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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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waren?«
    »Nicht lange. Ein paar Minuten. Ich habe mich beeilt, damit ich möglichst wenig verpasse. Innerhalb von fünf Minuten war ich da.«
    »Und der Kassettenrecorder, den ich Ihnen gegeben habe?«
    »Den habe ich angemacht, bevor ich mit dem Kaffee ins Zimmer gegangen bin. Als ich klopfte, hörten sie auf zu reden. Ich ließ beim Einschenken einige Zuckerstückchen auf den Boden fallen und habe mich gebückt, um sie wieder aufzuheben.
    Seine Heiligkeit meinte, ich solle sie doch liegenlassen, aber ich habe mich trotzdem hingekniet und dabei den Kassettenrecorder unter den Tisch geschoben. Dann bin ich gegangen.«
    »Und zum Schluß?«
    »Er kam allein die Treppe herunter. Ich habe mit seinem Mantel auf ihn gewartet, aber den wollte er nicht. Der Kosake war in seinem Zimmerchen an der Tür. Der Amerikaner schien nervös zu sein. Er zog sein Handy heraus und wählte eine Nummer. Jemand antwortete, und er sagte nur: ›Monakh.‹«
    »Sonst nichts?«
    »Nein, Oberst, nur Monakh. Dann hat er zugehört. Ich konnte die Antwort nicht verstehen, weil er den Apparat so dicht ans Ohr hielt. Dann hat er gewartet. Er zog die Tür einen Spalt weit auf und schaute nach draußen. Ich hielt immer noch seinen Mantel auf dem Arm.«
    Grischin dachte nach. Der alte Engländer konnte gesagt haben, daß man ihm durch die Hotellimousine auf die Spur gekommen war. Dadurch wäre der Amerikaner gewarnt gewesen, und er hätte gewußt, daß das Haus unter Beobachtung stand.
    »Fahren Sie fort, Pater.«
    »Ich hörte einen Motor aufjaulen, dann zwei Explosionen. Der Amerikaner riß die Tür auf und rannte los. Dann habe ich Schüsse gehört und bin von der offenen Tür zurückgesprungen.«
    Grischin nickte. Der Amerikaner war gerissen, aber das hatte er schon gewußt. Der Mann war durch falsche Überlegungen zur richtigen Schlußfolgerung gelangt. Er, Grischin, hatte die Residenz des Patriarchen tatsächlich beobachten lassen, jedoch nicht von außen, sondern von innen, von einem abtrünnigen Priester.
    »Und die Kassette?«
    »Als es draußen zu den Explosionen kam, stürzte der Kosake mit seinem Gewehr aus der Kammer. Der Amerikaner war fort, und die Tür stand offen. Der Kosake warf einen Blick auf die Straße, schrie ›Gangster‹ und knallte die Tür zu. Ich lief nach oben, als Seine Heiligkeit gerade aus der Bibliothek kam, sich über die Brüstung beugte und fragte, was los sei. Und noch während er hinunterblickte, habe ich die Kaffeetassen und den Kassettenrecorder aus dem Zimmer geholt.«
    Wortlos streckte Grischin seine Hand aus. Pater Maxim fuhr mit einer Hand in seine Soutane und zog eine kleine Kassette heraus, eine von der Sorte, wie sie in jenen Miniaturkassettenrecorder paßte, den er dem Priester bei ihrem letzten Treffen gegeben hatte.
    »Ich hoffe, ich habe das Richtige getan«, sagte der Priester furchtsam. Manchmal hätte Grischin dieser Kröte am liebsten mit bloßen Händen den Hals umgedreht. Vielleicht würde er es eines Tages noch tun.
    »Sie haben genau das Richtige getan, Pater«, sagte er. »Sie haben hervorragende Arbeit geleistet.«
    Auf dem Weg zurück ins Büro saß Grischin in seinem Wagen und betrachtete noch einmal die Kassette. Er hatte in den frühen Morgenstunden sechs gute Männer und seine Beute verloren, doch in seinen Händen hielt er die genaue Aufzeichnung dessen, was dieser lästige Amerikaner zum Patriarchen gesagt hatte. Eines Tages, so schwor er sich, würden beide für ihre Verbrechen zahlen müssen. Doch was den Augenblick betraf, so sagte er sich, würde der Tag sicherlich besser enden, als er begonnen hatte.
    Oberst Anatoli Grischin verbrachte den Rest des Vormittags, die Mittagsstunde und den halben Nachmittag damit, sich eingeschlossen in seinem Büro die Kassette mit dem Gespräch zwischen Patriarch Alexei II. und Jason Monk anzuhören.
    Einzelne Passagen waren zu leise, etwa wenn beim Umrühren die Löffel in den Tassen klirrten, aber das meiste war deutlich zu verstehen.
    Die Wiedergabe begann mit dem Geräusch einer sich öffnenden Tür – Pater Maxim, der auf einem Tablett Kaffee ins Zimmer trug. Die Geräusche klangen gedämpft, da der Recorder noch in der Tasche seiner Soutane steckte.
    Grischin hörte, wie das Tablett auf dem Tisch abgestellt wurde, dann eine gedämpfte Stimme, die sagte: »Ach, lassen Sie doch.«
    Es folgte eine gleichermaßen gedämpfte Antwort, als Pater Maxim sich auf den Teppich kniete, um die Zuckerstückchen wieder aufzuheben.
    Der Klangwiedergabe

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