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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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trieb, und deutete mit dem Kinn auf den Apparat in der Ecke.
    »Ein privates«, fügte Monk hinzu.
    Nun hob auch Ciaran den Kopf. Beide Exsoldaten musterten Monk.
    »Klar«, sagte Ciaran schließlich. »Benutzen Sie das im Büro.«
    So setzte sich Monk zwischen die Bücher und Jagdmotive in Lord Forbes' Privatgemach und wählte eine Nummer in Übersee. In einem Holzhaus in Crozet, South Virginia, wo aufgrund der fünf Stunden Zeitdifferenz zu Schottland noch die Sonne über den Blue Ridge Mountains stand, schrillte das Telefon. Beim zehnten Klingeln meldete sich eine zittrige Frauenstimme. »Hallo?«
    Monk hatte das kleine, aber gemütliche Wohnzimmer deutlich vor Augen. Den ganzen Winter über brannte dort ein Kaminfeuer, das sich in der liebevoll auf Hochglanz polierten Oberfläche der Möbel spiegelte, die die Bewohner sich nach ihrer Hochzeit angeschafft hatten.
    »Hallo, Mom, ich bin's, Jason.«
    »Jason?« rief die Stimme erfreut. »Wo bist du, mein Junge?«
    »Ich bin unterwegs, Mom. Wie geht's Dad?«
    Seit einem Schlaganfall verbrachte sein Vater die meiste Zeit in einem Schaukelstuhl auf der Veranda und betrachtete unentwegt die kleine Stadt mit den Bergen dahinter, in denen er vor vierzig Jahren mit seinem ältesten Sohn jagen und fischen gegangen war.
    »Ihm geht's gt. Im Moment hält er ein Nickerchen auf der Veranda. Bei uns ist es warm. Wir hatten einen langen, heißen Sommer. Ich sage ihm, daß du angerufen hast. Er wird sich freuen. Kommst du uns bald mal besuchen? Wir haben dich so lange nicht mehr gesehen.«
    Monk hatte noch zwei Brüder und eine Schwester, die das kleine Haus längst verlassen hatten. Einer arbeitete als Schadensbegutachter bei einer Versicherungsgesellschaft, der andere war Makler geworden, und die Schwester hatte einen Landarzt geheiratet. Alle drei lebten in Virginia und besuchten ihre Eltern regelmäßig. Nur er war der verlorene Sohn.
    »Sobald ich es schaffe, Mom. Versprochen.«
    »Du gehst schon wieder weg, nicht wahr?«
    Monk wußte genau, was sie mit »weg« meinte. Damals, als sie ihn nach Vietnam einzogen, hatte sie auch schon vor dem Eintreffen des ominösen Briefs Bescheid gewußt. Und später hatte sie ihn vor jedem Auslandeinsatz in seiner Washingtoner Wohnung angerufen, obwohl sie garantiert von niemandem eingeweiht worden war. Mütter hatten schon eine besondere Antenne. Er war fünftausend Kilometer von ihr entfernt, und trotzdem spürte sie die Gefahr.
    »Ich komme ja wieder. Und dann besuche ich euch.«
    »Paß gut auf dich auf, Jason.«
    Durch das Fenster schaute er zum Sternenhimmel über Schottland hinauf. Er hätte öfter heimfahren sollen. Seine Eltern waren jetzt alt. Irgendwie hätte er sich die Zeit nehmen müssen. Falls er aus Rußland zurückkehrte, würde es keine Ausreden mehr geben.
    »Ich schaffe das schon, Mom.« Eine Pause trat ein, als wüßten sich beide nichts mehr zu sagen. »Ich liebe euch, Mom. Sag Dad daß ich euch beide liebe.«
    Er legte auf. Zwei Stunden später las Sir Nigel Irvine eine Abschrift des Mitschnitts in seinem Haus in Dorset. Am nächsten Morgen fuhren Ciaran und Mitch Monk wieder zum Flughafen von Aberdeen und begleiteten ihn auf dem Flug in den Süden der Insel.
    In London verbrachte Monk zusammen mit Sir Nigel noch fünf Tage im Montcalm, einem ruhigen, verschwiegenen Hotel in der Nähe von Marble Arch, das unauffällig in eine von Nash gebaute Straßenzeile integriert war. Dort wies der ehemalige Chefspion Monk bis ins Detail in seine Aufgaben ein. Dann war es Zeit für den Abschied. Irvine drückte Monk ein Blatt Papier in die Hand.
    »Sollte unsere wunderbare High-Tech-Kommunikation trotz allem doch einmal zusammenbrechen, kann immer noch einer von uns eine Nachricht herausschmuggeln. Aber nur, wenn alle Stricke reißen. Nach Heathrow begleite ich Sie nicht. Flughäfen sind mir ein Greuel. Aber Sie schaffen es auch so. Verdammt noch mal, Sie haben eine Chance, da bin ich mir sicher.«
    Ciaran und Mitch fuhren Monk nach Heathrow und begleiteten ihn bis zur Absperrung. Zum Abschied schüttelten sie ihm noch einmal die Hand. »Viel Glück, Boß.«
    Der Flug verlief für Monk sehr ruhig. Nichts an ihm erinnerte an den Jason Monk, der dreißig Tage zuvor am Terminal 4 eingetroffen war. Niemand ahnte, daß er nicht der Mann war, als den ihn sein Paß auswies. Man winkte ihn einfach durch.
    Nachdem er fünf Stunden später seine Uhr auf die Ortszeit umgestellt hatte, näherte sich Monk der Paßkontrolle im Moskauer Flughafen

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