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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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als es so scheint, als müsste Fred gleich ersticken, löst sich die Verkrampfung in der Brust, und er tut einen gewaltigen, reißenden Atemzug. » Verbinden Sie mich mit Chief Gilbertson! Sofort, Sie gottverdammtes Arschloch!«
    Obwohl er das mit voller Lungenkraft kreischt, zuckt die Frau, die neben ihm mit dem Gesicht nach unten auf der Tagesdecke liegt, nicht einmal zusammen. Er hört ein Klicken. Er ist in der Warteschleife. Nicht lange, aber doch so lange, dass er die kahle, zerkratzte Wandfläche im Zimmer seines verschwundenen Sohns, die angeschwollene Säule des Halses seiner verrückt gewordenen Frau und das in seinem Traum aus einem Fischkorb tropfende Blut sehen kann. Sein Rücken verkrampft sich grausam schmerzhaft, und Fred begrüßt diesen Schmerz. Er kommt ihm vor wie ein Telegramm aus der realen Welt.
    Dann ist Dale am Apparat. Dale fragt ihn, was passiert ist, und Fred Marshall fängt an zu weinen.

7
    Gott allein weiß, wo Henry Leyden diesen erstaunlichen Anzug aufgetrieben hat, wir wissen es jedenfalls nicht. In einem Kostümverleih? Nein, er ist zu elegant, um ein Kostüm zu sein; das hier ist das Original, keine Imitation. Aber was für eine Art Original ist dieser »Zoot Suit«? Die breiten Aufschläge ziehen sich bis zu einer halben Handbreit unterhalb der Taille hinunter, und die doppelten Frackschöße reichen beinahe bis zu den Knöcheln der weit geschnittenen Bundfaltenhose, die unter der schneeigen Fläche der zweireihigen Weste bis fast zum Brustbein hinaufzureichen scheinen. An Henrys Füßen schmücken weiße, seitlich hoch geknöpfte Gamaschen weiße Lacklederschuhe; um seinen Hals liegt ein hoher Stehkragen, der die abgeknickten Spitzen über eine breite, wallende, perfekt gebundene weiße Satinschleife hinstreckt. Die Gesamtwirkung ist die von altväterlicher Diplomatenpracht in harmonischer Verbindung mit einem Zoot Suit: die Flottheit des Ensembles überspielt seine Förmlichkeit, aber die Würde von Frackschößen und Weste verleiht dem Ganzen eine majestätische Eleganz spezieller Art, eine königliche Würde, wie man sie oft bei afroamerikanischen Entertainern und Musikern sieht.
    Während Rebecca Vilas Henry in den Gemeinschaftsraum begleitet, wohin ihnen der mürrische Pete Wexler folgt, der ein Wägelchen schiebt, das mit den Schallplattenkartons beladen ist, erinnert sie sich dunkel daran, in einem Ausschnitt aus irgendeinem alten Film Duke Ellington in einem Cutaway dieser Art gesehen zu haben … oder war das Cab Calloway gewesen?
Sie erinnert sich an hochgezogene Augenbrauen, ein strahlendes Lächeln, ein verführerisches Gesicht, eine hoch aufgerichtete Gestalt vor einer Band, aber an nicht viel mehr. (Lebten Mr. Ellington oder Mr. Calloway noch, hätten sie Rebecca erklären können, bei Henrys Outfit samt der »hoch drapierten« Hose mit »abgesteppter Falte«, beides Ausdrücke, die nicht zu Rebeccas Wortschatz gehören, handle es sich zweifellos um einen handgenähten Zoot Suit von einem der vier Spezialschneider in den Schwarzenvierteln von New York, Washington, Philadelphia oder Los Angeles, in den Dreißigerund Vierzigerjahren Meister ihres Handwerks, Untergrundschneider, jetzt leider Gottes ebenso tot wie ihre berühmten Kunden. Henry Leyden weiß genau, wer sein Outfit geschneidert hat, wer es getragen hat und wie es in seine Hände gekommen ist, aber im Umgang mit Personen wie Rebecca Vilas gibt Henry nicht mehr preis, als vermutlich schon bekannt ist.) Auf dem zum Gemeinschaftsraum führenden Korridor scheint sein weißer Cutaway von innen heraus zu leuchten – ein Eindruck, den Henrys übergroße Daddy-Cool-Sonnenbrille mit Bambusgestell, an deren Bügelenden winzige Saphire zu glitzern scheinen, nur noch verstärkt.
    Gibt es vielleicht irgendeinen Laden, der »Famose Klamotten großer Bandleader aus den Dreißigern« verkauft? Erbt irgendein Museum diese Sachen und versteigert sie dann aus Platzmangel? Rebecca kann ihre Neugier keinen Augenblick länger beherrschen. »Mr. Leyden, wo haben Sie diesen wunderschönen Anzug her?«
    Aus dem Hintergrund und sorgfältig als Selbstgespräch getarnt, äußert Pete Wexler die gemurmelte Vermutung, um ein Outfit dieser Art zu bekommen, müsse man einen Angehörigen einer ethnischen Minderheit, deren Name mit N beginne, mindestens zwei Meilen weit jagen.
    Henry ignoriert Pete und lächelt. »Man muss nur wissen, wo man suchen muss.«
    »Sie haben wahrscheinlich noch nie von CDs gehört«, sagt Pete. »Die sind

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