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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sagte er.
    Zehn Minuten später kam er in Begleitung zurück. Mit einer Kopfbewegung wies er in Monks Richtung, lächelte diesem freundlich zu und verschwand. Der Neuankömmling war jünger, aber nur um einige Jahre.
    »Ich habe gehört, Sie suchen einen meiner Brüder«, sagte der Tschetschene. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Vielleicht«, antwortete Monk. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar. Wir haben uns vor vielen Jahren kennengelernt. Ich besuche gerade Ihre Stadt, und es würde mich freuen, ihn wiederzusehen.«
    »Und sein Name, mein Freund?«
    »Umar Gunajew.«
    In den Augen des Mannes flackerte es. »Ich kenne keinen, der so heißt«, sagte er schließlich.
    »Oh, das ist schade für mich«, sagte Monk, »denn ich habe ihm ein Geschenk mitgebracht.«
    »Wie lange bleiben Sie bei uns?«
    »Ich möchte gern noch ein wenig hier sitzen und Ihre schöne Moschee bewundern«, erwiderte Monk.
    Der Tschetschene stand auf. »Ich werde fragen, ob jemand von diesem Mann gehört hat«, sagte er.
    »Danke, ich bin ein Mann mit großer Geduld.«
    »Geduld ist eine Tugend.«
    Nach zwei Stunden kamen sie. Es waren drei, alle jung. Lautlos bewegten sie sich auf Strümpfen über die dicken Perserteppiche. Einer kniete bei der Tür nieder und ließ sich auf die Fersen zurücksinken, die Hände auf die Schenkel gestützt. Er sah aus wie ein Betender, aber Monk wußte, daß niemand an ihm vorbeikommen würde.
    Die anderen zwei gingen auf Monk zu und plazierten sich links und rechts von ihm. Was sie unter ihren Jacken trugen, war nicht zu sehen. Monk hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Die Fragen wurden in einem murmelnden Tonfall gestellt, um die Betenden vor ihnen nicht zu stören.
    »Sprechen Sie russisch?« »Ja.«
    »Und Sie fragen nach einem unserer Brüder?«
    »Ja.«
    »Sie sind ein russischer Spion.«
    »Ich bin Amerikaner. In der Innentasche habe ich meinen Paß.«
    »Zeigefinger und Daumen«, sagte der Mann. Monk zog seinen US-Paß heraus und ließ ihn auf den Teppich fallen. Der andere beugte sich vor. Er hob den Paß auf und sah die Seiten durch. Dann nickte er und gab ihn zurück. Über Monks Kopf hinweg sagte er etwas auf tschetschenisch. Wahrscheinlich war davon die Rede, daß sich jeder einen amerikanischen Paß besorgen kann, dachte Monk. Der Mann rechts von Monk nickte und fuhr fort.
    »Warum suchen Sie unseren Bruder?«
    »Wir haben uns vor langer Zeit kennengelernt. In einem fernen Land. Er hat etwas zurückgelassen. Ich habe mir vorgenommen, es ihm wiederzugeben, sollte ich je nach Moskau kommen.«
    »Haben Sie es dabei?«
    »In meinem Aktenkoffer.«
    »Öffnen Sie ihn.«
    Monk ließ die Verschlüsse aufschnappen und öffnete den Deckel. Drinnen lag eine flache Pappschachtel.
    »Das sollen wir ihm bringen?«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar.«
    Der auf der linken Seite redete wieder tschetschenisch.
    »Nein, es ist keine Bombe«, sagte Monk auf russisch. »Falls es eine wäre, würde ich auch sterben, wenn die Schachtel jetzt aufgemacht wird. Bitte öffnen Sie sie.«
    Die beiden blickten sich kurz an, dann beugte sich einer nach vorn, um den Deckel der Pappschachtel aufzuklappen. Sie starrten den darin liegenden Gegenstand an.
    »Das ist es?«
    »Das ist es. Er hat es zurückgelassen.«
    Der Mann links von Monk schloß die Schachtel und nahm sie aus dem Aktenkoffer. Dann stand er auf.
    »Warten Sie«, sagte er.
    Der Mann bei der Tür sah ihn gehen, blieb jedoch reglos sitzen. Monk und seine zwei Aufpasser warteten weitere zwei Stunden.
    Die Zeit für das Abendessen war längst vorbei. Monk sehnte sich nach einem großen Hamburger. Hinter den kleinen Fenstern dämmerte es bereits, als der Bote zurückkehrte. Ohne ein Wort nickte er seinen beiden Glaubensbrüdern zu und wies mit dem Kopf zur Tür.
    »Kommen Sie«, sagte der Tschetschene auf Monks rechter Seite. Alle drei erhoben sich. In der Vorhalle holten sie ihre Schuhe aus den Fächern und zogen sie an. Die beiden, die neben Monk gesessen hatten, stellten sich links und rechts von Monk in Position, der Türwächter bildete die Nachhut. Zusammen marschierten sie zur Durowastraße, wo ein großer Volvo wartete. Bevor Monk einsteigen durfte, wurde er fachmännisch von hinten gefilzt.
    Monk landete auf dem Rücksitz zwischen seinen beiden Begleitern. Der dritte nahm neben dem Fahrer Platz, und der Volvo fuhr in Richtung Ringstraße los.
    Monk hatte damit gerechnet, daß die Tschetschenen die Moschee nie durch die Anwendung von Gewalt entweihen würden, aber jetzt

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