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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Scheremetjewo. An seinem Visum, das ihm ganz offensichtlich die russische Botschaft in Washington ausgestellt hatte, war nichts auszusetzen. Auch hier wurde er durchgewinkt.
    Nachdem er am Zoll eine umständliche Deviseneinfuhrerklärung ausgefüllt hatte, wuchtete er seinen Koffer auf den Tisch des Beamten. Dieser sah ihn kurz an, dann deutete er auf die Aktentasche.
    »Öffnen«, sagte er auf englisch. Der Amerikaner kam der Aufforderung mit einem freundlichen Lächeln nach. Der Beamte blätterte die Papiere durch und holte dann den Laptop heraus. »Hübsch«, meinte er mit einem anerkennenden Blick und stellte ihn wieder zurück. Noch ein flüchtiges Kreidezeichen auf die beiden Gepäckstücke, dann war die Angelegenheit für ihn erledigt, und er wandte sich dem nachten Passagier zu.
    Monk nahm seine Taschen auf, passierte die Glastür und betrat einmal mehr das Land, in das er nie wieder hatte zurückkehren wollen.

ZWEITER TEIL
    Das Hotel Metropol stand immer noch da, wo er es in Erinnerung hatte, ein großer grauer Steinkasten gegenüber dem Bolschoitheater auf der anderen Seite des Platzes.
    Monk stellte sich an der Rezeption vor und zeigte seinen amerikanischen Paß. Der Angestellte gab Zahlen und Buchstaben am Computer ein, bis die Bestätigung auf dem Bildschirm erschien. Nach einem flüchtigen Blick auf den Paß und dann auf Monk nickte er und setzte ein professionelles Lächeln auf.
    Monk bekam das Zimmer, um das er auf den Rat des russisch sprechenden Soldaten hin gebeten hatte, der vier Wochen zuvor von Sir Nigel zur Aufklärung nach Moskau geschickt worden war. Es war ein Eckzimmer im achten Stock mit Blick auf den Kreml und, wichtiger noch, einem Balkon, der an der Längsseite des Gebäudes entlangführte.
    Aufgrund des Zeitunterschieds zu London war es bereits früher Abend, als er ausgepackt hatte, und die Oktoberdämmerung war so kalt, daß die Menschen auf der Straße Mäntel trugen, sofern sie sich einen leisten konnten. An diesem Abend aß Monk im Hotel und ging früh zu Bett.
    Am nächsten Morgen stand ein anderer Angestellter am Empfang.
    »Ich habe ein Problem«, erklärte Monk. »Ich muß zur amerikanischen Botschaft, um meinen Paß überprüfen zu lassen. Nur eine Kleinigkeit, Sie wissen ja, die Bürokratie.«
    »Tut mir leid, Sir, aber wir dürfen die Pässe unserer Gäste während des Aufenthalts nicht herausgeben«, erwiderte der Angestellte.
    Monk lehnte sich über den Tresen, in seiner Hand eine zerknitterte Hundertdollarnote.
    »Ich weiß«, sagte er mit ruhiger Stimme, »aber das ist ja das Problem. Von Moskau aus reise ich durch ganz Europa, und meine Botschaft muß ein Ersatzdokument vorbereiten, weil mein Paß schon fast abgelaufen ist. In ein paar Stunden wäre ich wieder da.«
    Der junge Hotelangestellte war frisch verheiratet, das Baby schon unterwegs. Er dachte daran, wie viele Rubel ihm hundert Dollar auf dem Schwarzmarkt einbringen würden. Vorsichtig spähte er nach links und rechts.
    »Einen Augenblick bitte«, sagte er und verschwand hinter der Glaswand, die den Empfangstresen vom Bürokomplex trennte. Fünf Minuten später erschien er wieder. Er hatte den Paß bei sich.
    »Normalerweise bekommen Sie den Paß erst bei der Abreise«, sagte er. »Sie müssen ihn unbedingt wieder abgeben, wenn Sie nicht abreisen.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, sobald die Visaabteilung damit fertig ist, bringe ich ihn zurück. Wie lange haben Sie Dienst?«
    »Bis zwei Uhr nachmittag.«
    »Wenn ich es bis dahin nicht schaffe, bekommt ihn Ihr Kollege spätestens um fünf.«
    Paß und Hundertdollarnote wechselten den Besitzer. Jetzt waren sie Komplizen. Sie nickten und lächelten sich zu.
    Wieder in seinem Zimmer, hängte Monk das »Bitte-nicht-stören«-Schild an die Tür und schloß ab. Im Bad nahm er das Farblösemittel mit dem Etikett »Augenspülung« aus dem Kulturbeutel und ließ eine Schüssel mit warmem Wasser vollaufen.
    Unter den dichten grauen Locken von Dr. Philip Peters kam das blonde Haar von Jason Monk zum Vorschein. Der Schnurrbart wich der Rasierklinge, und die getönte Brille zum Schutz der schwachen Augen des Akademikers wanderte in einen Mülleimer im Flur.
    Der Paß, den er aus dem Aktenkoffer holte, zeigte sein eigenes Foto und lautete auf seinen echten Namen. Der Einreisestempel der Grenzbeamten vom Flughafen stammte aus dem Paß, den Irvines Soldat von seiner Mission mitgebracht hatte, nur war das Datum abgeändert. Eingelegt war ein Duplikat der

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