Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
schwer), verschiedenen Kabeln (völlig durcheinander, aber das ist das Problem des blinden Plattenkramers) und vier Kartons mit richtigen Schallplatten, die vor ungefähr hundert Jahren unmodern geworden sind. Pete vermutet, dass der blinde Plattenkramer in seinem ganzen Leben noch keine CD gehört hat.
    Das letzte Teil ist ein Kleidersack mit eingearbeitetem Bügel. Pete hat kurz hineingesehen und festgestellt, dass er einen wei ßen Anzug enthält.
    »Hängen Sie ihn bitte dort hinein«, sagt Henry und zeigt unfehlbar treffsicher auf den Vorratsraum, der ihm als Garderobe dienen soll.
    »Okay«, sagt Pete. »Was haben Sie da drin, wenn man fragen darf?«
    Henry lächelt. Er weiß genau, dass Pete schon hineingesehen hat. Er hat das Knistern des Plastiksacks und das leise Ratschen des Reißverschlusses in einem Duett gehört, das nur entsteht, wenn jemand den Kleidersack oben öffnet. »In diesem Kleidersack, mein Freund, wartet Symphonic Stan, der Big-Band-Man, nur darauf, dass ich ihn anziehe und zum Leben erwecke.«
    »Oh, aha«, sagt Pete, der nicht recht weiß, ob seine Frage damit beantwortet ist oder nicht. Er weiß nur, dass diese Schallplatten fast so schwer waren wie der Verstärker. Irgendjemand sollte dem blinden Plattenkramer wirklich einmal was von CDs flüstern, immerhin stellen diese Dinger den nächsten großen Sprung nach vorn dar.
    »Sie haben mich etwas gefragt; darf ich nun Sie etwas fragen?«

    »Nur zu«, sagt Pete.
    »Heute Nachmittag scheint die Polizei in der Seniorenresidenz Maxton gewesen zu sein«, sagt der blinde Plattenkramer. »Jetzt ist sie wieder fort, aber sie war bei meiner Ankunft da. Unter den Greisen hat’s doch hoffentlich keinen Raub, keine Tätlichkeiten gegeben?«
    Pete bleibt mit dem Kleidersack in der Hand wie angenagelt unter einer großen Erdbeere aus Pappe stehen und starrt den blinden Plattenkramer mit einer Verwunderung an, die Henry fast mit Händen greifen kann. »Woher wissen Sie, dass die Cops hier waren?«
    Henry legt einen Finger seitlich an die Nase und hält den Kopf leicht schief. Seine Stimme sinkt zu einem heiseren, verschwörerischen Flüstern herab. »Hab was Blaues gerochen.«
    Pete wirkt verwirrt, überlegt, ob er weiterfragen soll oder nicht, entscheidet sich dann aber dagegen. Als er in Richtung Vorratsraum-Garderobe weitergeht, sagt er: »Sie waren ziemlich zugeknöpft, aber ich glaube, dass sie ein weiteres vermisstes Kind suchen.«
    Der Ausdruck amüsierter Neugier verschwindet aus Henrys Gesicht. »Großer Gott«, sagt er.
    »Sie waren da und sind schnell wieder verschwunden. Hier gibt’s keine Kids, Mr. … äh, Leyden?«
    »Leyden«, bestätigt Henry.
    »Ein Kind in diesem Laden würde rausknallen wie eine Rose aus einem Flecken Giftefeu, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Für Henry sind alte Leute in keiner Weise mit Giftefeu vergleichbar, aber er versteht in der Tat, worauf Mr. Wexler hinauswill. »Wieso haben Sie gedacht …?«
    »Irgendwer hat was auf dem Gehsteig gefunden«, sagt Pete. Er zeigt aus dem Fenster, dann wird ihm klar, dass der Blinde nicht sehen kann, wohin er zeigt. Dämlack, wie Ebbie sagen würde. Er lässt die Hand wieder sinken. »Ist ein Kid verschleppt worden, ist wahrscheinlich jemand mit dem Auto vorbeigefahren und hat’s mitgenommen. Hier drinnen gibt’s keine Kidnapper, das können Sie mir glauben.« Pete lacht über die bloße Idee, ein miefiger Oldie aus dem Maxton könnte irgendeinen Jungen verschleppen, der groß genug ist, um Rad
zu fahren. Der Junge würde den alten Kerl vermutlich wie einen trockenen Stock über dem Knie zerbrechen.
    »Genau«, sagt Henry nüchtern, »das ist wenig wahrscheinlich.«
    »Ich glaube, die Cops wollen einfach nur peinlich ungenau sein.« Er macht eine Pause. »Das ist nur ein kleiner Scherz von mir.«
    Henry lächelt höflich, während er sich überlegt, dass die Alzheimerkrankheit bei manchen Leuten tatsächlich eine Verbesserung sein könnte. »Wenn Sie meinen Anzug aufhängen, Mr. Wexler, sind Sie dann so freundlich, ihn leicht auszuschütteln? Nur um etwa aufkommende Knitterfalten hintanzuhalten?«
    »Okay. Soll ich ihn für Sie aus dem Sack rausholen?«
    »Danke, nicht nötig.«
    Pete geht in die Vorratskammer, hängt den Kleidersack auf und schüttelt ihn leicht. Hintanhalten, was zum Teufel soll das denn heißen? Hier im Maxton gibt es die Überreste einer Bücherei; vielleicht schlägt er dieses Wort mal nach. Es lohnt sich, seinen Wortschatz zu verbessern, das steht

Weitere Kostenlose Bücher