Das schwarze Manifest
Tage später, aber wir kriegen sie. Und wir hören Radio. Nur die Fernsehprogramme empfange ich nicht, weil ich keine Satellitenschüssel habe. Aber ich habe von ihm gehört. Der kommende Mann, hm?«
»So heißt es. Was haben Sie über ihn gehört?«
»Er führt eine Rechtspartei, ist Nationalist und spricht die patriotischen Gefühle seiner Landsleute an. Ist bei den Massen beliebt.«
»Für wie weit rechtsaußen würden Sie ihn halten?«
Monk zuckte mit den Schultern. »Ziemlich weit am Rand, würde ich sagen. Ungefähr so weit wie in den Staaten die ultrakonservativen Senatoren aus dem tiefsten Süden.«
»Ich fürchte, das reicht nicht. Der Mann ist jenseits aller Landkarten.«
»Das ist natürlich furchtbar tragisch, Sir Nigel, aber im Moment ist meine Hauptsorge, ob ich morgen wieder Kunden bekomme und ob fünfzehn Meilen hinter Northwest Point die Wahoo schwärmen. Die Politik des sicher wenig sympathischen Komarow betrifft mich nicht.«
»Wird sie aber. Eines Tages. Wir, einige Freunde, Kollegen und ich, meinen, daß er um jeden Preis gestoppt werden muß. Dazu brauchen wir einen Mann, der nach Rußland geht. Carey hat mir gesagt, daß Sie früher gut waren. Daß Sie damals der Beste waren.«
»Von mir aus, aber das war mal.« Monk hielt inne. Sein Blick bohrte sich in die Augen seines Gegenübers. »Die Sache ist nicht einmal offiziell, haben Sie gesagt. Das heißt, weder Ihre noch meine Regierung steht dahinter.«
»Richtig. Unsere Regierungen vertreten die Auffassung, daß nichts unternommen werden kann. Offiziell.«
»Und Sie glauben, daß ich mein Boot vertäue, mich am anderen Ende der Welt in Rußland einschleiche und mich mit diesem Jo-Jo anlege, nur weil ein paar Don Quichottes, die nicht einmal ihre Regierung hinter sich haben, es so wollen?«
Er stand abrupt auf, zerdrückte seine Bierdose mit einer Hand und warf sie in den Mülleimer. »Tut mir leid, Sir Nigel. Das Geld für das Flugticket hätten Sie sich wirklich sparen können. Die Bootsfahrt geht auf Kosten des Hauses.«
Er kletterte auf die Kommandobrücke und übernahm das Steuer. Zehn Minuten später hatte die
Foxy Lady
das Riff passiert und legte am Pier an.
»In einem Punkt haben Sie sich getäuscht«, sagte der Engländer, »ich habe Sie in böswilliger Absicht angeheuert, aber Sie haben den Auftrag in gutem Glauben ausgeführt. Was kostet die Miete für einen halben Tag?«
»Dreihundertfünfzig.«
»Mit einer kleinen Vergütung für Ihren jungen Freund.« Irvine zählte vier Hundertdollarscheine ab. »Ach, übrigens, haben Sie auch Kunden für den Nachmittag?«
»Nein.«
»Dann gehen Sie jetzt heim?«
»Ja.«
»Ich auch. In meinem Alter geht es bei dieser Hitze leider nicht mehr ohne ein Nickerchen nach dem Mittagessen. Aber wenn Sie sich ohnehin in den Schatten setzen und warten, bis es etwas kühler wird, könnten Sie mir da vielleicht eine kleinen Gefallen tun?«
»Kein Fischfang mehr!« warnte ihn Monk.
»O Gott, ganz bestimmt nicht.« Der ältere Herr zog aas seiner Schultertasche einen braunen Umschlag. »Er enthält eine Akte. Sie ist kein Witz. Lesen Sie sie einfach. Außer Ihnen darf sie niemand sehen. Lassen Sie sie keinen Moment aus den Augen. Sie ist brisanter als alles, was Ihnen Lysander, Orion, Delphi oder Pegasus je beschafft haben.«
Er hätte ihm genausogut einen Fausthieb mitten in den Solarplexus versetzen können. Während der ehemalige Geheimdienstchef den Pier hinunterschlenderte und sein Mietauto suchte, gaffte ihm Monk mit offenem Mund nach. Schließlich stopfte er den Umschlag kopfschüttelnd unter sein Hemd und ging zur Tiki Hut, um sich einen Hamburger zu genehmigen.
Nördlich der sechs Inseln, die die Caicos ausmachen – sie heißen West, Provo, Middle, North, East und South –, ragte unmittelbar vor dem Strand das Riff auf, so daß man schnell die offene See erreicht. Im Süden liegt es dagegen viel weiter draußen. Dort umschließt es ein etwa tausend Quadratmeilen großes seichtes Becken, das unter dem Namen Caicos Bank bekannt ist.
Als Monk auf die Inseln kam, besaß er wenig Geld, und die Preise im Norden, der die Touristen anzog und wo die Hotels gebaut wurden, waren hoch. Monk hatte sein Budget bis zum letzten ausgeschöpft und sich das Boot gekauft. Bei all den Hafengebühren, Wartungs- und Unterhaltskosten sowie den Sonderausgaben für den Erwerb einer Geschäfts- und Fischereilizenz blieb ihm nicht mehr viel für anderes übrig. So hatte er gegen ein geringes Entgelt
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