Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
bestgehütetsten Datenbanken einzudringen.
    1999 zählte InTelCor nicht nur zu den größten Anbietern von globaler Kommunikation für strategischen, diplomatischen und kommerziellen Gebrauch, die Firma tat sich auch in der Erfindung und Vermarktung von überaus komplexen Computerspielen hervor.
    Ricky war durch das Internet gesurft, bis es ihn langweilte. Alle bekannten und kostenlosen Spiele hatte er geknackt, und er sehnte sich danach, es mit InTelCors Ultraprogrammen aufzunehmen. Es gab da nur ein Problem: Wer sich in diese Programme einloggen wollte, mußte eine Gebühr zahlen. Rickys Taschengeld reichte dafür nicht aus. Also versuchte er seit Wochen, durch die Hintertür in die InTelCor-Datenbank einzudringen. Und nach langer Mühe hatte er es fast geschafft.
    Acht Zeitzonen westlich von Moskau stand zum tausendstenmal auf seinem Bildschirm »access code, please«. Er tippte ein, wovon er sich Zugang erhoffte, aber wieder teilte ihm der Bildschirm mit: »access denied«.
    Irgendwo südlich der Berge Anatoliens trieb der InTelCor-Com-Sat durch das All, unterwegs nach Norden, nach Moskau.
    Als die Techniker des multinationalen Konzerns Monks kodierten Sender/Empfänger zusammengebastelt hatten, wurde auf Anweisung ein Code mit vier Ziffern eingegeben, der das gesamte Programm löschen sollte. Dieser Code sollte Monk im Fall einer Gefangennahme schützen, vorausgesetzt, er konnte die Ziffern noch eintippen, ehe er gefaßt wurde.
    Denn falls der Apparat unbeschädigt in die Hände der anderen Seite fiel, so argumentierte der Kodierer, ein ehemaliger Kryptologe der CIA aus Warrenton, den man eigens für diesen Job aus dem Ruhestand geholt hatte, dann konnten die »bösen Jungs« mit dem Laptop falsche Informationen aussenden.
    Um seine Identität zu beweisen, mußte Monk daher gewisse harmlose Worte in bestimmter Reihenfolge in seine Nachrichten einfügen. Falls eine Sendung ohne diese Worte ausgestrahlt wurde, wußte der CIA-Mann, daß dort draußen irgend jemand – wer immer dies auch sein mochte – nicht auf der richtigen Gehaltsliste stand. Im selben Augenblick würde er sich über den Großrechner von CompuServe via Satellit in Monks PC einloggen und mit dem Code von vier Ziffern den Speicher löschen, so daß die Gegenseite nur noch eine nutzlose Blechdose vor sich hatte.
    Ricky Taylor hatte bereits Zugang zum Großrechner, als er diese vier Ziffern eintippte. Der Satellit flog über Moskau und schickte seinen Ruf: »Bist du da, Baby?« aus. Der Laptop antwortete »Ja, bin ich«, und der Satellit löschte entsprechend seiner Programmierung sämtliche Informationsdateien.
    Monk merkte, daß etwas nicht stimmte, als er nach dem Laptop sah und seine unverschlüsselte Nachricht auf dem Bildschirm fand. Also war die Annahme der Nachricht verweigert worden. Er löschte Wort für Wort und wußte, daß aus für ihn unerklärlichen Gründen irgendwas schiefgelaufen und er ohne Verbindung nach außen war.
    Er hatte eine Adresse, die Sir Nigel Irvine ihm kurz vor seiner Abreise aus London gegeben hatte. Er wußte nicht, wo das war oder wer dort wohnte, aber diese Adresse war alles, was er hatte.
    Er konnte seine letzten beiden Nachrichten in eine einzige Sendung komprimieren, der Spionagechef würde schon die nötigen Schlüsse ziehen. Senden konnte er also vielleicht noch ein letztes Mal, empfangen aber war unmöglich. Von nun an war er ganz auf sich allein gestellt. Keine Berichte mehr, keine Bestätigung eingeleiteter Aktionen, keine weiteren Instruktionen.
    Jetzt, da diese für Milliarden Dollar entwickelte Technik nutzlos geworden war, würde er sich auf die ältesten Verbündeten im großen Spiel verlassen müssen: auf den Instinkt, die Nerven und sein Glück. Er betete, daß sie ihn nicht im Stich ließen.
    Igor Komarow las die letzte Seite und lehnte sich zurück. Sein Gesicht hatte schon immer ein wenig farblos gewirkt, aber jetzt fiel Grischin auf, daß es weiß wie ein Blatt Papier geworden war.
    »Das sieht schlecht aus«, sagte Komarow.
    »Sehr schlecht, Gospodin Präsident.«
    »Sie hätten ihn längst fassen müssen.«
    »Er wird von der tschetschenischen Mafia versteckt gehalten, soviel wissen wir inzwischen. Sie hausen wie die Ratten in ihrer eigenen Unterwelt.«
    »Ratten kann man ausmerzen.«
    »Ja, Gospodin Präsident. Und wir werden sie ausmerzen, sobald Sie der unangefochtene Führer dieses Landes sind.«
    »Dafür sollen sie zahlen.«
    »Das werden sie. Alle, ohne Ausnahme.«
    Komarow starrte

Weitere Kostenlose Bücher