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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ein Foto von Sir Nigel Irvine vor.
    »Das ist er. Wahrscheinlich in Begleitung eines jüngeren Mannes, dunkles Haar, durchtrainiert. Sie sind im National. Zwei Mann bleiben in der Eingangshalle und behalten die Fahrstühle, den Empfang und die Türen im Auge; zwei bleiben unten im Cafe, zwei auf der Straße, vier in zwei Wagen. Wenn er kommt, lassen Sie ihn hinein und geben mir dann Bescheid. Sobald er drin ist, darf er ohne mein Wissen nicht wieder hinaus.«
    »Und wenn er das Hotel im Wagen verläßt?«
    »Folgen Sie ihm, falls nicht klar ist, daß er zum Flughafen will. Dann sorgen Sie für einen Unfall. Er darf den Flughafen nicht erreichen.«
    »In Ordnung, Oberst.«
    Während sein Stellvertreter die Instruktionen an seine Mannschaft weitergab, telefonierte Grischin mit einem weiteren Experten auf seiner Gehaltsliste, einem ehemaligen Einbrecher, der sich auf Hotels spezialisiert hatte und in der Lage war, jede Hoteltür in Moskau zu öffnen.
    »Suchen Sie Ihre Sachen zusammen und kommen Sie zum Hotel Intourist, setzen Sie sich in die Eingangshalle und lassen Sie Ihr Handy eingeschaltet. Sie müssen heute nacht für mich in ein Hotelzimmer einbrechen, wann genau, ist noch unklar. Ich melde mich, wenn ich Sie brauche.«
    Das Hotel Intourist stand etwa zweihundert Meter vom National entfernt, direkt um die Ecke in der Twerskajastraße.
    Oberst Grischin war eine halbe Stunde später in der Allerheiligenkirche in Kulischki. Der Priester wartete auf ihn, vor lauter Angst standen ihm Schweißperlen auf der Stirn.
    »Wann ist er angekommen?«
    »Er kam um vier, ohne Voranmeldung. Doch Seine Heiligkeit hat ihn offensichtlich erwartet. Er bat mich, ihn mit seinem Dolmetscher direkt zu ihm zu führen.«
    »Wie lange waren sie bei ihm?«
    »Etwa eine Stunde. Ich habe ihnen den Samowar mit Tee gebracht, aber sobald ich im Zimmer war, hörten sie auf zu reden.«
    »Haben Sie an der Tür gelauscht?«
    »Ich habe es versucht, Oberst. Es war nicht leicht. Diese beiden Nonnen, die Putzfrauen, trieben sich vor der Tür herum. Außerdem war da noch der Erzdiakon, sein Privatsekretär.«
    »Was haben Sie gehört?«
    »Wenig. Es wurde viel von einem Prinzen geredet. Der Engländer schlug dem Patriarchen irgendeinen Prinzen für ein Amt vor. Ich hörte die Formulierung ›das Blut der Romanows‹ und ›überaus geeignete Der alte Mann spricht ziemlich leise, aber das ist egal, ich verstehe ja doch kein Englisch. Der Dolmetscher redet zum Glück etwas lauter.
    Meistens hat der Engländer geredet, und Seine Heiligkeit hat zugehört. Einmal konnte ich erkennen, daß sie sich irgendeinen Plan angesehen haben. Dann mußte ich von der Tür verschwinden.
    Danach habe ich dann angeklopft und bin noch einmal hineingegangen, um zu fragen, ob ich den Samowar nachfüllen soll. Sie waren still, da seine Heiligkeit einen Brief schrieb. Er sagte nein und winkte mich fort.«
    Grischin starrte nachdenklich vor sich hin.
    »Noch etwas?«
    »Ja, ein letztes. Bevor sie gingen, wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet. Ich wartete auf dem Gang, die Mäntel in der Hand, und hörte den Patriarchen sagen: ›Bei nächster Gelegenheit werde ich mich an unseren amtierenden Präsidenten wenden.‹ Das war ganz deutlich, der einzige Satz, den ich klar verstanden habe.«
    Grischin drehte sich zu Pater Maxim um und lächelte. »Ich fürchte, der Patriarch konspiriert mit ausländischen Mächten gegen unseren künftigen Präsidenten. Das ist wirklich sehr unangenehm, denn er wird damit keinen Erfolg haben. Seine Heiligkeit meint es sicherlich gut, aber er verhält sich äußerst ungeschickt. Nach der Wahl kann man diesen ganzen Unsinn natürlich einfach vergessen. Doch Sie, mein Freund, Sie wird man nicht vergessen. In meiner Zeit beim KGB habe ich den Unterschied zwischen einem Verräter und einem Patrioten kennengelernt. Verrätern kann unter Umständen vergeben werden, Seiner Heiligkeit etwa, doch wahre Patrioten werden immer ihren Lohn bekommen.«
    »Vielen Dank, Oberst.«
    »Haben Sie jemals frei?«
    »Einen Abend in der Woche.«
    »Nach der Wahl müssen Sie unbedingt mal zum Essen in das Lager unserer Jungen Kämpfer kommen. Recht ungeschlachte Burschen, aber gutmütig. Und natürlich überaus durchtrainiert. Alle so zwischen fünfzehn und neunzehn. Die Besten von ihnen übernehmen wir in die Schwarze Garde.«
    »Das wäre wirklich, sehr, schön.«
    »Und natürlich werde ich Präsident Komarow nach der Wahl vorschlagen, daß die Garde und die

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