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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Nebenverwaltung zusammengeführt und in Staatliche Zentrale für Kommunikation und Information, kurz SZKI, umbenannt.
    Der SZKI stand alles zur Verfügung, was eine solche Einrichtung brauchte: die leistungsfähigsten Computer, die besten Mathematiker und Codeknacker des gesamten Landes und die neueste Technologie für das Abfangen von Funksprüchen. Das Ende des Kommunismus warf jedoch ein Problem für dieses ungemein kostenintensive Amt auf: die Finanzierung.
    Nach seiner Privatisierung bot sich das SZKI auf dem freien Markt buchstäblich an. Es gab aufstrebenden russischen Unternehmen die Möglichkeit, sich in den Informationsaustausch ihrer Konkurrenten einzuklinken, sprich, ihn für sich zu nutzen, und zwar sowohl auf dem heimischen als auch auf dem internationalen Markt.
    Mindestens vier Jahre lang, bis einschließlich 1999, hatte so jede Firma die Möglichkeit, diese ehemalige Regierungsabteilung für die Überwachung eines Ausländers zu mieten, sobald dieser einen Anruf tätigte, ein Fax, Telegramm oder Telex schickte oder einen Funkspruch in den Äther schickte.
    Oberst Grischin ging davon aus, daß Jason M)nk in der einen oder anderen Form mit seinen Auftraggebern Verbindung aufnehmen mußte. Über die Botschaft war ihm das nicht möglich, denn die wurde überwacht. Und wenn er es über eine öffentliche Telefonzelle versuchte, würde man ihn ebenfalls abhören und aufspüren.
    Da sie aber immer noch nichts aufgefangen hatten, schloß Grischin, daß der Amerikaner eine Art Sender benutzte.
    »An seiner Stelle würde ich einen Computer nehmen«, erklärte ihm der Spezialist des SZKI, den Grischin gegen eine beträchtliche Summe angeheuert hatte. »Geschäftsleute machen das ständig.«
    »Ein Computer, der Nachrichten übermittelt und empfängt?« fragte Grischin.
    »Natürlich. Computer stehen mit Satelliten in Verbindung und über die Satelliten mit anderen Computern. So und nicht anders funktioniert die Datenautobahn, das Internet.«
    »Der Verkehr muß ja gewaltig sein.«
    »Stimmt. Aber unsere Computer sind es nicht minder. Es ist alles eine Frage des Herausfilterns. Neunzig Prozent der Gespräche sind Geplauder – Idioten, die irgendeinen Unsinn austauschen. Neun Prozent sind Geschäftsangelegenheiten – Firmen, die über Produkte diskutieren, den Preis, Fortschritte, Vertrags- und Lieferbedingungen. Ein Prozent hat mit Regierungen zu tun. Dieses eine Prozent machte früher die Hälfte des Luftverkehrs aus.«
    »Wieviel davon ist verschlüsselt?«
    »Alle politischen Botschaften und die Hälfte des Geschäftsverkehrs. Aber die Codes der Firmen können wir größtenteils knacken.«
    »Auf welcher Frequenz würde mein amerikanischer Freund senden?«
    Der Spezialist hatte zu lange verdeckt gearbeitet, um sich nach Details zu erkundigen. »Wahrscheinlich auf der gleichen wie die Geschäftsleute«, entgegnete er. »Bei Regierungs-angelegenheiten kennen wir die Quelle. Wir können vielleicht den Code nicht knacken, aber wir wissen, aus welcher Botschaft, Vertretung oder welchem Konsulat die Nachricht kommt. Ist Ihr Mann dort irgendwo?«
    »Nein.«
    »Dann benutzt er wahrscheinlich einen Satelliten für Geschäftsleute. Die Geräte der amerikanischen Regierung werden in erster Linie dazu benutzt, um uns abzuhören und zu beobachten. Und sie befördern auch den diplomatischen Verkehr. Aber jetzt schwirren auch noch jede Menge kommerzielle Satelliten über uns herum. Firmen mieten sie und kommunizieren dann mit ihren über die ganze Welt verteilten Zweigstellen.«
    »Ich nehme an, mein Freund sendet von Moskau aus. Wahrscheinlich empfängt er hier auch.«
    »Wenn er nur empfängt, kommen wir nicht weiter. Eine Botschaft, die ein Satellit über uns losschickt, könnte überall ankommen, ob in Archangelsk oder auf der Krim. Erst wenn er sendet, können wir ihn lokalisieren.«
    »Wenn eine russische Handelsgesellschaft Sie also damit beauftragte, den Sender ausfindig zu machen, würden Sie das schaffen?«
    »Vielleicht. Wir müßten natürlich ein beträchtliches Honorar fordern. Wie hoch, das hängt davon ab, wie viele Männer wir dafür abstellen müssen und wie lange die Überwachung dauern soll.«
    »Rund um die Uhr«, sagte Grischin. »Wie viele Leute haben Sie?«
    Der Wissenschaftler starrte ihn entgeistert an. Es ging um Millionen von US-Dollars. »Das ist ein Großauftrag!«
    »Es ist mein voller Ernst.«
    »Wollen Sie die Botschaften?«
    »Nein. Nur den Standort des Senders.«
    »Das ist schwieriger.

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