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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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undichte Stelle – ein enttäuschter und übergelaufener Offizier aus Grischins Schwarzer Garde.
    Falls die Dolgoruki dies jemals nachweisen konnten – und Grischin kannte die Gerüchte, die auf den Straßen kursierten, Gerüchte, die er vehement verneint hatte –, dann würde es mit der Allianz vorbei sein. Und als wäre dies nicht schon schlimm genug, verriet die Kassette auch noch, daß ein Team fähiger Buchhalter sich bereits über die Akten hermachte, die im Casino gefunden worden waren, und daß man damit rechnete, bis Neujahr die finanzielle Unterstützung der UPK durch die Mafia beweisen zu können. Die entsprechenden Belege würden dem amtierenden Präsidenten direkt zugeleitet werden. Und im selben Zeitraum wollte General Petrowski von der GUVD, der sich weder bestechen noch einschüchtern ließ, die Dolgoruki unablässig mit weiteren Razzien unter Druck setzen.
    Falls ihm dies gelang, so überlegte Grischin, würden die Dolgoruki wohl kaum noch seiner Versicherung glauben, daß die GUVD keinen Informanten bei der Schwarzen Garde hatte.
    Doch der Beitrag des Patriarchen, der sich erst gegen Ende der Kassette zu Wort meldete, barg möglicherweise die schlimmsten Informationen.
    Der amtierende Präsident Iwan Markow würde die Neujahrsfeiern bei seiner Familie außerhalb Moskaus verbringen und am dritten Januar in die Stadt zurückkehren. An diesem Tag wollte er den Patriarchen empfangen, der versprach, sich persönlich beim amtierenden Präsidenten dafür einzusetzen, daß Igor Komarow aufgrund des vorliegenden Beweismaterials zur »ungeeigneten Person« erklärt und seine Kandidatur deshalb nicht anerkannt werden solle.
    Mit dem von Petrowski gelieferten Nachweis einer Verbindung zur Mafia und der persönlichen Fürsprache des Patriarchen von Moskau und ganz Rußland würde Markow nur allzugern bereit sein, dieser Bitte stattzugeben. Außerdem war er selbst ein Kandidat und wollte sich nicht mit Komarow an der Wahlurne messen.
    Vier Verräter, grübelte Grischin. Vier Verräter am neuen Rußland, das nach dem sechzehnten Januar mit ihm selbst als Chef einer Elitetruppe von zweihunderttausend Schwarzgardisten entstehen sollte, einer Truppe, die bereit war, die Anweisungen ihres Führers auszuführen. Nun, er hatte sein Leben damit zugebracht, Verräter zu bestrafen und auszumerzen. Er wußte, wie man mit ihnen fertig wurde.
    Eigenhändig tippte er den handschriftlichen Text noch einmal ab und bat Komarow um zwei ungestörte Stunden seiner Aufmerksamkeit am Abend.
    Jason Monk war aus der Wohnung am Sokolnikipark ausgezogen und befand sich jetzt an einem anderen Ort, von wo aus er durch die Fenster den Halbmond über jener Moschee sehen konnte, in der er Magomed zum erstenmal getroffen hatte, jenen Mann, der geschworen hatte, sein Leben zu schützen, und der damals ebenso bereit gewesen war, ihn umzubringen.
    Er mußte Sir Nigel Irvine in London eine Nachricht übermitteln, die zweitletzte, wenn weiterhin alles nach dem Plan des alten Mannes verlief.
    Er tippte sie in seinen Laptop ein, so wie er es bislang immer gemacht hatte. Als er damit fertig war, drückte er auf die Taste »Encode«, und die Nachricht verschwand vom Bildschirm, durch den Einmalverzerrer sorgsam in scheinbar willkürliche Zahlenfolgen verschlüsselt und auf der Floppydisc gespeichert, wo sie den nächsten Überflug des InTelCor-Satelliten abwarten würde.
    Er brauchte sich nicht weiter darum zu kümmern. Die Batterien waren aufgeladen, der Apparat war eingeschaltet und wartete auf die Verbindung mit dem ComSat im All.
    Monk hatte noch nie von Ricky Taylor in Columbus, Ohio, gehört, hatte ihn nie kennengelernt und würde es wohl auch nie, aber der picklige Teenager rettete ihm vermutlich das Leben.
    Ricky war siebzehn und ein Computerfreak. Er war einer jener entwicklungsgestörten jungen Männer, wie sie das Computerzeitalter hervorgebracht hatte: Kids, die ihre Tage damit verbrachten, in einen öden, fluoreszierenden Bildschirm zu starren.
    Seinen ersten PC hatte er im Alter von sieben Jahren erhalten, und er hatte sich durch die diversen Stadien des Expertentums vorgearbeitet, bis die gesetzlichen Herausforderungen ausgereizt waren und nur noch die verbotenen Tests jene Verlockungen versprachen, die dem Süchtigen den einzig wahren »Kick« bieten.
    Der sanfte Wechsel der Jahreszeiten, die Freundschaft mit anderen Jungs, selbst das Verlangen nach einem Mädchen bedeuteten Ricky nichts. Ricky war nur »scharf« darauf, in die

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