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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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liegenden Laufschuh …
    »Ty?«, ruft er. »Willst du uns bloß verscheißern? Lass das lieber bleiben. Sonst sage ich Ebbie, dass er dir die schlimmste Kopfnuss gibt, die du je gekriegt hast.«
    Keine Antwort. Ty verscheißert niemanden. Das ahnt T. J. irgendwie.
    In T. J.s Kopf explodieren plötzlich Erinnerungen an Amy St. Pierre und Johnny Irkenham. Hinter der Hecke hört er verstohlene Schritte (beziehungsweise bildet sich ein, sie zu hören): Der Fisherman, der sein Mittagessen verputzt hat, will sich eine Nachspeise holen!
    T. J. will kreischen, kann aber nicht. Seine Kehle ist zu einem
nadelfeinen Loch zusammengeschrumpft. Statt zu kreischen, reißt er sein Fahrrad herum und beginnt in die Pedale zu treten. Um so schnell wie irgend möglich von der dunklen Masse dieser Hecke wegzukommen, verlässt er den Gehsteig und kurvt auf die Fahrbahn hinaus. Beim Holpern über den Randstein zerquetscht das Vorderrad die Überreste des Eis-Slurpees. Während er wie ein Radrennfahrer tief über den Lenker gebeugt in Richtung Chase Street strampelt, hinterlässt er eine dunkle, glänzende Spur auf dem Asphalt. Sie sieht aus wie Blut. Irgendwo in der Nähe krächzt eine Krähe. Das klingt wie ein Lachen.
     
    Robin Hood Lane Nr. 16: Hier waren wir schon mal, wie das Revuegirl zum Erzbischof sagte. Ein Blick durchs Küchenfenster zeigt uns Judy Marshall, die im Schaukelstuhl in der Ecke ein Nickerchen macht. Auf ihrem Schoß liegt ein Buch, der Roman von John Grisham, den wir zuletzt auf ihrem Nachttisch gesehen haben. Neben ihr auf dem Boden steht eine halb volle Tasse mit kaltem Kaffee. Judy hat zehn Seiten geschafft, bevor sie eingenickt ist. Dafür sollten wir nicht Mr. Grishams Erzähltalent verantwortlich machen; Judy hat eine schlimme Nacht hinter sich, und das war nicht die erste. Dass sie zuletzt über zwei Stunden am Stück geschlafen hat, liegt über zwei Monate zurück. Fred weiß, dass mit seiner Frau irgendwas nicht in Ordnung ist, aber er hat keine Ahnung, wie tief das reicht. Ahnte er das, wäre er noch weit verängstigter. Bald, Gott sei ihm gnädig, wird er eine bessere Vorstellung von ihrem Geisteszustand bekommen.
    Jetzt beginnt sie, undeutlich zu stöhnen und den Kopf von einer Seite auf die andere zu werfen. Aus ihrem Mund kommen wieder diese unsinnigen Worte. Die meisten sind zu schlaftrunken verzerrt, um verständlich zu sein, aber wir schnappen Abbalah und Gorg auf.
    Plötzlich reißt sie die Augen auf. Im Morgenlicht, das die Küche mit dem staubigen Gold des Sommers füllt, leuchten sie strahlend königsblau.
    »Ty!«, keucht sie und zuckt beim Aufwachen krampfhaft mit den Füßen. Sie sieht auf die Küchenuhr über dem Herd,
es ist jetzt zwölf nach neun. Alles erscheint ihr verzerrt, wie man es häufig erlebt, wenn man zwar tief, aber weder gut noch lange geschlafen hat. Und sie schleppt einen elenden, nicht ganz albtraumhaften Traum wie die schleimigen Stränge einer Nachgeburt hinter sich her: Männer mit weichen Filzhüten, die sie tief in die Stirn gezogen hatten, um das Gesicht zu verbergen, gingen auf langen Robert-Crumb-Beinen, die in großen Robert-Crumb-Schuhen mit runden Kappen endeten, finstere, entschlossen wirkende Gangstertypen, die sich zu schnell vor einer Stadtsilhouette – Milwaukee? Chicago? – und vor einem dräuend orangeroten Himmel bewegten. Als Soundtrack des Films spielte die Band von Benny Goodman den »King Porter Stomp«, den ihr Vater immer auflegte, wenn er sich einen angetrunken hatte. Die Atmosphäre des Traums war eine erschreckend düstere Mischung aus Kummer und Entsetzen: Schreckliche Dinge waren passiert, aber das Schlimmste stand erst noch bevor.
    Nichts von der Erleichterung, die man normalerweise empfindet, wenn man aus schlechten Träumen aufwacht – die Erleichterung, die sie selbst empfunden hatte, als sie jünger gewesen war … und … und …
    »Und normal«, sagt sie mit krächzender, noch leicht verschlafener Stimme. »›King Porter Stomp‹. Ausgerechnet.« Ihr war das Stück immer wie die Musik erschienen, die man in alten Zeichentrickfilmen hörte, in denen Mäuse mit weißen Handschuhen in aberwitzigem Tempo in Mäuselöcher hineinund herausrannten. Als ihr Vater einmal zu diesem Stück mit ihr herum tanzte, hatte sie gespürt, wie etwas Hartes sie anstieß. Etwas in seiner Hose. Danach hatte sie sich möglichst verdrückt, wenn er seine Tanzmusik auflegte.
    »Schluss damit«, sagt Judy mit derselben krächzenden Stimme. Es ist eine

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