeruht. Das gleichmäßige, rhythmische Knarren ist verstummt, aber das überrascht ihn nicht. Als er die Augen geöffnet hat, hat er sofort gewusst, dass er wieder in Wisconsin war. Und er weiß noch etwas anderes: Er kann zurückkehren. Wann immer er will. Das wahre Coulee Country, das eigentliche Coulee Country, ist nur einen Wunsch und eine Bewegung entfernt. Das erfüllt ihn mit Freude und Schrecken zu gleichen Teilen.

    Jack steht auf und patscht mit dem Kopfkissen unter dem Arm barfuß zum Haus zurück. Er schätzt, dass es ungefähr fünf Uhr morgens ist. Weitere drei Stunden Schlaf werden reichen, damit er allem gewachsen ist. Auf der Verandatreppe berührt er die Baumwolle seiner Boxershorts. Obwohl seine Haut feucht ist, ist die Unterhose fast trocken. Natürlich ist sie das. Die meiste Zeit, die er heute im Freien geschlafen hat (wie in so vielen Nächten im Herbst seines zwölften Lebensjahrs), hat er sie ja gar nicht getragen. Sie war irgendwo anders.
    »Im Land des Opopanax«, sagt Jack und geht hinein. Drei Minuten später schläft er wieder, diesmal in seinem Bett. Als er um acht Uhr aufwacht, weil spürbares Sonnenlicht durch sein Fenster strömt, könnte er fast glauben, seine letzte Reise sei nur ein Traum gewesen.
    Aber in seinem Herzen weiß er es besser.

18
    Erinnern wir uns an diese Übertragungswagen, die auf den Parkplatz hinter der Polizeistation fuhren? Und an Wendell Greens Beitrag zur allgemeinen Aufregung, bevor Officer Hrabowskis riesige Stablampe ihn mit einem Schlag ins Schlummerland beförderte? Wir können sicher sein, dass die Fernsehteams in den Ü-Wagen sich der Situation gewachsen zeigten, sobald sie erkannten, dass ein Aufruhr unvermeidlich sein würde, am nächsten Morgen beherrscht nämlich ihre Berichterstattung über den wilden Abend die Fernsehschirme in ganz Wisconsin. Um neun Uhr sehen Leute in Racine und Milwaukee, Leute in Madison und Delafield und Leute, die so weit im Norden des Staats leben, dass sie Satellitenschüsseln brauchen, um überhaupt Fernsehempfang zu haben, von ihren Pfannkuchen, ihren Schalen mit Cornflakes, ihren Spiegeleiern und ihren englischen Muffins mit Butter auf, um zu beobachten, wie ein kleiner, nervös wirkender Polizeibeamter die Demagogenkarriere eines großen, rotgesichtigen Reporters im Keim erstickt, indem er ihn mit einem stumpfen Werkzeug niederschlägt. Und auch auf etwas anderes können wir uns verlassen: dass diese Berichterstattung nirgends so allgemein und zwanghaft verfolgt wird wie in French Landing und seinen Nachbargemeinden Centralia und Arden.
    Jack Sawyer, der über mehrere Dinge gleichzeitig nachdenkt, verfolgt die Berichterstattung in dem kleinen tragbaren Fernseher, den er in der Küche auf die Arbeitsplatte gestellt hat. Er hofft, dass Dale Gilbertson die Dienstenthebung seines Untergebenen
Arnold Hrabowski nicht doch rückgängig machen wird, hegt aber den starken Verdacht, dass der Verrückte Ungar bald wieder Uniform tragen wird. Dale denkt nur, dass er ihn endgültig aus dem FLPD loswerden will; er ist zu weichherzig, um sich Arnies flehentliche Bitten anzuhören – und nach gestern Abend kann sogar ein Blinder sehen, dass Arnie betteln wird -, ohne irgendwann nachzugeben. Jack hofft auch, dass der grässliche Wendell Green entlassen wird oder in Schimpf und Schande wegzieht. Reporter dürfen sich nicht in ihre Storys hineindrängeln, und genau das tut das gute alte Großmaul Wendell, das wie ein Werwolf nach Blut schreit. Jack hat jedoch das deprimierende Gefühl, dass Wendell Green sich aus seinen gegenwärtigen Schwierigkeiten herausreden (das

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