Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
habe, okay? Also, wenn das Thema mal auf den Tisch kommt. Vor Gericht oder so.«
»Das hängt von Dale ab, glaube ich.« O Gott, sagt Bobby sich. Ihm ist gerade ein neues Problem eingefallen. Alle unter dieser Nummer eingehenden Gespräche werden automatisch aufgezeichnet. Bobby beschließt, dass das Bandgerät einen Defekt erleiden wird – rückwirkend ab etwa zwei Uhr an diesem Nachmittag.
»Und soll ich dir noch was erzählen?«, sagt Danny. »Was mir dabei am wichtigsten war? Ich wollte nicht, dass die Leute diese Sachen sehen. Sieht man ein Fahrrad irgendwo mutterseelenallein herumliegen, braucht man kein beschissener Sherlock Holmes zu sein, um daraus bestimmte Schlussfolgerungen zu ziehen. Und die Leute sind kurz davor, in Panik zu geraten, vor allem nach dieser völlig unverantwortlichen Story, die der Herald heute Morgen gebracht hat. Aus demselben Grund wollte ich übrigens auch nicht aus dem Maxton anrufen.«
»Bleib mal dran. Du solltest mit Dale reden, glaub ich.«
In überaus trübseligem Tonfall sagt Danny: »O Mann.«
In Dale Gilbertsons Dienstzimmer hängt ein schwarzes Brett, das von den vergrößerten Fotos von Amy St. Pierre und Johnny Irkenham beherrscht wird. Ein drittes Foto wird bald hinzukommen, fürchtet er – das von Irma Freneau. Unter den beiden Fotos sitzt Dale an seinem Schreibtisch und raucht eine Marlboro 100. Er hat den Ventilator eingeschaltet, der hoffentlich den Rauch vertreiben wird. Sarah würde ihm an die Gurgel gehen, wenn sie wüsste, dass er wieder raucht, aber lieber Jesus Christus, er braucht irgendwas .
Sein Gespräch mit Tansy Freneau war kurz, aber das reinste Fegefeuer gewesen. Tansy ist eine Trinkerin, ein Stammgast der Sand Bar, und während ihres Gesprächs war der Geruch von Kaffee mit Brandy so stark gewesen, als käme er geradezu aus ihren Poren (eine weitere Ausrede für den Ventilator).
Sie war halb betrunken bei ihm aufgekreuzt, aber Dale war das gerade recht gewesen. Wenigstens hatte sie das ruhig gestellt. Es ließ ihre trüben Augen zwar nicht glitzern, dafür war Kaffee mit Schuss nicht geeignet, aber sie blieb ruhig. Und bevor sie gegangen war, hatte sie gräßlicherweise sogar gesagt: »Danke für Ihre Hilfe, Sir.«
Tansys Exmann – Irmas Vater – lebt am anderen Ende von Wisconsin in Green Bay (»Green Bay ist die Stadt des Teufels«, pflegte Dales Vater immer zu sagen; Gott weiß, warum), wo er als Automechaniker arbeitet und nach Tansys Darstellung mehrere Bars mit Namen wie The End Zone und The Fifty-Yard Line unterhält. Bis heute konnte man mit gewisser Berechtigung glauben – oder zumindest hoffen -, Richard »Cubby« Freneau habe seine Tochter entführt. Eine E-Mail vom Green Bay Police Department hat diese Hoffnung aber zunichte gemacht. Cubby Freneau lebt mit einer Frau zusammen, die selbst zwei Kinder hat, und hat den Tag, an dem Irma verschwunden ist, wegen Trunkenheit und Ruhestörung in der Ausnüchterungszelle verbracht. Es gibt zwar noch immer keine Leiche, und Tansy hat keinen Brief vom Fisherman erhalten, aber …
Die Tür öffnet sich. Bobby Dulac streckt den Kopf herein. Dale drückt die Zigarette hastig am Innenrand des Papierkorbs aus und verbrennt sich dabei mit den aufstiebenden Funken den Handrücken.
»Heiliger Strohsack, Bobby, können Sie nicht anklopfen? «
»Sorry, Chief.« Bobby betrachtet den aus dem Papierkorb aufsteigenden Rauchfaden ohne Überraschung oder Interesse. »Danny Tcheda ist am Telefon. Ich finde, Sie sollten selbst mit ihm reden.«
»Worum geht’s denn?« Aber das weiß er. Wozu sonst dieser Anruf?
Bobby wiederholt nur, nicht ohne Mitgefühl: »Ich finde, Sie sollten selbst mit ihm reden.«
Der von Rebecca Vilas geschickte Wagen liefert Henry Leyden um 15.30 Uhr, eineinhalb Stunden vor Beginn des Tanzes zum Erdbeerfest, in der Seniorenresidenz Maxton ab. Die Überlegung
ist, dass die alten Leute sich auf der Tanzfläche Appetit holen und dann in den – für diesen Anlass passend geschmückten – Speisesaal strömen sollen, wo sie ein herrlich spätes (19.30 Uhr ist fürs Maxton ziemlich spät) Dinner erwartet. Mit Wein für alle, die welchen trinken.
Der übel gelaunte Pete Wexler ist von Rebecca Vilas dazu abkommandiert worden, den Scheiß des DJs (für Pete ist Henry »der blinde Plattenkramer«) reinzubringen. Besagter Scheiß besteht aus zwei Lautsprechern (sehr groß), einem Plattenspieler (leicht, aber sperrig und verdammt schlecht zu tragen), einem Verstärker (sehr
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