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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gegangen.«
    »Eine Frage des Eigennutzes«, sagte Monk. »Petrowski hatte ein beträchtliches Interesse daran, seine Vorgesetzten bis hinauf zum Büro des amtierenden Präsidenten in eben jener Woche zu erfreuen, in der eine Abordnung der Weltbank in der Stadt weilt. Das ist alles.«
    »Na schön. Nun, die Dolgoruki sind wohl kaum noch in der Lage, einen Bandenkrieg gegen mich zu führen. Sie werden Wochen brauchen, um den angerichteten Schaden zu verdauen.«
    »Und die undichte Stelle in der Schwarzen Garde zu finden«, erinnerte ihn Monk.
    Umar Gunajew warf ihm eine Ausgabe der
Segodnja
in den Schoß.
    »Werfen Sie einen Blick auf Seite drei«, riet er.
    Dort stand ein Bericht des führenden Meinungsforschungsinstituts Rußlands, dem zufolge die Wahlchancen der UPK weiter gesunken waren und momentan bei fünfundfünfzig Prozent lagen.
    »Die Umfragen werden meistens in den Städten durchgeführt«, sagte Monk. »Das ist praktischer und einfacher. Komarow ist in den Städten besonders stark, aber entscheidend werden die vernachlässigten Massen auf dem Land sein.«
    »Glauben Sie wirklich, daß Komarow an der Wahlurne noch zu besiegen ist?« fragte Gunajew. »Vor sechs Wochen hätten Sie nicht die geringste Chance gehabt.«
    »Ich weiß«, sagte Monk.
    Dies war wohl kaum der Augenblick, um dem Tschetschenenführer zu sagen, daß für Sir Nigel eine Wahlniederlage überhaupt nicht in Frage kam. Er mußte daran denken, wie der alte Spionagechef, der in der Welt des großen Spiels noch immer als ein Meister der Täuschung durch Fehlinformation verehrt wurde, in der Bibliothek von Schloß Forbes mit der Familienbibel in der Hand vor ihm gesessen hatte.
    »Gideon ist der Schlüssel, mein Junge«, hatte er gesagt. »Denken Sie wie Gideon.«
    »Sie sind meilenweit fort«, sagte Gunajew. Monk schreckte aus seinen Träumen auf.
    »Sie haben recht, tut mir leid. Ich muß heute abend noch einmal zum Patriarchen. Zum letztenmal. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Um hineinzukommen?«
    »Ich glaube eher, um wieder herauszukommen. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß Grischin das Haus wahrscheinlich beobachten läßt. Ein Mann wäre genug, aber dieser eine wird andere alarmieren, sobald ich im Gebäude bin.«
    »Dann sollten wir uns besser einen Plan zurechtlegen«, sagte der Tschetschene.
    Oberst Anatoli Grischin war in seiner Wohnung und wollte gerade zu Bett gehen, als sein Handy klingelte. Er erkannte die Stimme auf Anhieb.
    »Er ist hier. Er ist wieder hier.«
    »Wer?«
    »Der Amerikaner. Er ist zurückgekommen. Er ist gerade bei Seiner Heiligkeit.«
    »Er hat keinen Verdacht geschöpft?«
    »Ich glaube, nicht. Er kam allein.«
    »Als Priester verkleidet?«
    »Nein. Ganz in Schwarz, aber in Zivil. Der Patriarch schien ihn zu erwarten.«
    »Wo sind Sie?«
    »In der Flurküche. Ich mache Kaffee, muß jetzt aber wieder gehen.«
    Er hatte aufgelegt. Grischin bemühte sich, seine Erregung zu zügeln. Er hielt den verhaßten Amerikaner schon fast in der Hand. Diesmal würde es kein Ostberlin geben. Er rief den Anführer der Kerntruppe der Schwarzen Garde zu sich.
    »Ich brauche zehn Leute, drei Wagen, Mini-Uzis, und zwar sofort. Verriegeln Sie beide Enden der Straße Tschisti Pereulok. Wir treffen uns da in dreißig Minuten.«
    Eine halbe Stunde nach Mitternacht.
    Zehn Minuten nach eins erhob sich Monk und wünschte dem Patriarchen eine gute Nacht.
    »Ich glaube nicht, daß wir uns noch einmal begegnen werden, Eure Heiligkeit. Ich weiß, Sie werden tun, was für dieses Land und Ihr geliebtes Volk, das Sie so sehr lieben, das Beste ist.«
    Alexei II. erhob sich ebenfalls und begleitete ihn bis zur Tür.
    »Mit Gottes Segen werde ich es versuchen. Leben Sie wohl, mein Sohn. Mögen die Engel Ihnen beistehen.«
    Im Augenblick, dachte Monk, als er die Treppe hinunterging, wären mir ein paar Kämpfer aus dem nördlichen Kaukasus lieber.
    Der fette Kammerdiener stand wie immer an der Tür und wollte ihm seinen Mantel geben.
    »Bitte keinen Mantel, Pater«, sagte er. Was ihn in seinen Bewegungen behindern mochte, konnte er jetzt nicht gebrauchen. Er zog ein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein. Beim ersten Klingeln wurde abgenommen.
    »Monakh«, sagte er.
    »Fünfzehn Sekunden«, antwortete eine Stimme. Monk erkannte Magomed, den Anführer der Schutztruppe, die Gunajew ihm zugeteilt hatte. Monk zog die Haustür einen Spaltbreit auf und starrte nach draußen.
    Auf der engen Gasse wartete ein einsamer Mercedes unter einer funzligen

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