Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
hallt: »Die Zeit ist gekommen«, sagte das Walross, »über viele Dinge zu sprechen.«
Der Abbalah hält sich vermutlich an seinem Hof auf (das heißt, der Teil seines Wesens, der nicht laut Speedy im Dunklen Turm gefangen ist), aber der Fisherman und Mr. Munshun könnten überall sein. Wissen sie, dass Jack Sawyer sich in ihre Belange eingemischt hat? Natürlich wissen sie das. Spätestens seit heute. Könnten sie versuchen, ihn zu behindern, indem sie einem seiner Freunde etwas antun? Zum Beispiel einem bestimmten blinden Sportreporter-Bürgerschreck-Bebopper?
Ja, natürlich. Und jetzt, vielleicht weil er dafür sensibilisiert ist, spürt er wieder jenes hässliche Pulsieren aus dem Südwesten der Landschaft, das er wahrgenommen hat, als er zum ersten Mal im Erwachsenenalter hinübergeflippt ist. Als die Straße nach Südosten wegkurvt, verschwindet es fast. Als der Kühler des Pickups dann wieder nach Südwesten zeigt, gewinnt das unheilvolle Pochen jedoch erneut an Stärke und hämmert in seinem Kopf wie eine beginnende Migräne.
Was du spürst, ist Black House, nur ist es kein Haus, jedenfalls kein richtiges. Es ist ein Wurmloch im Apfel der Existenz, das ganz bis ins Feuerland hinunterführt. Es ist eine Tür. Vielleicht war sie bis heute, bevor Beezer und seine Kumpel dort aufgekreuzt sind, nur einen Spaltbreit geöffnet, aber jetzt steht sie weit offen und lässt einen verdammt scharfen Luftzug herein. Ty muss zurückgeholt werden, ja … aber auch diese Tür muss geschlossen werden. Bevor Gott weiß was für Ungeheuer geifernd aus ihr hervorquellen.
Jack lenkt den Pickup abrupt auf die Tamarack Road. Die Reifen quietschen. Sein Sicherheitsgurt rastet ein, und Jack fürchtet einen Augenblick lang, der Wagen könnte umkippen. Aber das Fahrzeug bleibt auf den Rädern, und Jack rast in Richtung Norway Valley Road weiter. Mouse wird einfach noch etwas länger durchhalten müssen; er denkt nicht daran, Henry hier draußen ganz allein zu lassen. Sein Freund weiß noch nichts davon, aber er wird jetzt einen kleinen Ausflug in die Nailhouse Row machen. Bis die ganze Situation sich stabilisiert, erscheint es Jack angebracht, Zweiergruppen zu bilden.
Was alles gut und recht gewesen wäre, wenn Henry zu Hause wäre, was er aber nicht ist. Auf Jacks wiederholtes hektisches Klingeln erscheint Elvena Morton mit einem Mopp in der Hand an der Haustür.
»Er ist drüben bei KDCU und nimmt Werbespots auf«, sagt Elvena. »Hab ihn selbst dort abgesetzt. Ich weiß nicht, warum er sie nicht einfach hier in seinem Studio macht, aber er hat irgendwas von Geräuscheffekten gesagt, glaub ich. Mich wundert nur, dass er Ihnen das nicht erzählt hat.«
Das Beschissene daran ist, dass Henry das sehr wohl getan hat. Cousin Buddy’s Rib Crib. Der alte Klotz am Bein. Das schöne Stadtzentrum von La Riviere. Alles das. Er hat Jack sogar erzählt, dass Elvena Morton ihn hinfahren wird. Seit dem Telefongespräch mit Henry hat Jack einiges erlebt – er ist einen alten Freund aus seiner Kindheit wieder begegnet, er hat sich in Judy Marshalls Twinner verliebt und nebenbei noch Aufschluss über das grundlegende Geheimnis aller Existenz erhalten -, aber nichts davon hindert ihn daran, die linke Hand zur Faust zu ballen und sich damit mitten zwischen die Augen an die Stirn zu schlagen. Angesichts der Tatsache, wie rasend schnell die Dinge jetzt ablaufen, erscheint ihm sein unnützer Umweg als fast unverzeihlicher Fehler.
Mrs. Morton mustert ihn mit vor Besorgnis weit aufgerissenen Augen.
»Holen Sie ihn später wieder ab, Mrs. Morton?«
»Nein, er geht mit jemandem vom Sportsender ESPN auf
einen Drink aus. Henry hat gesagt, dass der Mann ihn anschlie ßend nach Hause fährt.« Sie senkt die Stimme zu dem vertraulichen Flüstern, in dem sich Geheimnisse irgendwie am besten weitererzählen lassen. »Henry hat nicht ausdrücklich davon gesprochen, aber ich glaube, dass George Rathbun gro ße Dinge ins Haus stehen. Sehr große Dinge.«
Soll seine Sendung Badger Barrage in ganz Amerika ausgestrahlt werden? Das würde Jack nicht sonderlich überraschen, aber er hat keine Zeit, sich jetzt für Henry zu freuen. Er übergibt Mrs. Morton die Kassette – hauptsächlich um nicht das Gefühl haben zu müssen, dieser Abstecher sei ganz vergebens gewesen. »Legen Sie sie ihm so hin, dass er …«
Er spricht nicht weiter. Mrs. Morton betrachtet ihn mit wissendem, belustigtem Lächeln. Dass er sie sehen muss, hätte Jack beinahe gesagt. Ein
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