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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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beruhigt zu haben, doch die Rute bog sich noch immer gewaltig durch.
    »Vorsichtig nachgeben!« rief er mit leiser Stimme. »Lassen Sie so lange locker, bis die Rute wieder gerade ist. Dann lassen Sie sie sinken und kurbeln die Schnur langsam zurück.«
    Der Engländer versuchte es mit dieser Methode. Nach zehn Minuten brummte er: »Ich glaube, ich bin da etwas überfordert. Daß Fische so stark sein können…«
    »Okay, wenn Sie wollen, übernehme ich.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar.«
    Monk ließ sich auf dem Kampfstuhl nieder, während der Engländer zu seinem Platz unter dem Sonnensegel zurückkehrte. Es war halb elf, und die Sonne brannte gnadenlos auf das Achterdeck. Verstärkt wurde die Hitze noch durch das Wasser, das die Strahlen wie ein Spiegel auffing und zurückwarf.
    Es bedurfte weiterer zehn Minuten harter Arbeit, bis Monk den Fisch an die Oberfläche geholt hatte. Doch als das Tier den Schiffsbug sah, versuchte es erneut, sich zu befreien, und nahm wieder dreißig Meter Schnur mit in die Tiefe.
    »Was für einer ist es denn?« wollte der Kunde wissen.
    »Man nennt ihn hier Bullendelphin«, erklärte Monk.
    »O Gott, ich mag Delphine doch so gern!«
    »Das hier ist aber nicht der Säuger mit dem spitzen Maul. Nur der Name ist der gleiche, ansonsten haben sie nichts gemeinsam. Ist vielleicht besser unter dem Namen große Goldmakrele bekannt. Ist bei Jägern sehr begehrt und schmeckt vorzüglich.«
    Julius hielt den großen Haken bereit, und als Monk den Fisch wieder herangekurbelt hatte, warf er ihn geschickt aus, so daß sie den Vierzigpfünder gemeinsam an Bord hieven konnten.
    »Ein Prachtexemplar, Mister«, gratulierte Julius.
    »Oh, aber ich glaube, er gehört Mr. Monk und nicht mir.«
    Monk kletterte aus seinem Stuhl und entfernte den Angelhaken aus dem Maul der Goldmakrele. Anstatt die Schnur wieder auszuwerfen, löste er den Stahlhaken und fing an aufzuräumen. Julius, der die Beute gerade in der Kühltruhe verstauen wollte, sah ihn erstaunt an. Wenn man einen Fisch gefangen hatte, hörte man doch normalerweise nicht auf.
    »Übernimm das Ruder«, trug ihm Monk leise auf. »Steuere den Hafen an.«
    Julius nickte, ohne allerdings zu verstehen. Sein schlanker, ebenholzfarbener Körper erklomm geschmeidig die Leiter zum Steuerhaus. Monk holte unterdessen zwei Bierdosen aus der Kühltruhe, öffnete sie und bot eine davon seinem Kunden an. Dann setzte er sich auf die Truhe und musterte den im Schatten sitzenden Engländer.
    »Sie sind nicht wegen der Fische gekommen, Mr. Irvine.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Nicht unbedingt eine Leidenschaft von mir.«
    »Nein. Und Sie heißen auch nicht
Mister
Irvine, nicht wahr? Etwas geistert mir schon die ganze Zeit im Kopf herum: Der Besuch eines VIP in Langley vor vielen Jahren. War ein großes Tier beim britischen Geheimdienst.«
    »Sie haben ein erstaunliches Gedächtnis, Mr. Monk.«
    »Der Name
Sir
Nigel Irvine kommt mir irgendwie bekannt vor. Also gut, Sir Irvine, können wir das Geplänkel lassen? Was soll das Ganze?«
    »Tut mir leid wegen der Täuschung. Ich wollte Sie einfach nur mal sehen. Und ein Gespräch führen. In aller Abgeschiedenheit. Es gibt wenige Orte, die dafür besser geeignet sind als das Meer.«
    »Gut. wir sprechen miteinander. Worüber?«
    »Rußland, leider.«
    »Mhm, riesiges Gebiet. Nicht mein Lieblingsland. Wer hat Sie geschickt?«
    »Ach, niemand. Carey Jordan hat mir von Ihnen erzählt. Vor ein paar Tagen haben wir uns in Georgetown zum Essen getroffen. Er läßt Sie grüßen.«
    »Nett von ihm. Richten Sie ihm meinen Dank aus, wenn Sie ihn wiedersehen. Aber Ihnen ist sicher nicht entgangen, daß er nicht mehr dabei ist. Verstehen Sie, was ich mit ›dabei‹ meine? Macht im großen Spiel nicht mehr mit. Ich übrigens auch nicht. Was immer Sie auch von mir wollten, die Reise war umsonst.«
    »Ach ja, das hat auch Carey gemeint. Sparen Sie sich die Mühe, hat er gesagt. Aber ich habe sie trotzdem auf mich genommen. Es war eine weite Reise. Was dagegen, wenn ich loslege? So sagt man doch in Amerika, nicht wahr? Ich habe einen Vorschlag für Sie.«
    »Das ist der Ausdruck dafür, ja. Na schön, es ist ein warmer Tag hier im Paradies. Sie können die Bootsfahrt noch zwei Stunden genießen. Von mir aus können Sie reden, wenn Sie wollen, aber die Antwort steht jetzt schon fest: Nein.«
    »Haben Sie schon mal von einem Mann namens Igor Komarow gehört?«
    »Wir kriegen auch hier Zeitungen. Sie kommen vielleicht zwei

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