Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
nämlich der große neue Fortschritt.«
»Klappe halten und weiterschieben, Wertester«, sagt Ms. Vilas. »Wir sind gleich da.«
»Rebecca, meine Liebe, wenn Sie gestatten«, sagt Henry. »Mr. Wexler hat alles Recht zu meckern. Schließlich konnte er nicht wissen, dass ich ungefähr dreitausend CDs besitze, oder? Und wenn der Mann, dem diese Sachen einmal gehört haben, als Nigger bezeichnet werden kann, wäre ich stolz darauf, auch einer zu heißen. Das wäre eine unglaubliche Ehre. Ich wollte, ich könnte sie für mich beanspruchen.«
Henry ist stehen geblieben. Auch Pete und Rebecca, die er durch seinen Gebrauch dieses Schimpfworts auf unterschiedliche Weise schockiert hat, haben Halt gemacht.
»Und«, sagt Henry, »wir schulden denen Respekt, die uns bei der Durchführung unserer Aufgaben unterstützen. Ich habe Mr. Wexler gebeten, meinen Anzug beim Aufhängen auszuschütteln, und er ist mir sehr freundlich gefällig gewesen.«
»Yeah«, sagt Pete. »Und ich hab Ihren Scheinwerfer aufgehängt und Ihren Plattenspieler und Lautsprecher und Scheiß genau dorthin gestellt, wo Sie ihn haben wollten.«
»Vielen Dank, Mr. Wexler«, sagt Henry. »Ich weiß Ihre Bemühungen um meinetwillen zu würdigen.«
»Ach, Scheiße«, sagt Pete, »ich hab bloß meine Arbeit gemacht, okay? Brauchen Sie noch was, wenn Sie fertig sind, helfe ich Ihnen jederzeit.«
Ganz ohne aufblitzendes Höschen oder kurz gezeigten Hintern ist Pete Wexler völlig entwaffnet worden. Das findet Rebecca verblüffend. Insgesamt, das wird ihr jetzt klar, ist Henry Leyden, blind oder nicht, der bei weitem coolste Typ, den sie in den gesamten sechsundzwanzig Jahren ihres bisherigen Erdenwallens zu begegnen die Ehre gehabt hat. Mal abgesehen von seinem Anzug – wo kommen solche Kerle her?
»Glauben Sie wirklich, dass heute Nachmittag irgendein kleiner Junge vom Gehsteig draußen vor dem Anwesen verschwunden ist?«, fragt Henry.
»Was?«, sagt Rebecca.
»Kam mir jedenfalls so vor«, sagt Pete.
»Was?«, fragt Rebecca erneut – diesmal nicht Henry, sondern Pete Wexler. »Was sagen Sie da?«
»Na ja, er hat mich gefragt, und ich hab’s ihm erzählt«, sagt Pete. »Das war alles.«
Rebecca macht gefährlich wütend einen Schritt auf ihn zu. »Das ist auf unserem Gehsteig passiert? Ein weiteres Kind, vor unserem Anwesen ? Und Sie haben mir oder Mr. Maxton kein Wort davon gesagt?«
»Da gab’s nichts zu erzählen«, bringt Pete zu seiner Verteidigung vor.
»Vielleicht könnten Sie uns liebenswürdigerweise erzählen, was genau passiert ist«, sagt Henry.
»Klar. Passiert ist bloß, dass ich rausgegangen bin, um eine zu rauchen, okay?« Das ist weniger als die volle Wahrheit. Vor die Wahl gestellt, zehn Meter zur Herrentoilette im Daisy-Trakt zu gehen, um seine Kippe in einem der WCs hinunterzuspülen, oder drei Meter zum Ausgang zu gehen und sie auf den Parkplatz zu schnipsen, hat Pete sich vernünftigerweise für die Entsorgung ins Freie entschieden. »Wie ich ins Freie komme, sehe ich dort draußen den Streifenwagen parken. Ich gehe also an die Hecke, und da ist einer von den Cops, ein junger Kerl, heißt Cheetah oder so ähnlich, glaub ich, und er lädt dieses Fahrrad, anscheinend ein Kinderfahrrad, in seinen Kofferraum. Und noch was anderes, das ich nicht richtig erkennen kann, außer dass es klein ist. Und wie er damit fertig ist, holt er ein Stück Kreide aus seinem Handschuhfach, kommt damit zurück und markiert zwei Stellen auf dem Gehsteig mit einem großen X.«
»Haben Sie ihn angesprochen?«, fragt Rebecca. »Haben Sie ihn gefragt, was er da macht?«
»Miz Vilas, ich red nicht mit den Cops, außer mir bleibt nichts anderes übrig, Sie wissen schon. Und dieser Cheetah, der hat mich überhaupt nicht gesehen. Der Kerl hätte mir sowieso nichts erzählt. Er hat ein komisches Gesicht gemacht, als wollte er sagen: Jesus, hoffentlich komme ich aufs Scheißhaus, bevor ich mir in die Hose mache – so’n Gesicht.«
»Dann ist er einfach weggefahren?«
»Einfach so. Zwanzig Minuten später sind noch zwei Polizisten aufgekreuzt.«
Rebecca hebt beide Hände, schließt die Augen, presst die Fingerspitzen an die Stirn und gibt Pete Wexler dabei eine ausgezeichnete Gelegenheit, die er sofort dankbar nützt, die Form ihrer Brüste zu bewundern, die sich unter der Bluse abzeichnen.
Das Ganze ist vielleicht nicht so großartig wie der Blick vom Fuß der Leiter, aber es ist sehr nett, ja, das ist’s wirklich. Aus der Sicht von Ebbies Dad
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