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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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besserte sich, als der Spitzel den Recorder aus der Tasche zog und ihn unter den Tisch legte. Deutlich hörte Grischin die Stimme des Patriarchen, der zu Pater Maxim sagte: »Danke, Pater, das wäre alles.«
    Es blieb still, bis sich eine Tür schloß und der Spitzel aus dem Zimmer war. Dann sagte der Patriarch: »Würden Sie mir nun bitte erklären, was Sie mir mitzuteilen haben?«
    Monk begann zu reden. Grischin konnte sogar das sanfte Näseln des fließend russisch sprechenden Amerikaners heraushören. Er machte sich Notizen.
    Dreimal hörte er sich die vierzig Minuten währende Unterhaltung an, ehe er eine Mitschrift anfertigte. Dies war keine Arbeit für eine Sekretärin, mochte sie auch noch so vertrauenswürdig sein.
    Seine ordentliche kyrillische Schrift füllte Seite um Seite. Manchmal hielt er inne, spulte zurück, versuchte, den genauen Wortlaut zu verstehen, und schrieb dann weiter. Als er sicher wußte, daß er alles genau aufgeschrieben hatte, legte er den Stift aus der Hand.
    Er hörte, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde und dann Monks Stimme: »Ich glaube nicht, daß wir uns noch einmal begegnen werden, Eure Heiligkeit. Ich weiß, Sie werden tun, was für dieses Land und Ihr geliebtes Volk das Beste ist.«
    Die Schritte zweier Männer auf dem Teppich. Etwas undeutlicher hörte er Alexeis Antwort von der Tür her: »Mit Gottes Segen werde ich es versuchen.«
    Dann wurde offenbar die Tür hinter Monk geschlossen. Grischin hörte, wie sich der Patriarch wieder hinsetzte. Zehn Sekunden später war die Kassette zu Ende.
    Grischin lehnte sich zurück und dachte über das Gehörte nach. Die Neuigkeiten waren denkbar schlecht. Schwer zu verstehen, sinnierte er, wie ein einzelner Mann einen derart systematischen Schaden anrichten konnte. Ursache war natürlich diese verdammte Nachlässigkeit des verstorbenen N. I. Akopow, der das Manifest einfach liegengelassen hatte, so daß es gestohlen werden konnte. Der Schaden, der aus diesem einen Fehler erwachsen war, ließ sich kaum noch überschauen.
    Monk hatte fraglos den größten Teil des Gesprächs bestritten. Anfangs hatte Alexei II. nur hin und wieder seine Zustimmung angedeutet. Einen eigenen Beitrag leistete er erst gegen Ende der Unterhaltung.
    Der Amerikaner war nicht gerade untätig gewesen. Er legte dar, daß man in einer gemeinsamen Anstrengung unmittelbar nach Neujahr die Wahlchancen von Igor Komarow durch eine landesweit ausgestrahlte Kampagne der Diskreditierung zunichte machen sollte.
    General Nikolei Nikolajew wollte offenbar Zeitungen, Radio und Fernsehen eine Reihe von Interviews geben, um vor der UPK zu warnen und jeden Soldaten und Reservisten aufzurufen, sich gegen Komarow auszusprechen und seine Stimme einer anderen Partei zu geben. Unter den einhundertzehn Millionen Wahlberechtigten gab es zwanzig Millionen Veteranen. Der Schaden, den Nikolajew anrichten konnte, war nicht abzusehen.
    Die Einstellung der Berichterstattung über Igor Komarow durch die beiden kommerziellen Fernsehsender war das Werk der Bankiers; drei von den vieren waren Juden, und ihr Wortführer war ein gewisser Leonid Bernstein von der Moskwski-Bundesbank. Das allein waren schon zwei offene Rechnungen, die es noch zu begleichen galt.
    Monks dritter Schlag hatte die Dolgoruki getroffen. Für Grischin waren sie allesamt nur Abschaum, künftiger Nachschub für die Konzentrationslager, aber im Augenblick war die Partei auf ihre finanzielle Unterstützung angewiesen.
    Kein Politiker in Rußland konnte ohne eine landesweite Wahlkampagne, die Billionen von Rubeln kostete, auf das Amt des Präsidenten hoffen. Das geheime Abkommen mit dem mächtigsten und reichsten Mafiaclan westlich des Ural hatte ihnen Zugang zu einer Schatztruhe verschafft, deren Inhalt bei weitem alles überstieg, was anderen Kandidaten zur Verfügung stand. Einige hatten bereits das Handtuch geworfen, da sie mit dem finanziellen Aufwand der UPK nicht mithalten konnten.
    Die sechs Razzien in den frühen Morgenstunden des Vortags waren für die Dolgoruki katastrophal gewesen, doch am schlimmsten hatte sie die Entdeckung der Buchhaltung getroffen. Es kamen nur wenige Leute in Frage, von denen die GUVD derartige Details erfahren konnte. Eine konkurrierende Mafiabande wäre die naheliegendste Vermutung gewesen, doch in der eng umgrenzten Welt der Gangster würde trotz tödlicher Rivalität niemand Informationen an die verhaßte GUVD weiterleiten. Und da kommt dieser Monk und informiert den Patriarchen über die

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