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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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wechselt, und der Blinde hat ihm, während der Fettsack auf der Toilette war, um wieder etwas Platz zu schaffen, einen Fünfer zugesteckt, damit er ein Taxi ruft.
    »Hä?«
    »Ich habe gesagt: ›Doch, das kann ich sehr wohl.‹ Barkeeper?«
    »Es steht bereits draußen, Sir«, teilt Avery ihm mit. »Vor zwei Minuten vorgefahren.«
    Ein schwerfälliges Knarren zeigt, dass Penniman sich auf seinem Barhocker umdreht. Henry kann das Stirnrunzeln des Mannes nicht sehen, mit dem er das jetzt mit laufendem Motor auf der Hotelzufahrt parkende Taxi betrachtet, aber kann es spüren.
    »Hören Sie, Henry«, sagt Penniman. »Ich glaube, dass Ihnen vielleicht ein gewisses Verständnis für Ihre gegenwärtige Situation fehlt. Am Firmament des Sportradios gibt es Sterne, verdammt, die gibt’s wirklich – Leute wie das Fabulous Sports Babe und Tony Kornheiser streichen allein als Sprecher sechsstellige Jahresgagen ein, locker sechsstellige Gagen -, aber dort sind Sie noch nicht. Diese Tür ist Ihnen bisher verschlossen. Aber ich, mein Freund, bin ein verdammt guter Türöffner. Das Ende vom Lied ist, dass ich sage, wir sollten uns noch einen Drink genehmigen und dann …«
    »Barkeeper«, sagt Henry halb laut, dann schüttelt er den Kopf. »Ich kann Sie nicht einfach nur Barkeeper nennen; das funktioniert vielleicht bei Humphrey Bogart, aber es funktioniert nicht bei mir. Wie heißen Sie?«
    »Nick Avery, Sir.« Das letzte Wort setzt er automatisch hinzu, aber dem Dicken gegenüber hätte Avery es niemals gebraucht, nicht in einer Million Jahren. Beide Kerle haben ihm einen Fünfer Trinkgeld gegeben, aber der mit der Sonnenbrille ist ein Gentleman. Das hat nichts damit zu tun, dass er nicht sehen kann, sondern er ist einfach einer.

    »Nick, wer ist sonst noch an der Bar?«
    Avery sieht sich um. In einer der rückwärtigen Nischen sitzen zwei Männer beim Bier. In der Empfangshalle telefoniert ein Hotelpage. An der Bar selbst sitzen nur diese beiden Männer – der eine schlank, cool und blind, der andere fett, verschwitzt und allmählich sauer.
    »Niemand, Sir.«
    »Hier ist keine … Lady?« Lerche, hätte er beinahe gesagt. Hier ist keine Lerche?
    »Nein.«
    »Passen Sie auf«, sagt Penniman, und Henry denkt, dass er in seinem ganzen Leben noch nie jemanden gehört hat, dessen Stimme so wenig Ähnlichkeit mit »Little Richard« Penniman hat. Dieser Kerl ist weißer als Moby Dick … und wahrscheinlich ungefähr ebenso fett. »Wir haben hier noch viel zu diskutieren.« Viel sssu dischk’tiern, so kommt es heraus. »Es sei denn« – Essei’n -, »Sie versuchen mir beizubringen, dass mein Vorschlag Sie nicht interessiert.« Nicht mal in einer Million Jahren, sagt Pennimans Stimme für Henrys geschultes Ohr. Wir reden hier davon, dass wir Ihnen eine Geldmaschine ins Wohnzimmer stellen wollen, Baby, Ihren eigenen privaten Geldautomaten, und es ist ganz ausgeschlossen, dass Sie dazu Nein sagen.
    »Nick, riechen Sie kein Parfüm? Etwas sehr Leichtes und Altmodisches? Vielleicht My Sin?«
    Eine schwammige Hand fällt auf Henrys Schulter wie eine Wärmflasche. »Eine Sünde wär’s, alter Kumpel, wenn Sie sich weigern würden, mir bei einem weiteren Drink Gesellschaft zu leisten. Sogar ein Blinder könnte sehen, dass …«
    »Schlage vor, dass Sie Ihre Hand dort wegnehmen«, sagt Avery, und Pennimans Ohren scheinen nicht gänzlich taub für Nuancen zu sein, weil er nämlich sofort die Hand von Henrys Schulter nimmt.
    Dann wird sie etwas weiter oben durch eine andere Hand ersetzt. Sie berührt Henrys Nacken mit einer kalten Liebkosung, die kurz spürbar, aber sofort wieder verschwunden ist. Henry atmet tief durch. Dabei nimmt er wieder Parfümduft wahr. Im Allgemeinen werden Gerüche nach einiger Zeit
schwächer, weil die Rezeptoren, die sie aufgenommen haben, vorübergehend unempfindlich werden. Nicht jedoch diesmal. Nicht dieser Duft.
    »Kein Parfüm?«, fragt Henry fast flehentlich. Dass ihre Hand seinen Nacken berührt haben soll, kann er als taktile Halluzination abtun. Aber seine Nase täuscht ihn nie.
    Jedenfalls bisher nie.
    »Tut mir Leid«, sagt Avery. »Ich rieche Bier … Erdnüsse … den Gin dieses Mannes, sein Rasierwasser …«
    Henry nickt. Die Reflexe der Lichter hinter der Bar gleiten über die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille, während er geschmeidig vom Barhocker rutscht.
    »Ich glaube, Sie können einen Drink nicht ablehnen, mein Freund«, sagt Penniman in einem Tonfall, den er zweifellos für höflich

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