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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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besonderen Rang ein. Es handelt sich um eine Offiziersschule, deren hochrangigste Mitglieder nach alter Tradition
Kings of Arms
und
Heralds
genannt werden.
    Im Mittelalter wurden die Heralds, wie schon der Name sagt, als Boten ihres Kriegsfürsten eingesetzt. Es wurde eine Flagge zum Zeichen des Waffenstillstands gehißt, und sie mußten dem gegnerischen Lager die Angebote oder Forderungen ihres Herrn überbringen. Zwischen zwei Kriegen nahmen die Heralds andere Funktionen wahr.
    In Friedenszeiten war es bei Rittern und Edelleuten üblich, in Form von Turnieren und Schauwettkämpfen Krieg zu spielen. Den Heralds kam hierbei die Aufgabe zu, das nächste Duell anzukündigen. Das war allerdings nicht immer ganz leicht, weil die Ritter in ihren Rüstungen und heruntergeklappten Visieren kaum noch zu erkennen waren. Die Lösung des Problems bestand in der Kennzeichnung der Schutzschilde mit Wappen. Wenn nun also der Herald einen Schild mit dem Zeichen eines Bären erblickte, wußte er, daß sich der Earl of Warwick in der Rüstung verbarg.
    Aufgrund dieser Funktion wuchs den Heralds im Lauf der Zeit die Rolle des Schiedsrichters und Experten zu. Sie hatten zu entscheiden, wer wer war und – noch wichtiger – wer welchen Titel führen durfte. Sie verfolgten und registrierten von Generation zu Generation die Ahnenlinien der Adligen.
    Damit wurden sie zu weit mehr als Interessenverwaltern irgendwelcher Snobs. Mit dem Titel waren ja auch immense Ländereien, Schlösser, Farmen und Gutshäuser verbunden. Überträgt man das Amt auf die Begriffe der heutigen Zeit, so entspricht es dem eines Juristen, der nachweist, daß sein Mandant Mehrheitsaktionär bei General Motors ist. Es ging also um enorme Besitztümer und um Macht.
    Da Adlige häufig einen ganzen Schwarm von Nachkommen teils eheliche, teils außereheliche, hinterließen, entbrannten immer wieder Streitereien um den Erbanspruch. Sogar Kriege wurden deswegen geführt. Endgültige Klarheit konnte damit freilich nicht erzielt werden. Das oblag den Heralds als Hütern der Archive. Sie fällten die letzte Entscheidung, wer nun das Recht hatte, das Wappen zu führen. Natürlich ging es hierbei längst nicht mehr um Schilde und Schaukämpfe.
    Auch heute noch entscheidet das College bei Streitigkeiten, entwirft Wappen für neu in den Adelsstand erhobene Bankiers oder Industrielle oder verfolgt gegen eine Gebühr den Stammbaum eines jeden in den Archiven zurück, soweit er darin festgehalten ist.
    Selbstverständlich sind die Heralds ausnahmslos Akademiker. Diese merkwürdige Wissenschaft mit ihrem bizarren Französisch aus der Normannenzeit und ihren vielfältigen komplizierten Symbolen und Wappen kann man nur in einem langjährigen Studium erlernen.
    Wie in jeder Wissenschaft gibt es auch hier verschiedene Spezialgebiete, wie zum Beispiel die Ahnenforschung in dem Teil des europäischen Adels, der mit der britischen Aristokratie durch Mischehen verwandt oder verschwägert ist. Auf einen Vertreter dieser Richtung, einen Experten für die RomanowDynastie in Rußland, war Sir Nigel Irvine durch so hartnäckiges wie diskretes Nachforschen gestoßen. Von Dr. Lancelot Probyn hieß es, er habe mehr über die Romanows vergessen, als die Romanows selbst je gewußt hätten. Diesem Mann nun stellte sich Irvine am Telefon als pensionierter Diplomat vor, der für das Außenministerium einen Bericht über die Bestrebungen zur Wiederherstellung der Monarchie in Rußland schreibe, und lud ihn zu einem Gespräch bei Tee und Kuchen ins Ritz ein.
    Dr. Probyn war ein gemütlicher kleiner Mann, der sein Lieblingsthema bescheiden und sehr humorvoll erläuterte.
    Irgendwie erinnerte er den alten Meisterspion an Charles Dickens' Mr. Pickwick.
    »Ein Thema interessiert mich wirklich brennend«, fing Sir Nigel an, als Gurkensandwich und Earl Grey serviert wurden. »Könnten wir unser Augenmerk auf die Frage der Nachfolge in der Romanow-Dynastie lenken?«
    Das Amt eines Clarence King of Arms, wie Dr. Probyns ruhmreicher Titel lautet, wird nicht gerade fürstlich bezahlt, und Tee im exklusiven Ritz war für den Doktor etwas Neues. So ließ er sich die Sandwiches schmecken.
    »Die Romanows sind ja nur mein Hobby, verstehen Sie. Meine eigentlichen Aufgaben liegen woanders.«
    »Trotzdem. Soviel ich weiß, sind Sie doch der Autor der definitiven Studie auf diesem Gebiet.«
    »Danke für das Kompliment. Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Wie sieht es mit der Nachfolge der Romanows aus. Ist sie

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