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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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drohend hält. »Nur noch einen Drink zur Feier unseres Deals, dann bringe ich Sie mit meinem Wagen nach Hause.«
    Henry riecht das Parfüm seiner Frau. Das weiß er sicher. Und er glaubt, die Hand seiner Frau an seinem Nacken gespürt zu haben. Aber trotzdem fällt ihm plötzlich der hagere kleine Morris Rosen ein – Morris, der wollte, dass er sich »Where Did Our Love Go?« in der Version von Dirtysperm anhört. Und natürlich, dass Henry den Song in seiner Rolle als Wisconsin Rat sendet. Morris Rosen, der in einem seiner kleinen Finger mit dem abgekauten Nagel mehr Integrität besitzt als dieser Säufer in seinem ganzen Körper.
    Er legt Penniman eine Hand auf den Unterarm. Er lächelt in Pennimans ungesehenes Gesicht und spürt, wie die Muskeln unter seiner Handfläche sich entspannen. Penniman glaubt zu wissen, dass er seinen Willen bekommen wird. Wieder einmal.
    »Nehmen Sie doch meinen Drink«, sagt Henry freundlich, »schütten ihn mit Ihrem Drink zusammen und stecken dann beide in Ihren fetten, pickeligen Arsch. Sollten Sie etwas brauchen, damit das alles drin bleibt, können Sie Ihren Job gleich hinterherstecken.«
    Henry wendet sich ab und geht rasch zum Ausgang, wobei er sich mit gewohnter Präzision orientiert und zur Sicherheit eine Hand vor sich ausgestreckt hält. Nick Avery klatscht spontan Beifall, aber das nimmt Henry kaum wahr, und Penniman
hat er bereits aus seinem Gedächtnis gestrichen. Was ihn beschäftigt, ist der Duft des Parfüms My Sin. Er wird etwas schwächer, als Henry in die Nachmittagshitze hinaustritt … aber ist das nicht ein verliebter Seufzer, den er da neben seinem linken Ohr hört? Die Art Seufzer, die seine Frau manchmal von sich gab, unmittelbar bevor sie einschlief, nachdem sie sich geliebt hatten? Seine Rhoda? Seine Lerche?
    »Hallo, Taxi!«, ruft er vom Randstein unter der Markise.
    »Hier drüben, Kumpel – sind Sie etwa blind?«
    »Wie ein Maulwurf«, sagt Henry, während er auf die Stimme zugeht. Er wird nach Hause fahren, die Füße hochlegen, ein Glas Tee trinken und sich dann das verdammte Band mit der Notrufaufnahme anhören. Vielleicht ist ja diese noch unerledigte Aufgabe schuld daran, dass er so kribbelig und zitterig ist, weiß er doch, dass er im Dunkeln dasitzen und sich die Stimme eines Kindermörders und Kannibalen anhören muss. Daran muss es liegen, es gibt nämlich keinen Grund, sich vor seiner Lerche zu fürchten, oder? Würde sie zurückkehren – zurückkehren und ihn verfolgen -, würde sie ihn bestimmt mit Liebe verfolgen.
    Oder etwa nicht?
    Ja, denkt er, während er sich auf den erstickend heißen Rücksitz des Taxis sinken lässt.
    »Wohin, Kumpel?«
    »Norway Valley Road«, sagt Henry. »Ein blau abgesetztes weißes Haus, das etwas von der Straße entfernt steht. Sie sehen es, bald nachdem Sie den Creek überqueren.«
    Henry lehnt sich zurück und wendet sein sorgenvolles Gesicht dem offenen Fenster zu. French Landing fühlt sich heute befremdlich an … spannungsgeladen. Wie etwas, was immer weiter über den Tisch gerutscht ist, bis es jetzt kurz davor ist, über die Kante zu kippen, um auf dem Fußboden zu zerschellen.
    Nehmen wir mal an, sie sei zurückgekehrt. Nehmen wir das mal an. Ist sie mit Liebe gekommen, warum macht der Duft ihres Parfüms mich dann so besorgt? Warum erfüllt er mich fast mit Abscheu? Und warum war ihre Berührung (ihre eingebildete Berührung, versichert er sich) so unangenehm?
    Warum war ihre Berührung so kalt?

    Nach dem grellen Sonnenschein ist es im Wohnzimmer von Beezers kleinem Holzhaus so dunkel, dass Jack anfangs überhaupt nichts sieht. Nachdem er sich etwas an die Dunkelheit gewöhnt hat, sieht er auch den Grund dafür: Die beiden Wohnzimmerfenster sind mit Decken verhängt – anscheinend mit zwei Decken pro Fenster -, und die Tür des zweiten Raums im Erdgeschoss, bestimmt die Küche, ist geschlossen.
    »Er kann kein Licht vertragen«, sagt Beezer. Er spricht leise, damit seine Stimme nicht im Hintergrund des Zimmers zu hören ist, wo auf einer Couch die Gestalt eines Mannes zu erahnen ist. Ein weiterer Mann kniet neben ihm.
    »Vielleicht war der Hund, der ihn gebissen hat, tollwütig«, sagt Jack. Das glaubt er aber selbst nicht.
    Beezer schüttelt nachdrücklich den Kopf. »Das ist keine phobische Reaktion. Doc sagt, dass sie physiologisch bedingt ist. Wo Licht auf seinen Körper fällt, beginnt sofort die Haut zu schmelzen. Ist Ihnen so was schon mal untergekommen?«
    »Nein.« Und Jack hat auch noch

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