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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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herrlich besoffen waren. Man hatte ihnen Zimmer besorgt, in denen sie ihren Rausch ausschlafen konnten. Um ganz sicherzugehen, wurde vor jede Tür noch ein Wachposten gestellt.
    Eine für diesen Tag angesetzte »taktische« Übung wurde kurz vor Mitternacht zum Ernstfall. Die Truppen hockten alarmbereit in den Mannschaftswagen in einer Reihe geschlossener Garagen. Gegen zwei Uhr morgens erhielten Fahrer und Zugführer Adressen und Einsatzbefehle. Seit Monaten zum erstenmal war die Überraschung vollkommen.
    Die drei Lagerhäuser boten kaum Schwierigkeiten. Vier Wachen, die die Kostbarkeiten schützen wollten, wurden niedergeschossen. Acht weitere Wachen ergaben sich gerade noch rechtzeitig. Die Lagerhäuser enthielten zehntausend Kisten mit zollfrei importiertem Wodka, der in den letzten beiden Monaten aus Finnland und Polen ins Land geschmuggelt worden war. Die schlechte Weizenernte hatte die Nation mit dem höchsten Wodkaverbrauch der Welt gezwungen, das eigene Gebräu zu Preisen einzuführen, die dreimal so hoch wie im Erzeugerland waren.
    Ansonsten befanden sich in den Lagerhäusern noch Geschirrspüler, Waschmaschinen, Fernseher, Videogeräte und Computer, die allesamt im Westen gestohlen worden waren.
    Die beiden Arsenale enthielten genügend Waffen für ein ganzes Infanterieregiment, einfache Schnellfeuergewehre waren ebenso vertreten wie tragbare Panzerabwehrraketen und Flammenwerfer.
    Petrowski führte die Fahndungsaktion im Casino persönlich an. Während die Spieler kreischend in die Nacht flüchteten, jammerte der Manager und behauptete, daß sein Geschäft vollkommen legal und von den Behörden genehmigt worden sei. Erst als sein Tisch im Büro zur Seite geschoben, der Teppich angehoben und die Falltür zum Keller freigelegt wurde, fiel er in Ohnmacht.
    Noch am späten Vormittag luden die Truppen der SOBR Kiste um Kiste mit Unterlagen in Lastwagen und brachten sie zur Auswertung in das Hauptquartier der GUVD in die Schabolowkastraße 6.
    Bis zum Mittag hatten vom dreihundert Meter entfernt gelegenen Tschitnyplatz zwei Generäle aus dem Präsidium des MVD, des Innenministeriums, angerufen, um ihre Glückwünsche zu übermitteln.
    Erste Meldungen über die Geschehnisse der letzten Nacht brachten die Radionachrichten am Vormittag, gegen Mittag strahlte das Fernsehen einen ziemlich vollständigen Bericht aus. Die Zahl der Opfer unter den Gangstern, unterstrich der Nachrichtensprecher, sei auf sechzehn gestiegen, während die Schnelle Eingreiftruppe nur zwei Verletzte zu beklagen hatte, einen Schwerverletzten mit Bauchschuß und einen weiteren Mann mit einer leichten Fleischwunde. Siebenundzwanzig Mafiosi waren lebend gefaßt worden, sieben von ihnen lagen im Krankenhaus, zwei weitere, so hieß es, legten im GUVD bereits ausführliche Geständnisse ab.
    Die letzte Behauptung stimmte zwar nicht, war aber von Petrowski an die Medien weitergegeben worden, um für zusätzliche Panik unter den Führern der Dolgoruki zu sorgen.
    Letztere standen tatsächlich wie unter Schockwirkung, als sie sich in einer luxuriös eingerichteten und äußerst gut bewachten Villa weit außerhalb der Stadt, etwa zweieinhalb Kilometer entfernt von der Archangelskojebrücke über die Moskwa, trafen. Unbändige Wut war vielleicht das einzige Gefühl, das die allgemeine Panik noch übertraf. Die meisten Anwesenden gingen davon aus, daß die Ausschaltung ihrer beiden Spitzel, die völlige Überraschung, die der SOBR gelungen war und die Exaktheit der Informationen, die offenbar vorgelegen hatten, auf eine undichte Stelle hinwiesen.
    Noch während sie sich berieten, trugen ihnen ihre Leute von der Straße das Gerücht zu, daß ein hoher Offizier der Schwarzen Garde geplaudert habe. Angesichts der Millionen Dollars, die die Dolgoruki in Igor Komarows Wahlkampf gesteckt hatten, war die Mafia nicht gerade begeistert.
    Sie sollten nie erfahren, daß dieses Gerücht auf Anraten von Jason Monk durch die Tschetschenen in die Welt gesetzt worden war. Die Führer der einzelnen Clans beschlossen jedoch, auf einer lückenlosen Erklärung zu bestehen, ehe sie weitere Summen an die UPK bewilligen wollten.
    Kurz nach drei erhielt Monk Besuch von Umar Gunajew, der unter schwerem Begleitschutz zu der kleinen Wohnung nördlich vom Ausstellungsgelände im Sokolnikipark gefahren war, in der sich Monk zur Zeit aufhielt.
    »Ich weiß nicht, wie Sie das geschafft haben, mein Freund, aber letzte Nacht ist eine ziemlich große Bombe in die Luft

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