Das schwarze Manifest
sogar alle Funktionen einer Visakarte«, sagte Danny. »Aber benutzen Sie sie nicht zu diesem Zweck. Eine fehlerhafte Computeranlage könnte sie unbrauchbar machen. Wo Sie sich auch befinden, passen Sie gut auf sie auf, lassen Sie vor allem keine Schnüffler ran, und benutzen Sie sie nur, wenn es notwendig ist.«
»Was kann sie denn alles?« fragte Monk.
»Vieles. Sie verschlüsselt alles, was Sie in den Computer eingeben. In ihr sind hundert One-Time-Codes gespeichert, die einmal aktiv werden und sich dann von selbst löschen. Diese Art von Dingen fällt nicht in mein Gebiet, aber soviel ich weiß, sind sie nicht zu knacken.«
»Das stimmt«, bestätigte Monk, der froh war, endlich wieder einen Begriff zu hören, mit dem er etwas anfangen konnte.
Danny nahm die eigentliche Diskette heraus und schob die Visakarte in den Schlitz.
»Der Laptop wird mit einer Lithium-Ionen-Batterie betrieben, die stark genug ist, um einen Satelliten zu erreichen. Mit Wechselstromschwankungen oder Totalausfällen ist überall zu rechnen. Benutzen Sie darum immer diese Batterie, selbst wenn ein Stromanschluß vorhanden ist. Die Steckdose sollte nur zum Aufladen verwendet werden. Schalten Sie das Gerät jetzt bitte ein.«
Er deutete auf den Schalter ON/OFF. Monk gehorchte.
»So, jetzt geben Sie eine Nachricht für Sir Nigel in normalem Englisch ein.«
Monk tippte eine kurze Botschaft, mit der er seine sichere Ankunft und eine erste Kontaktaufnahme bestätigt.
»Jetzt drücken Sie diese Taste. Es steht etwas anderes drauf, aber damit lösen Sie die Verschlüsselung aus.«
Monk drückte die Taste. Nichts passierte. Seine Worte standen nach wie vor auf dem Bildschirm.
»Jetzt schalten Sie bitte aus.«
Die Worte verschwanden.
»Sie sind für immer weg«, erklärte Danny. »Sie sind vollständig gelöscht. Aber dank dem One-Time-Code sind sie in Vergil, der Visakarte, gespeichert und warten auf ihre weitere Übermittlung. So, schalten Sie den Laptop wieder ein.«
Monk gehorchte. Der Bildschirm leuchtete auf, war aber leer.
»Drücken Sie diese Taste. Es steht etwas anderes drauf, aber wenn Vergil im Laufwerk steckt, löst sie die Funktion ›Senden/ Empfangen‹ aus. Lassen Sie das Gerät einfach laufen. Zweimal täglich erscheint ein Satellit am Horizont. Er ist darauf programmiert, eine Botschaft zu entsenden, sobald er sich Ihrem Standort nähert. Die Meldung geht über dieselbe Frequenz, auf die Vergil eingestellt ist. Das Ganze dauert eine Nanosekunde und ist verschlüsselt. Im Klartext lautet die Botschaft: ›Wie geht's dir, Baby?‹ Vergil empfängt den Ruf, identifiziert die Mutter und sendet Ihre Nachricht. Wir nennen das ›Händeschütteln‹.«
»Und das ist alles?«
»Nicht ganz. Wenn Mutter eine Botschaft für Vergil hat, sendet sie, und Vergil empfängt – alles natürlich in einem von den One-Time-Codes. Und dann verschwindet sie schon wieder am Horizont. Bis dahin hat sie bereits Ihre Botschaft an die Bodenstation weitergesendet, wo immer diese auch sein mag. Den Standort kenne ich nicht, und ich brauche ihn auch nicht zu kennen.«
»Muß ich dabeisein, wenn das Gerät das alles ausführt?« fragte Monk.
»Nicht nötig. Sie können unterwegs sein, wo Sie gerade wollen. Bei Ihrer Rückkehr wird der Bildschirm leuchten, aber noch immer leer sein. Drücken Sie dann diese Taste. Auch wenn es nicht draufsteht, sie ist auf Dechiffrieren programmiert, und wenn Vergil noch drinsteckt, wird die Nachricht auf dem Bildschirm erscheinen. Lernen Sie sie auswendig, und schalten Sie das Gerät aus. Damit löschen Sie die Nachricht. Für immer.
Ein letzter Hinweis noch. Wenn Sie Vergils kleines Gehirn tatsächlich einmal vernichten wollen, drücken Sie einfach nacheinander diese vier Zahlen.« Er zeigte Monk einen Zettel mit der Nummernfolge. »Also nie diese Zahlen eingeben, es sei denn, Sie wollen Vergil nur noch als gewöhnliche Visakarte benutzen.«
Die nächsten zwei Tage übten sie immer wieder die Prozeduren ein, bis Monk die Tasten blind bedienen konnte. Danach kehrte Danny in seine eigene Welt der Siliconchips zurück.
Nach drei Wochen Crashkurs auf Schloß Forbes erklärten sich alle Trainer mit den Ergebnissen zufrieden.
Monk sah sie nacheinander abreisen.
»Gibt es hier ein Telefon, das ich benutzen könnte?« fragte er an diesem Abend, als er zum erstenmal wieder nach dem Dinner mit Ciaran und Mitchell allein im Salon saß.
Mitch wandte sich vom Schachbrett ab, auf dem ihn Ciaran gnadenlos in die Enge
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