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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einen kleinen Holzbungalow an der weniger schicken Sapodilla Bay südlich des Flughafens gemietet. Dort konnte er immerhin die in der Sonne glitzernde Caicos Bank bewundern, in der wegen des seichten Wassers nur Boote mit geringem Tiefgang wie die
Foxy Lady
anlegten. Sie und ein zerbeulter Chevy stellten seine einzigen irdischen Besitztümer dar.
    Monk saß noch auf seiner Veranda und betrachtete den Sonnenuntergang, als ein Auto mit stotterndem Motor auf dem Sandweg hinter seinem Haus anhielt. Sekunden später kam die hagere Gestalt des Engländers um die Ecke. Diesmal trug er zu seinem Strohhut eine zerknitterte Tropenjacke.
    Er schien bester Laune zu sein. »Mir wurde gesagt, ich würde Sie hier antreffen.«
    »Von wem?«
    »Diesem hübschen jungen Ding im Banana Boat.«
    Mabel war längst über vierzig.
    Irvine stapfte die Treppe hinauf und deutete auf einen freien Schaukelstuhl. »Was dagegen, wenn ich mich setze?«
    Monk grinste. »Sie sind mein Gast? Ein Bier gefällig?«
    »Im Moment nicht, danke.«
    »Oder einen Daiquiri straight? Ist bis auf frische Lemonen ganz ohne Früchte.«
    »Ah, klingt gut.«
    Monk verschwand kurz in der Küche und erschien mit zwei Gläsern Daiquiri wieder auf der Veranda. Beide Männer genehmigten sich einen Schluck.
    »Hatten Sie Zeit, es zu lesen?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Es ist pervers. Und wahrscheinlich eine Fälschung.«
    Irvine antwortete mit einem nachdenklichen Nicken. Die Sonne versank gerade über Westcaicos. Das Wasser zwischen den Inseln leuchtete rot. »Damit hatten wir auch gerechnet. Ist ja auch das Naheliegendste. War uns dennoch eine Überprüfung wert. Unsere Leute in Moskau haben es nicht anders gesehen. Ich sage Ihnen kurz, was sie rausgefunden haben.«
    Den ausführlichen Bericht ließ Irvine in der Tasche. Statt dessen begnügte er sich mit einer Schilderung der Ereignisse. Monk hörte gegen alle Vorsätze gebannt zu.
    »Und alle drei tot?« fragte er schließlich.
    »Leider, ja. Sieht wirklich so aus, als wolle Mr. Komarow seine Unterlagen unbedingt zurückhaben. Aber nicht, weil es Fälschungen sind. Er wäre doch völlig ahnungslos gewesen, wenn sie aus anderer Hand gestammt hätten. Sie sind authentisch. Er will das alles wirklich durchsetzen.«
    »Und Sie glauben, daß man so einen ausschalten kann, wenn man es nur vorsichtig genug anstellt?«
    »Nein. Ich habe von ›stoppen‹ gesprochen. Das ist nicht das gleiche. ›Ausschalten‹, wie es im Wortschatz der CIA so schön heißt, läßt er sich nicht.«
    Er erklärte ihm den Grund.
    »Aber Sie glauben, er kann gestoppt werden; man müßte ihn nur in Mißkredit bringen und seine Karriere zerstören?«
    »Ja, doch, das glaube ich.«
    Beide Männer schwiegen. Irvine sah den anderen von der Seite an. »Das Jagdfieber, nicht wahr?« sagte er nach einiger Zeit. »Es läßt einen nie ganz los. Man meint, man habe es hinter sich, aber es ist immer da. Irgendwo im tiefsten Innern lauert es.«
    Monk war in Träume versunken. Seine Gedanken schweiften ab in ein viele Meilen entferntes Land, in eine lange zurückliegende Zeit. Irvines Stimme holte ihn zurück in die Gegenwart. Er fuhr hoch und schenkte nach.
    »Ein guter Ansatz, Sir Nigel. Vielleicht haben Sie sogar recht. Vielleicht kann ihn jemand stoppen. Aber nicht ich. Dafür werden Sie einen anderen Kandidaten finden müssen.«
    »Meine Auftraggeber sind keine Geizhälse. Es gäbe selbstverständlich ein angemessenes Honorar. Eine halbe Million Dollar. Amerikanische natürlich. Ein hübsches Sümmchen, selbst für heutige Verhältnisse.«
    Monk überlegte. Damit könnte er seine Schulden für die
Foxy Lady
tilgen, sich einen Bungalow und einen vernünftigen Wagen kaufen. Und dann würde ihm immer noch gut die Hälfte übrigbleiben. Wenn er sie richtig anlegte, bekam er pro Jahr zehn Prozent Zinsen.
    Trotzdem schüttelte er den Kopf. »Ich war in diesem Scheißland. Im letzten Moment bin ich den Dreckskerlen durch die Finger geschlüpft. Und ich habe mir geschworen, nie wieder zurückzugehen. Das Angebot ist verlockend, aber die Antwort ist nein.«
    »Tja, schade, aber was sein muß, muß sein. Das da lag heute in meinem Fach im Hotel.«
    Er griff in seine Jackentasche und reichte seinem Gegenüber zwei dünne weiße Umschläge.
    Monk öffnete sie sogleich. Es handelte sich um zwei Geschäftsschreiben. Eines stammte von der Finanzgesellschaft in Florida, die ihm das Darlehen für das Boot gewährt hatte. Es wies Monk auf neue Geschäftsbedingungen hin, wonach

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