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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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durchgeweicht.«
    Bear Girl verschwindet bereitwillig. Jack steht wieder auf. Er hat weiche Knie, aber sie tragen ihn. »Stellen Sie sich vors Licht«, fordert er Doc auf. »Ich gehe in die Küche raus. Ich sterbe, wenn ich nichts zu trinken bekomme.«
     
    Jack trinkt direkt aus dem Hahn am Ausguss, schluckt, bis er das Gefühl hat, ihm werde ein Nagel in die Stirn getrieben, und rülpst darauf wie ein Pferd. Dann steht er einfach nur da und blickt in den Garten hinter Beezers und Bear Girls Haus hinaus. In dieser verunkrauteten Wildnis ist eine hübsche kleine Kinderschaukel aufgebaut. Es schmerzt Jack, sie anzusehen, aber er sieht sie trotzdem an. Nach dem Irrsinn von Mouse’ Bein erscheint es ihm wichtig, sich daran zu erinnern, dass er aus einem bestimmten Grund hier ist. Je mehr diese Ermahnung schmerzt, desto besser.
    Die Sonne, die jetzt golden wird, während sie zum Mississippi hinabsinkt, scheint ihm grell in die Augen. Die Zeit scheint also doch nicht still gestanden zu haben. Jedenfalls nicht außerhalb dieses kleinen Hauses. Außerhalb der Nailhouse Row Nr. 1 scheint sie im Gegenteil beschleunigt abgelaufen zu sein. Jack leidet unter der Vorstellung, sein Besuch hier sei ebenso sinnlos wie sein Umweg über Henrys Haus; er wird von dem Gedanken gequält, Mr. Munshun und dessen Boss, der Abbalah, ließen ihn herumlaufen wie ein Aufziehspielzeug mit einem Schlüssel im Rücken, während sie weiter ihre Schandtaten verüben. Er könnte dem Summen in seinem Kopf bis Black House folgen, warum zum Teufel steigt er also nicht einfach wieder in seinen Pickup und tut es?
    Das Parfüm, das er riecht, ist nicht das seiner toten Frau.

    Was soll das heißen? Wieso macht ihn die Vorstellung, dass jemand irgendein Parfüm riecht, so verrückt und ängstlich?
    Beezer klopft an die Küchentür, was ihn zusammenfahren lässt. Jacks Blick fällt auf eine Stickarbeit, die an der Wand über dem Küchentisch hängt. Dort steht aber nicht etwa GOTT SEGNE UNSER HEIM, sondern HEAVY METAL THUNDER. Mit einer sorgfältig gestickten Harley-Davidson darunter.
    »Kommen Sie rein, Mann«, sagt der Beez. »Er ist wieder wach.«
     
    Henry befindet sich auf einem Waldweg – oder vielleicht ist es eine Art Zufahrtsstraße -, und etwas ist hinter ihm. Bei jedem Umsehen – in seinem Traum kann er sehen, aber diese Gabe ist nicht gerade ein Segen – ist das Etwas dort hinten ein wenig deutlicher zu erkennen. Es scheint ein Mann in Abendkleidung zu sein, aber seine Gestalt ist erschreckend in die Länge gezogen. Außerdem hat er spitze Reißzähne, die über seine lächelnde Unterlippe hinausragen. Und er scheint – ist das möglich? – nur ein Auge zu haben.
    Als Henry sich erstmals umsieht, ist die Gestalt nur ein verschwommener Fleck zwischen den Bäumen. Beim nächsten Mal kann er die beunruhigende dunkle Form des Jacketts und einen schwebenden roten Fleck erkennen, der eine Krawatte oder ein Brusttuch sein könnte. Vor Henry liegt die Höhle dieses Wesens: ein stinkendes Loch, das nur zufällig wie ein Haus aussieht. Seine Nähe lässt Henrys Kopf summen. Statt nach Kiefern riecht der Wald, der auf beiden Seiten an den Weg herandrängt, nach einem schweren, süßlichen Parfüm: My Sin.
    Es treibt mich vor sich her, denkt er bestürzt . Was dieses Ding dort hinten auch sein mag, es treibt mich vor sich her wie ein Stück Vieh zum Schlachthaus.
    Henry überlegt, ob er die Zufahrt nach links oder nach rechts verlassen und sein auf wundersame Weise erlangtes Augenlicht dazu nutzen soll, durch den Wald zu flüchten. Aber auch dort lauern Wesen. Dunkle, schwebende Gestalten in allen möglichen Formen. Das nächste Etwas kann er fast erkennen. Es ist eine Art Riesenhund mit langer Zunge – rot wie das Brusttuch seines Verfolgers – und hervorquellenden Augen.

    Ich darf mich nicht von ihm zu seinem Haus treiben lassen, denkt Henry. Ich muss flüchten, bevor er mich dorthin treiben kann … aber wie? Wie nur?
    Dann kommt ihm eine verblüffend einfache Erkenntnis. Er braucht nur aufzuwachen. Weil das alles nur ein Traum ist. Es ist nur ein …
    »Es ist ein Traum!«, ruft Henry aus und ruckt nach vorn. Er läuft nicht, sondern er sitzt, er sitzt in seinem Lehnsessel und wird bald einen sehr nassen Schritt haben, weil er beim Einschlafen eine Dose Kingsland Lager zwischen den Beinen balanciert hat, die …
    Aber es gibt kein Verschütten, weil es keine Bierdose gibt. Henry tastet vorsichtig nach rechts, und tatsächlich, sie steht auf dem

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