Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
geschlossenen Lidern hin und her bewegen. Die Lippen bewegen sich … Er flüstert etwas … Abbalah? Flüstert er das Wort seiner Mutter? Bestimmt nicht, aber …
    Wir beugen uns tiefer, um zu horchen, aber bevor wir etwas hören können, spricht ein Schaltkreis in Tylers poppig rotem Uhrenradio an, und plötzlich erfüllt George Rathbuns Stimme den Raum und reißt Tyler aus seinen Träumen, welche auch immer sich unter diesem zerzausten Haarschopf abgespielt haben mögen.
    »Fans, ihr solltet mir jetzt wirklich lieber zuhören, ich kann’s nicht oft genug wiederholen. Wenn ihr Henreid Brothers Furniture in French Landing und Centralia nicht kennt, habt ihr keine Ahnung von Möbeln. Richtig, ich rede von Henreid Brothers, dem Spezialhaus für Möbel im Kolonialstil. Wohnzimmer Esszimmer Schlafzimmer, berühmte Marken, die man kennt, denen man vertraut, wie La-Z-Boy Breton Woods und Moosehead. Sogar ein Blinder kann sehen, dass Henreid Brothers Qualität bedeutet!«
    Ty Marshall lacht schon, bevor er beide Augen ganz geöffnet hat. Er verehrt George Rathbun, George ist echt Spitze.
    Und jetzt, ohne nach dem Werbespot auch nur den Gang zu wechseln: »Na, Jungs, freut ihr euch alle schon auf das Brewers-Gewinnspiel?
Habt ihr mir eure Postkarten mit Namen, Adresse und el telefono darauf geschickt? Hoffentlich, Einsendeschluss war nämlich um Mitternacht. Habt ihr den verpasst … so solly, Cholly!«
    Ty macht die Augen wieder zu und flüstert dreimal nacheinander dasselbe Wort: Scheiße, Scheiße, Scheiße. Er hat vergessen, eine Karte einzuschicken. Jetzt kann er nur hoffen, dass sein Dad (der weiß, wie vergesslich sein Sohn sein kann) daran gedacht und eine für ihn abgeschickt hat.
    »Hauptgewinn?«, sagt George. » Nur die Chance für euch oder eure Lieb-lings-per-son im richtigen Alter, an der gesamten Cincinnati-Serie als Batboy oder Batgirl der Brew Crew teilnehmen zu dürfen. Nur die Chance, einen Richie-Sexson-Schläger mit Au-to-gramm zu gewinnen – das Holz mit dem BLITZ drin! Ganz zu schweigen von fünfzig Freikarten am ersten Base mit mir, George Rathbun, dem wandelnden Baseball-Lexikon von Coulee Country. Aber wozu erzähle ich euch das alles? Habt ihr den Einsendeschluss verpasst, ist’s jetzt zu spät. Klappe zu, Affe tot, macht den Hosenstall dicht! Oh, ich weiß, warum ich das erwähnt habe – damit ihr kommenden Freitag bestimmt KDCU einschaltet, um zu hören, ob ich euren Namen über den Äther schicke!«
    Ty ächzt. Es gibt nur zwei Chancen, dass George seinen Namen im Radio ausspricht: gering und keine. Nicht, dass er sich sehr viel daraus gemacht hätte, ein Batboy zu sein, der in einer unförmig weiten Spieleruniform der Brewers vor all diesen Leuten im Miller Park herumlief, aber Richie Sexsons persönlichen Schläger, das Holz mit dem Blitz drin, zu besitzen … Wie geil wäre das?
    Tyler wälzt sich aus dem Bett, schnüffelt an den Achseln seines gestrigen T-Shirts, wirft es beiseite und nimmt dann ein frisches aus der Schublade. Sein Dad fragt ihn manchmal, warum er seinen Wecker immer dermaßen früh stellt – schließlich hat er Sommerferien -, und Tyler kann ihm einfach nicht begreiflich machen, dass jeder Tag für ihn wichtig ist, vor allem jene, die mit Wärme und Sonnenschein und keinen besonderen Verpflichtungen erfüllt sind. Es ist, als würde er tief in seinem Inneren eine leise Stimme hören, die ihn davor warnt, bloß keine
Minute zu vergeuden, nicht eine einzige, so überaus kurz ist die Zeit nämlich.
    Was George Rathbun als Nächstes sagt, bläst die letzten Schlafnebel aus Tylers Gehirn – es gleicht einem eiskalten Wasserguss. »Sag mal, Coulee Country, möchtest du über den Fisherman reden?«
    Tyler erstarrt und fühlt, wie ihm ein eigenartiger kleiner Schauder den Rücken hinaufkriecht, um dann über die Arme wieder hinunterzulaufen. Der Fisherman. Irgendein verrückter Kerl, der Kinder ermordet … und sie dann tatsächlich isst? Tja, er hat dieses Gerücht gehört, hauptsächlich von den größeren Jungs drunten auf dem Baseballfeld oder im hiesigen Freizeitzentrum, aber wer würde so was Krasses tun? Kannibalismus, igitt!
    George senkt die Stimme. »Ich erzähle euch jetzt ein kleines Geheimnis, also hört eurem Onkel George aufmerksam zu.« Tyler sitzt auf der Bettkante, hält seine Laufschuhe an den Schuhbändern und hört seinem Onkel George wie geheißen gut zu. Es kommt ihm seltsam vor, George Rathbun über ein so … so unsportliches Thema reden zu hören,

Weitere Kostenlose Bücher