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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hinterlassen.
    »Ein Anruf vom Grace Bay Club!« rief ihm Rockys Frau Mabel zu.
    »Mhm. Eine Nachricht für mich?«
    »Nur, daß du zurückrufen sollst.«
    Sie schob den Apparat, den sie neben der Kasse stehen hatte, zu ihm hinüber. Er wählte die Nummer, und die Empfangsdame meldete sich. Sie erkannte auf Anhieb seine Stimme.
    »Hi, Jason. Guten Tag gehabt?«
    »Nicht schlecht, Lucy. Du hast angerufen?«
    »Ja. Hast du für morgen schon was vor?«
    »Du böses Mädchen! An was dachtest du denn so?« Die immer gutgelaunte dicke Empfangsdame des drei Meilen weiter unten am Strand gelegenen Hotels antwortete mit schallendem Gelächter. Unter den Bewohnern der Insel Provo kannte praktisch jeder jeden. Insbesondere diejenigen, die vom Tourismus lebten – der einzigen Dollarquelle der Inselgruppe –, pflegten einen herzlichen Umgang miteinander. Mit fröhlichem Geplauder und Neckereien konnte man sich auch die Zeit angenehmer vertreiben. Die Turks und Caicos standen eben noch für jenen Teil der Westindischen Inseln, die sich ihre Natürlichkeit bewahrt hatten: Die Bewohner waren alle freundlich, locker und hatten es nie allzu eilig.
    »Fang nicht wieder damit an, Jason Monk. Hast du morgen Zeit für einen Kunden?«
    Monk zögerte. Eigentlich hatte er etwas reparieren wollen – als Bootsbesitzer wurde man nie fertig –, doch Auftrag war Auftrag, und die Finanzierungsgesellschaft, der die
Foxy Lady
immer noch zur Hälfte gehörte, bestand auf ihren Ratenzahlungen. »Müßte schon klappen. Ganztags oder halbtags? «
    »Halbtags. Am Vormittag. Neun Uhr, einverstanden? «
    »Alles klar. Erklär den Leuten bitte, wie sie mich finden.«
    »Es ist keine Gruppe, Jason. Ein Herr, der allein unterwegs ist, ein gewisser Mr. Irvine. Ich sag' ihm Bescheid. Bye!«
    Jason legte auf. Kunden, die das Boot für sich allein mieteten, waren eher selten. Normalerweise meldeten sich zwei oder drei Leute an. Na gut, wahrscheinlich wollte seine Frau nicht mit. Das hatte er schließlich auch schon öfter gehabt. Er trank seinen Daiquiri aus und kehrte noch einmal zum Pier zurück, um Julius zu sagen, daß er morgen um sieben beim Boot sein sollte. Sie mußten auftanken und frische Köder an Bord schaffen.
    Der Kunde fand sich am nächsten Morgen um Viertel vor neun ein. Er war älter als die meisten anderen Amateurfischer, ja eigentlich schon ein alter Mann. Bekleidet mit einer braunen Hose, einem Baumwollhemd und einem weißen Strohhut, stand er auf dem Pier und rief: »Captain Monk?«
    Jason kletterte von der Kommandobrücke herunter und begrüßte den Mann. Der Akzent wies ihn eindeutig als Engländer aus.
    Julius half ihm an Bord.
    »Haben Sie so etwas schon einmal versucht, Mr. Irvine?« wollte Jason wissen.
    »Nein, ich bin sozusagen ein blutiger Anfänger.«
    »Keine Sorge, Sir. Wir passen schon auf Sie auf. Die See ist heute ziemlich ruhig, aber wenn Ihnen die Wellen zuviel werden, sagen Sie es einfach.«
    Es erstaunte ihn immer wieder aufs neue, wenn Touristen, die mit ihm in See stachen, tatsächlich glaubten, das offene Meer sei so friedlich wie das Wasser hinter dem Riff. Allerdings zeigten die Hochglanzbroschüren der Reisebüros auch nie die hohen Wellen, die es um die Westindischen Inseln sehr wohl auch gab.
    Monk steuerte die
Foxy Lady
aus der Turtle Cove heraus und hielt auf Sellar's Cut zu. Er hätte auch Northwest Point ansteuern können, aber dahinter war die See wahrscheinlich zu stürmisch für den alten Herrn. So entschied er sich für eine Stelle hinter Point Kelly, wo es erfahrungsgemäß ruhiger zuging und außerdem die großen Goldmakrelen schwärmten.
    Vierzig Minuten fuhr er mit Volldampf voraus, bis er einen breiten Algenteppich erspähte, in dessen Schatten sich gern Goldmakrelen aufhielten.
    Sobald der Motor abge stellt war, setzte Julius die Segel, warf vier Angelschnüre aus, und sie begannen, den Algenteppich zu umkreisen. Während der dritten Runde biß ein Fisch an. Eine der Ruten bog sich durch, und die Schnur sauste mit einem Kreischen durch das Gewinde. Der Engländer verließ seinen Platz unter dem Sonnensegel und setzte sich bedächtig auf den Kampfstuhl. Julius reichte ihm die Rute, klemmte ihm den Kolben zwischen die Schenkel und machte sich daran, die anderen Angeln einzuholen.
    Währenddessen steuerte Jason Monk die
Foxy Lady
vom Fischgrund fort und ließ wieder den Motor auf kleinster Stufe laufen, um sich danach zu seinem Kunden auf dem Achterdeck zu gesellen. Der Fisch schien sich etwas

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