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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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weil er seinen Sohn selbst im Tiefschlaf hereinkommen gehört hätte, geht Fred mit langen, kraftlosen Schritten zur Schlafzimmertür. »Ty!«, ruft er laut. »He, Ty! Tyler!«
    Während Fred auf eine Antwort wartet, die nicht kommen
will, erkennt er, dass sich sein ganzes Leben verändert hat, möglicherweise sogar für immer. Die Leute erzählen einem immer, dass so etwas passieren kann – von einem Augenblick zum anderen, sagen sie, bevor man sich’s versieht, sagen sie -, aber man glaubt es nie. Bis ein Sturm heraufzieht.
    In Tys Zimmer hinübergehen? Nachsehen? Sich überzeugen?
    Ty ist nicht da – das weiß Fred, aber er tut es trotzdem. Das Zimmer ist leer, wie er’s vorausgesehen hat. Und es wirkt merkwürdig entstellt, fast Unheil verkündend, seit der Kleiderschrank jetzt an der anderen Wand steht.
    Judy. Du hast sie allein gelassen, du Idiot. Sie kaut bestimmt schon wieder Papier, sie sind clever, Verrückte sind clever …
    Fred rennt den Flur entlang ins Schlafzimmer zurück, atmet aber erleichtert auf, als er Judy so daliegen sieht, wie er sie verlassen hat: mit dem Gesicht nach unten, das Haar wie eine Strahlenkrone um den Kopf ausgebreitet. Er entdeckt, dass seine Sorge um seine verrückte Frau jetzt hinter seine Sorge um seinen verschwundenen Sohn zurückgetreten ist.
    Er kommt bis vier Uhr nach Hause, spätestens … Jede Wette. Das hat er gedacht. Aber es ist längst vier Uhr durch. Ein Sturm ist heraufgezogen und hat diese Gewissheit hinweggefegt. Fred geht auf seine Seite des Doppelbetts und setzt sich neben das gespreizte Bein seiner Frau. Er nimmt den Telefonhörer ab und tippt eine Nummer ein. Eine einfache Nummer, nur drei Ziffern.
    »Jep , Polizeistation, Officer Dulac am Apparat, Sie haben die Notrufnummer gewählt, um was handelt es sich?«
    »Officer Dulac, hier ist Fred Marshall. Ich möchte Dale sprechen, falls er noch da ist.« Dale ist bestimmt noch da. Er arbeitet immer ziemlich lange, vor allem seit …
    Den Rest verdrängt Fred, aber in seinem Kopf tobt der Sturm heftiger. Lauter.
    »Tja, Mr. Marshall, er ist hier, aber er ist in einer Besprechung, und ich glaube nicht, dass ich ihn …«
    »Stellen Sie mich zu ihm durch.«
    »Mr. Marshall, Sie verstehen mich nicht richtig. Er ist mit zwei Kerlen von der Wisconsin State Police und einem vom FBI zusammen. Wenn Sie einfach mir erzählen, worum …«

    Fred schließt die Augen. Das ist doch interessant, oder? Eine interessante Beobachtung. Er hat die Notrufnummer gewählt, aber das scheint der Idiot am anderen Ende vergessen zu haben. Weshalb? Weil der Anrufer jemand ist, den er kennt. Es ist der gute alte Fred Marshall, hab erst vorletztes Jahr einen Deere-Rasentraktor bei ihm gekauft. Muss die Notrufnummer gewählt haben, weil das einfacher war, als die normale Nummer nachzuschlagen. Weil niemand, den Bobby kennt, in einen wirklichen Notfall verwickelt sein kann.
    Fred erinnert sich daran, an diesem Morgen eine ähnliche Illusion gehegt zu haben – als anderer Fred Marshall, der glaubte, der Fisherman könne seinem Sohn nie etwas anhaben. Nicht seinem Sohn.
    Ty ist fort. Der Gorg hat ihn gelockt, und der Abbalah hat ihn verschleppt.
    »Hallo? Mr. Marshall? Fred? Sind Sie noch …«
    »Hören Sie zu«, sagt Fred, noch immer mit geschlossenen Augen. Drüben bei Goltz’s würde er den anderen Mann inzwischen Bobby nennen; aber Goltz’s ist ihm noch nie so fern erschienen; Goltz’s liegt im Sternensystem Opopanax, auf dem Planeten Abbalah. »Hören Sie mir gut zu. Schreiben Sie mit, wenn’s nicht anders geht. Meine Frau ist verrückt geworden, und mein Sohn ist verschwunden. Haben Sie das kapiert? Frau verrückt. Sohn verschwunden. Und jetzt verbinden Sie mich mit dem Chief! «
    Aber das tut Bobby Dulac nicht, jedenfalls nicht sofort. Er hat eine Schlussfolgerung angestellt. Ein taktvollerer Polizeibeamter (zum Beispiel ein Jack Sawyer in jüngeren Jahren) hätte diese Schlussfolgerung für sich behalten, aber nicht so Bobby. Bobby meint, einen großen Fisch an der Angel zu haben.
    »Mr. Marshall? Fred? Ihrem Sohn gehört nicht zufällig ein Schwinn? Ein rotes Schwinn mit Dreigangschaltung? Mit einem neuen Nummernschildrahmen, auf dem … äh … BIG MAC steht?«
    Fred verschlägt es die Stimme. Einige endlose, schreckliche Augenblicke lang kann er nicht einmal atmen. Zwischen den Ohren bläst der Sturm lauter und stärker. Es ist jetzt ein Hurrikan.

    Der Gorg hat ihn gelockt … und der Abbalah hat ihn verschleppt.
    Endlich,

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