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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Eingangshalle, sechs Mann fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben. Diesmal standen überhaupt keine Wachen im Flur, allerdings wußten die Angreifer nicht, warum.
    Die Wohnungstür war stahlverstärkt, aber ein halbes Pfund Plastiksprengstoff ließ sie auffliegen, und die sechs Männer stürmten hinein. Ein Hausdiener im weißen Jackett verpaßte einem von ihnen einen Schuß in die Schulter, ehe er selbst erledigt wurde. Eine gründliche Durchsuchung der Wohnung ergab, daß sich dort niemand aufhielt. Enttäuscht zog der Trupp wieder ab.
    Im Erdgeschoß kam es erneut zu einem Schußwechsel mit zwei weiteren OMON-Wachen, die aus dem Bereitschaftsraum im hinteren Gebäudebereich herbeigeeilt waren. Sie töteten eine Wache, verloren einen ihrer Männer und mußten mit leeren Händen wieder abziehen. Im Kugelhagel kehrten sie zur Allee zurück und verschwanden in drei wartenden GAZ-Jeeps.
    In der Residenz des Patriarchen gingen sie etwas subtiler vor. Ein einzelner Mann klopfte an die Haustür, sechs weitere Männer kauerten links und rechts von ihm auf dem Boden, wo sie durch das Guckloch in der Tür nicht zu sehen waren.
    Der Kosake blickte durch das Guckloch und fragte über die Gegensprechanlage, mit wem er es zu tun habe. Der Mann an der Tür hielt einen gültigen Milizausweis in die Höhe und sagte: »Polizei.«
    Vom Ausweis getäuscht, öffnete der Kosake die Tür. Er wurde gleich erschossen, sein Leichnam nach oben getragen.
    Laut Plan sollte der Privatsekretär mit dem Gewehr des Kosaken erschossen werden, während der Primat mit derselben Waffe getötet werden sollte, die man für den Kosaken benutzt hatte. Diese Waffe wollte man dann dem toten Sekretär in die Hände legen, den man dann später an seinem Schreibtisch auffinden würde.
    Pater Maxim hätte dann beschwören müssen, daß Kosake und Primat den Sekretär dabei überrascht hatten, wie er die Schränke im Studierzimmer durchwühlte. Im anschließenden Schußwechsel seien dann laut Pater Maxims Aussage alle drei gestorben. Daraufhin wäre es zwar zu einem mächtigen Skandal in der Kirche gekommen, aber die Miliz hätte den Fall zu den Akten gelegt.
    Statt dessen fanden die Killer einen fetten Priester oben auf der Treppe, der sich offenbar ins Nachthemd gemacht hatte und sie anschrie: »Was wollen Sie hier?«
    »Wo ist Alexei?« fauchte ihn einer der schwarzen Männer an.
    »Er ist nicht da«, stammelte der Priester, »er ist zum Dreifaltigkeitskloster St. Sergius gefahren.«
    Eine Durchsuchung der Privatgemächer ergab, daß der Patriarch und die beiden Nonnen tatsächlich nicht da waren. Die Killer verschwanden, zurück blieb die Leiche des Kosaken.
    Zum einsamen Haus an der Straße nach Minsk wurden nur vier Leute geschickt. Sie kamen in der eigenen Limousine, und während sich ein Mann der Tür näherte, warteten die anderen drei im Schutz der Bäume.
    Der alte Wolodja machte ihm auf. Er bekam einen Schuß in die Brust, dann stürmten die vier Männer an ihm vorbei ins Haus. Der Wolfshund rannte durch das Wohnzimmer auf sie zu und sprang dem ersten Schwarzgardisten an die Kehle. Er konnte seinen Arm noch hochreißen, ehe der Hund die Zähne in sein Fleisch grub. Der nächste Schwarzgardist schoß ihm in den Kopf.
    Vor dem glimmenden Kaminfeuer saß ein alter Mann mit borstigem, weißem Schnauzbart, der mit einer Makarow, einer Dienstwaffe der Armee, auf die Männer an der Tür zielte und zweimal abdrückte. Die erste Kugel landete im Türrahmen, die zweite traf den Mann, der gerade seinen Hund getötet hatte.
    Dann trafen den alten General drei Kugeln in rascher Folge in die Brust.
    Kurz nach zehn Uhr morgens rief Umar Gunajew an.
    »Ich bin gerade in mein Büro gekommen. Draußen ist die Hölle los.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Kutusowskiprospekt ist gesperrt, und es wimmelt von Miliz.«
    »Was ist passiert?«
    »Irgendein Überfall letzte Nacht auf einen Wohnblock hoher Milizoffiziere.«
    »Das war schnell. Ich werde ein sicheres Telefon brauchen.«
    »Was ist mit Ihrem jetzigen Anschluß?«
    »Läßt sich orten.«
    »Geben Sie mir eine halbe Stunde. Ich schicke Ihnen ein paar Männer.«
    Um elf saß Monk in dem kleinen Büro eines Warenhauses voller geschmuggeltem Schnaps. Ein Telefontechniker wurde gerade mit seiner Arbeit fertig.
    »Der Anschluß hat eine doppelte Sperre«, sagte er und wies auf das Telefon. »Falls jemand Ihren Anruf rückverfolgen will, wird er in einem zwei Meilen entfernten Cafe landen. Das ist einer unserer Treffpunkte.

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