Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
sich an Dale. »Der Fall geht Sie nichts mehr an«, sagt er. »Das waren lauter einsilbige Wörter. Einfacher kann ich’s nicht ausdrücken. Bestätigen Sie mir das also, damit ich weiß, dass die Message angekommen ist, Chief: Haben Sie mich verstanden?«
»Natürlich habe ich das«, sagt Dale. »Den Fall können Sie gern haben. Aber steigen Sie von Ihrem hohen Ross runter, okay? Wenn Sie geglaubt haben, ich würde untätig zusehen, wie eine Horde Betrunkener aus der Sand Bar diesen Mann aus Lucky’s Tavern holt und ihn lyncht …«
»Stellen Sie sich nicht dümmer hin, als Sie sind«, knurrt Brown. »Seinen Namen haben die aus dem hiesigen Polizeifunk erfahren.«
»Das bezweifle ich stark«, sagt Dale ruhig, während er an das aus ihrer Asservatenkammer entliehene Handy eines Dealers denkt.
Black packt Potters hagere Schulter, reißt ihn grob herum und stößt ihn dann so brutal aus der Zelle, dass der Alte beinahe stürzt. Potter rappelt sich mühsam auf. Sein ausgezehrtes Gesicht ist voller Schmerz und Würde.
»Troopers«, sagt Jack.
Er spricht nicht laut oder zornig, aber beide State Troopers drehen sich nach ihm um.
»Misshandeln Sie diesen Verhafteten in meiner Gegenwart
noch ein einziges Mal, rufe ich sofort nach Ihrer Abfahrt Ihre Vorgesetzten in Madison an, und glauben Sie mir, Troopers, die werden mir zuhören. Ihre Einstellung ist arrogant, gewaltbereit und kontraproduktiv, was die Lösung dieses Falls betrifft. Ihre Fähigkeit zur Kooperation mit anderen Dienststellen ist nichtexistent. Ihr Verhalten ist unprofessionell und wirft ein schlechtes Licht auf den Staat Wisconsin. Reißen Sie sich zusammen, sonst garantiere ich Ihnen, dass Sie ab Freitag nächster Woche auf der Suche nach Jobs bei einem Sicherheitsdienst sind.«
Obwohl seine Stimme ruhig und gleichmäßig bleibt, scheinen Brown und Black zu schrumpfen, während er spricht. Als er fertig ist, stehen sie wie zwei bestrafte Schuljungen da. Dale starrt Jack respektvoll an. Nur Potter wirkt unbeeindruckt; er betrachtet mit eigentümlich leerem Blick seine gefesselten Hände.
»Los, haut ab«, sagt Jack. »Nehmt euren Verdächtigen mit, nehmt die Fallakten mit und verschwindet.«
Black öffnet den Mund, um etwas zu sagen, dann macht er ihn jedoch gleich wieder zu. Sie gehen. Nachdem die Tür hinter ihnen zugefallen ist, sieht Dale zu Jack hinüber und sagt ganz leise: »Wow.«
»Was?«
»Wenn du’s nicht selbst weißt«, sagt Dale, »erzähl ich’s dir nicht.«
Jack zuckt mit den Schultern. »Mit Potter sind sie erst mal so beschäftigt, dass wir ein bisschen richtig arbeiten können. Falls dieser Abend auch eine erfreuliche Seite hat, ist sie das.«
»Was hast du aus ihm rausgekriegt? Irgendwas von Belang?«
»Einen Namen. Bedeutet vielleicht nichts. Charles Burnside. Spitzname Chummy. Schon mal von ihm gehört?«
Dale schiebt die Unterlippe vor und zieht nachdenklich daran. Dann lässt er sie los und schüttelt den Kopf. »Der Name kommt mir entfernt bekannt vor, aber das liegt vielleicht daran, dass er so häufig ist. Mit dem Spitznamen kann ich nichts anfangen, nein.«
»Er war vor über dreißig Jahren mal Bauunternehmer, ein Geschäftemacher in Chicago. Zumindest behauptet Potsie das.«
»Potsie«, sagt Dale. Das Klebeband in der linken unteren Ecke des Schildes EIN ANRUF HEIßT EIN ANRUF hat sich abgelöst, und Dale drückt es mit der Miene eines Mannes, der nicht recht wahrnimmt, was er tut, wieder fest. »Ihr seid schnell Kumpel geworden, was?«
»Nein«, sagt Jack ernst. » Burnside ist Chummy. Und Black House gehört nicht Lieutenant Black.«
»Du tickst nicht mehr richtig. Welches Haus meinst du?«
»Das ist ein Eigenname. Black, großes B, und House, gro ßes H. Schon mal von einem Haus dieses Namens hier in der Umgebung gehört?«
Dale lacht. »Gott, nein.«
Jack erwidert das Lächeln, aber urplötzlich wird daraus sein Vernehmungslächeln, nicht sein Ich-diskutiere-den-Fall-miteinem-Freund-Lächeln. Weil er jetzt ein Schutzmann ist. Und er hat das merkwürdige kleine Flackern in Dale Gilbertsons Blick bemerkt.
»Weißt du das sicher? Lass dir Zeit. Denk darüber nach.«
»Wirklich nicht, nein. Bei uns geben die Leute ihren Häusern keine Namen. Oh, die alte Miss Graham und Miss Pentle nennen ihres hinter der Stadtbücherei Haus Geißblatt, weil der Zaun zur Straße hin ganz mit Geißblatt überwuchert ist, aber soviel ich weiß, ist das bei uns das einzige Haus, das einen Namen trägt.«
Jack sieht
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