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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Holzscheite eine über die andere gestapelt.
    »Der Gefrierfleischlaster«:, meinte Vincent kurz angebunden. »Die Frühschicht. Jede Nacht sterben an die fünfhundert in den Hauseingängen entlang der Kais.«
    Sie hatten Zimmer im National reserviert, wollten sich dort aber erst am späten Nachmittag blicken lassen. Also verbrachten sie den Tag im Salon des Palace Hotels in weichen Ledersesseln.
    Zwei Tage zuvor hatte Jason Monk eine kurze, kodierte Nachricht über seinen Laptop ausgesandt. Er hatte General Petrowski getroffen, und alles schien gut zu laufen. Die Tschetschenen brachten ihn noch immer von einem Ort zum anderen, oft als Priester verkleidet, als Offizier der Armee oder der Miliz oder auch als Penner. Der Patriarch hatte eingewilligt, seinen englischen Gast ein zweites Mal zu empfangen.
    Es war diese Nachricht, die rund um die Welt zum Hauptquartier der InTelCor und von dort, noch immer chiffriert, an Sir Nigel nach London gesandt worden war. Einzig Sir Nigel besaß ein Duplikat jenes Verzerrers, mit dem sich der Code entschlüsseln ließ.
    Es war die Nachricht gewesen, die ihn aus London-Heathrow nach Kiew und von dort aus nach Moskau geführt hatte.
    Doch diese Nachricht war auch von der SZKI aufgefangen worden, die jetzt nahezu ausschließlich für Oberst Grischin arbeitete. Der Direktor der SZKI unterhielt sich mit Grischin, während der Nachtzug von Kiew nach Moskau durch die Nacht dampfte.
    »Verdammt, wir hätten ihn fast gehabt«, sagte der Direktor. »Diesmal war er im Bezirk Arbat, beim letztenmal irgendwo draußen bei Sokolniki. Also wechselt er ständig die Wohnung.«
    »Im Arbat?«: fragte Grischin wütend. Der Bezirk Arbat liegt kaum eine halbe Meile von der Kremlmauer entfernt.
    »Da ist noch etwas, wovor ich Sie warnen sollte, Oberst. Falls er die Art Computer benutzt, die wir bei ihm vermuten, muß er beim Senden oder Empfangen nicht unbedingt anwesend sein. Er könnte den Computer entsprechend einstellen und wieder verschwinden.«
    »Finden Sie einfach das Gerät«, befahl Grischin. »Früher oder später kommt er dahin zurück, und wenn er kommt, werde ich ihn erwarten.«
    »Falls er noch zweimal sendet oder eine Sendung von über einer halben Sekunde ausstrahlt, haben wir die Welle. Bis aufs Stadtviertel, möglicherweise sogar bis aufs Haus genau.«
    Keiner der beiden Männer wußte, daß Monk laut Sir Nigel Irvines Plan noch mindestens drei Sendungen in den Westen ausstrahlen mußte.
    »Er ist wieder da, Oberst Grischin.«
    Die Stimme von Pater Maxim am Telefon klang schrill vor Aufregung. Es war sechs Uhr abends, stockdunkel draußen und lausig kalt. Grischin saß noch an seinem Schreibtisch im Haus am Kiselnyboulevard. Er wollte gerade gehen, als der Anruf eintraf. Die Telefonzentrale hatte den Namen »Maxim« gehört und den Anruf gemäß der Anweisung direkt zum Sicherheitschef durchgestellt.
    »Beruhigen Sie sich, Pater Maxim. Wer ist wieder da?«
    »Der Engländer. Der alte Engländer. Seit einer Stunde ist er bei Seiner Heiligkeit.«
    »Das ist unmöglich.«
    Grischin hatte für jeden Mitarbeiter in der Einwanderungsbehörde des Innenministeriums und der Abteilung für Spionageabwehr des VSD eine große Belohnung ausgesetzt, um rechtzeitig vorgewarnt zu sein, aber ihm war nichts mitgeteilt worden.
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Nein, aber er ist mit derselben Limousine gekommen.«
    Im National, dachte Grischin. Der alte Trottel hat sich für dasselbe Hotel entschieden. Allein die Erinnerung daran, wie er den alten Spionagechef beim letztenmal verloren hatte, weil »Mr. Trubshaw« zu schnell für ihn gewesen war, ließ ihn noch immer zusammenzucken. Diesmal würde er keinen Fehler machen.
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »Ich stehe auf der Straße und telefoniere über das Handy.«
    »Das ist nicht sicher. Gehen Sie zum üblichen Treffpunkt, und warten Sie da auf mich.«
    »Ich muß zurück, Oberst. Man wird mich vermissen.«
    »Hören Sie zu, Sie Idiot. Sie rufen jetzt an und sagen, daß Sie sich unwohl fühlen. Sagen Sie, Sie würden zur Apotheke gehen, um ein Mittel zu holen, aber kommen Sie gefälligst zum Treffpunkt, und warten Sie dort auf mich.«
    Er knallte den Hörer auf die Gabel, griff dann wieder danach und befahl seinem Stellvertreter, einem ehemaligen Oberst der Abteilung Grenzwachen des KGB, sich sofort in seinem Büro zu melden.
    »Bringen Sie zehn Männer mit, Ihre besten Leute. In Zivil. Und drei Wagen.«
    Eine Viertelstunde später legte er seinem Stellvertreter

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