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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Kredite für Bewohner bestimmter Gebiete nicht länger als vertretbare Risiken galten. Die Schulden für die
Foxy Lady
müßten folglich binnen eines Monats beglichen werden, oder der Gesellschaft bliebe nichts anderes übrig als die Pfändung. Die Formulierungen waren gewunden, wie in dieser Branche üblich, doch der Sinn war eindeutig.
    Das zweite Schreiben zierte der Briefkopf des Gouverneurs Ihrer Majestät der Turks- und Caicosinseln. Darin bedauerte Seine Exzellenz, Jason Monk, Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika, aus Gründen, die er nicht zu rechtfertigen habe, mit Wirkung von einem Monat ab Datum der Mitteilung die Aufenthaltsgenehmigung entziehen zu müssen. Der Verfasser verabschiedete sich von Monk mit den Worten: »Ihr untertänigster Diener.«
    Monk faltete beide Briefe wieder zusammen und legte sie auf den Tisch. »Das ist ein schmutziges Spiel«, sagte er leise.
    Nigel Irvines Blick war auf das Meer gerichtet. »Ich fürchte, Sie haben recht. Aber so sieht nun mal Ihre Wahl aus.«
    »Können Sie denn keinen anderen finden?«
    »Ich will keinen anderen. Ich will Sie.«
    »Okay, machen Sie mich fertig. Das haben auch schon andere geschafft. Ich habe es überlebt. Ich werde wieder überleben. Aber noch mal gehe ich nicht nach Rußland.«
    Seufzend nahm Irvine das Schwarze Manifest an sich. »Das hat auch schon Carey gemeint. Weder mit Geld noch mit Drohungen würde ich Sie da hinbringen, das hat er mir wörtlich so gesagt.«
    »Tja, zumindest ist er auf seine alten Tage nicht übergeschnappt.« Monk erhob sich. »Ich kann nicht sagen, daß es mir ein Vergnügen war. Ich glaube nicht, daß wir uns noch etwas zu sagen haben.«
    Sir Nigel Irvine stand ebenfalls auf. Er wirkte betrübt. »Wahrscheinlich ist es so. Schade, wirklich sehr schade. Ach, eines muß ich Ihnen noch sagen: Wenn Komarow an die Macht kommt, wird er nicht allein sein. Hinter ihm steht sein persönlicher Leibwächter und der Kommandant der Schwarzen Garde. Wenn der Völkermord losgeht, wird dieser Mann ihn befehligen. Schauen Sie, das ist der Henkersmeister der Nation.«

Er zog ein Foto aus der Tasche. Monk starrte das kalte Gesicht eines Mannes an, der gut fünf Jahre älter sein mochte als er. Dann wandte der Engländer sich ab und ging zu seinem hinter dem Haus geparkten Wagen.
    »Wer zum Teufel ist das?« schrie ihm Monk nach.
    »Das?« drang aus der hereinbrechenden Dunkelheit die Stimme des Briten an sein Ohr. »Das ist Oberst Anatoli Grischin.«
    Der Flughafen von Providenciales gehört nicht zu den großen Verkehrsdrehscheiben der Welt, bietet aber gerade deswegen den Reisenden einen angenehmen Kontrast. Weil er so klein ist, werden sie stets ohne Verzögerungen abgefertigt. Kaum hatte Sir Nigel Irvine am nächsten Morgen seinen Koffer abgegeben, wurde er auch schon zur Paßkontrolle durchgelassen und schlenderte gleich darauf in die Abflughalle. Die Maschine der American Airlines nach Miami wartete bereits in der Sonne.
    Wegen der enormen Hitze waren die meisten Gebäude nach allen Seiten offen, und nur ein Maschendrahtzaun sicherte die Start- und Landebahn. Dort stand ein Mann, der anscheinend um die Hallen herumgelaufen war und nun hineinspähte. Irvine trat auf ihn zu. Im selben Moment wurde sein Flug aufgerufen, und die Passagiere setzten sich in Bewegung.
    »Okay«, brummte Jason Monk. »Wann und wo?«
    Irvine zog aus seiner Brusttasche einen Flugschein und schob ihn durch das Gitter. »Providenciales-Miami-London. Selbstverständlich erster Klasse. In fünf Tagen. Sie haben somit genügend Zeit, Ihre Vorbereitungen zu treffen. Sie werden etwa drei Monate weg sein. Falls die Wahl im Januar stattfindet, sind wir zu spät gekommen. Wenn Sie in Heathrow landen, werden Sie dort abgeholt.«
    »Von Ihnen?«
    »Wahrscheinlich nicht. Jemand wird da sein.«
    »Wie werde ich ihn erkennen?«
    »Er wird Sie erkennen.«
    Eine Dame von der Abfertigung zupfte ihn am Ärmel. »Passagier Irvine, Ihr Flug ist aufgerufen.«
    Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. »Ach, übrigens, das Angebot steht noch immer.«
    Monk hielt die zwei Schreiben mit den Hiobsbotschaften hoch. »Und was ist damit?«
    »Die können Sie verbrennen, mein Bester. Im Gegensatz zum Schwarzen Manifest sind sie eine Fälschung. Ich konnte doch keinen gebrauchen, der gleich wieder aussteigt, verstehen Sie?«
    Er und neben ihm die Stewardeß hatten die Gangway zur Hälfte erreicht, als eine Stimme hinter ihnen schrie: »Sir, Sie sind ein

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