Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
glauben, der Mann blicke in einen grausigen radioaktiven Sonnenuntergang. Aus den inneren Augenwinkeln sickert eine schlammartige schwarze Absonderung.
    » Das Buch der philosophischen Transformation handelt die meisten gegenwärtigen Dialektiken ab«, sagt Mouse mit klarer, weicher Stimme, »und auch Machiavelli spricht zu diesen Fragen.« Jack kann ihn sich fast in einem Hörsaal vorstellen. Das heißt, bis seine Zähne zu klappern beginnen.
    »Mouse, ich bin’s – Jack Sawyer.« Kein Zeichen des Erkennens in diesen unheimlich braun-roten Augen. Die schwarze Schmiere in den Augenwinkeln scheint jedoch zu zucken, als wäre Mouse irgendwie empfindungsfähig. Als würde er ihm zuhören.
    »Hollywood ist da«, murmelt Beezer. »Der Cop. Du erinnerst dich doch?«
    Eine von Mouse’ Händen liegt auf der Decke. Jack ergreift sie und muss gleich darauf einen überraschten Aufschrei unterdrücken, weil sie seine Hand erstaunlich kraftvoll umklammert.
Sie ist auch heiß. Heiß wie ein eben aus dem Backofen geholtes Brötchen. Mouse stößt ein langes, keuchendes Stöhnen aus, bei dem er eine Wolke aus widerlich fauligem Gestank verströmt. Er verrottet, denkt Jack. Er verfault von innen heraus. O Jesus, hilf mir, das durchzustehen.
    Das tut vielleicht nicht gerade Jesus, aber die Erinnerung an Sophie könnte helfen. Jack bemüht sich, seine Erinnerung auf ihre Augen zu konzentrieren, auf den wundervollen, ausgeglichenen, klaren Blick dieser blauen Augen.
    »Pass auf«, sagt Mouse.
    »Ich höre.«
    Mouse scheint sich zu sammeln. Unter der Wolldecke zittert sein Körper in einer lockeren, unkoordinierten Art, in der Jack die Vorstufe eines Anfalls ahnt. Irgendwo tickt eine Uhr. Irgendwo bellt ein Hund. Auf dem Mississippi tutet ein Schiff. Außer diesen Lauten herrscht Stille. Jack kann sich nur an eine einzige weitere Suspendierung des Laufs der Welt in seinem ganzen Leben erinnern: als er in einem Krankenhaus in Beverly Hills darauf wartete, dass seine Mutter ihren langwierigen Todeskampf zu Ende brachte. Irgendwo wartet Tyler Marshall darauf, gerettet zu werden. Hofft zumindest darauf, gerettet zu werden. Irgendwo sind die Brecher eifrig am Werk und versuchen die Achse zu zerstören, um die jegliche Existenz kreist. Hier ist aber nur dieser zeitlose Raum mit seinen schwachen Ventilatoren und giftigen Dämpfen.
    Mouse schließt die Augen, dann öffnet er sie wieder. Er fixiert den Neuankömmling, und Jack glaubt plötzlich zu wissen, dass ihm eine große Wahrheit anvertraut werden soll. Der Eiswürfel ist verschwunden; Jack nimmt an, dass er ihn zerkaut und verschluckt hat, ohne es zu merken, aber er traut sich nicht, noch einen zu nehmen.
    »Nur weiter, Kumpel«, sagt Doc. »Sieh zu, dass du’s rauskriegst, dann pump ich dich mit’ner weiteren Spritze voll. Mit dem guten Zeug. Vielleicht kannst du dann schlafen.«
    Mouse achtet nicht auf ihn. Seine mutierenden Augen bleiben starr auf Jacks gerichtet. Er umklammert Jack jetzt noch fester. Jack kann fast spüren, wie seine Handknochen sich aneinander reiben.

    »Nicht … hingehen und lauter teures Gerät kaufen«, sagt Mouse und stößt seufzend einen weiteren Pesthauch aus.
    »Nicht …?«
    »Die meisten Leute geben das Brauen nach … ein paar Jahren wieder auf. Bierbrauen ist … nichts für Schlappschwänze.«
    Jack sieht sich nach Beezer um, der seinen Blick ausdruckslos erwidert. »Zwischendurch hat er lichte Momente. Sie müssen Geduld haben. Lassen Sie ihm Zeit.«
    Mouse packt noch fester zu, dann lockert er den Griff, als Jack schon glaubt, ihn nicht länger ertragen zu können.
    »Besorg dir einen großen Topf«, sagt Mouse. Die roten Augen drohen aus ihren Höhlen zu quellen. Die rötlichen Schatten kommen und gehen, kommen und gehen, huschen über die gewölbte Landschaft seiner Hornhäute, und Jack denkt: Das ist sein Schatten. Der Schatten des Scharlachroten Königs. Mouse steht schon mit einem Fuß an seinem Hof.
    »Zwanzig Liter … mindestens. Die besten gibt’s in... Läden für Fischereibedarf. Und als Gärbottich … die Plastikbehälter von Wasserspendern sind gut … sie sind leichter als Glas, und … Ich verbrenne. Jesus, Beez, ich verbrenne! «
    »Scheiß drauf, ich geb ihm eine Spritze«, sagt Doc und lässt die Verschlüsse seiner Arzttasche aufschnappen.
    Beezer hält ihn am Arm fest. »Noch nicht.«
    Aus den Augen von Mouse beginnen blutige Tränen zu quellen. Die schwarze Schmiere scheint winzige Greifarme zu bilden. Sie schlängeln sich

Weitere Kostenlose Bücher