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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einen ziemlich barschen Ton an. »Holen Sie mir Repin an den Apparat.«
    »Wer ist dort?«
    »Sagen Sie ihm, Armeegeneral Nikolai Nikolajew muß dringend mit ihm sprechen. Er kennt mich.«
    Repin war jener Journalist, der das Interview im Offiziersklub Frunse geführt hatte. Er kam an den Apparat.
    »Ja, General? Repin hier.«
    »Ich bin nicht General Nikolajew«, sagte Monk. »Der General ist tot. Er wurde letzte Nacht ermordet.«
    »Was? Wer sind Sie?«
    »Nur ein ehemaliger Panzersoldat.«
    »Woher wissen Sie das mit dem General?«
    »Ist doch unwichtig. Kennen Sie seine Adresse?«
    »Nein.«
    »Er hat ein Haus an der Straße nach Minsk, nicht weit vom Dörfchen Kobjakowo. Warum schnappen Sie sich nicht einen Fotografen und fahren so schnell wie möglich hin? Fragen Sie nach Inspektor Nowikow.«
    Er legte auf. Die andere große Zeitung des Landes war die
Prawda,
das ehemalige Zentralorgan der kommunistischen Partei, das politisch auf Seiten der erstarkenden neokommunistischen Sozialistischen Unionspartei stand. Doch im Bemühen um neue und keineswegs bloß linientreue Glaubwürdigkeit hatte die Partei damit begonnen, die orthodoxe Kirche zu umwerben. Monk hatte die Zeitung oft genug gelesen, um den Namen des Journalisten zu kennen, der für die Berichterstattung über Verbrechen zuständig war.
    »Verbinden Sie mich bitte mit Pamfilow.«
    »Er ist im Augenblick nicht im Büro.«
    Verständlich. Wahrscheinlich war er mit der übrigen Pressemeute am Kutusowskiprospekt und versuchte, Details über den Angriff auf Petrowskis Wohnung herauszufinden.
    »Hat er ein Handy?«
    »Natürlich, aber die Nummer kann ich Ihnen nicht geben. Kann er Sie zurückrufen?«
    »Nein. Rufen Sie ihn an und sagen Sie ihm, daß einer seiner Informanten aus der Miliz ihn dringend sprechen muß. Ein ziemlich heißer Tip. Ich melde mich in fünf Minuten wieder.«
    Beim zweiten Anruf erhielt er die Nummer von Pamfilows Handy und erreichte ihn in seinem Auto vor dem Wohnblock der Milizoffiziere.
    »Pamfilow?«
    »Ja. Wer sind Sie?«
    »Ich mußte lügen, um Ihre Telefonnummer zu erfahren. Wir kennen uns nicht, aber ich glaube, ich habe da etwas für Sie. Letzte Nacht hat es noch einen zweiten Überfall gegeben. Auf die Residenz des Patriarchen. Man hat versucht, ihn umzubringen.«
    »Sie sind verrückt. Ein Attentat auf den Patriarchen? Dummes Zeug. Es gäbe kein Motiv.«
    »Für die Mafia nicht, nein. Warum fahren Sie nicht hin?«
    »Ins Kloster Danilowski?« »Da wohnt er nicht. Sein Haus ist in der Tschisti Pereulok Nummer fünf.«
    Pamfilow saß in seinem Wagen und hörte auf das Wimmern des Freitons. Er war verblüfft. Etwas Ähnliches war ihm in seiner Karriere noch nie passiert. Wenn von dem Gesagten auch nur die Hälfte stimmte, war dies die größte Story seines Lebens.
    Als er zur Gasse kam, war sie abgeriegelt. Normalerweise hätte er seinen Presseausweis gezückt und wäre durchgewinkt worden. Diesmal klappte es nicht. Zum Glück entdeckte er einen Kommissar der Miliz, mit dem er persönlich bekannt war, und rief den Mann zu sich. Der Kommissar kam an die Absperrung.
    »Was ist los?« fragte der Reporter.
    »Einbrecher.«
    »Sie sind doch beim Morddezernat.«
    »Der Nachtwächter wurde getötet.«
    »Und der Patriarch? Alexei II:? Ist ihm was passiert?«
    »Woher zum Teufel wissen Sie, daß der hier wohnt?«
    »Ist doch egal. Geht es ihm gut?«
    »Ja, er ist im Dreifaltigkeitskloster St. Sergius. Hören Sie, es war nur ein Einbruch, sonst nichts.«
    »Mir ist zugeflüstert worden, daß man hinter dem Patriarchen her war.«
    »Blödsinn. Das war ein ganz normaler Einbruch.«
    »Was gibt es denn hier zu holen?«
    Der Kommissar sah besorgt drein. »Woher haben Sie Ihre Information?«
    »Lassen wir das. Könnte es stimmen? Wurde irgendwas gestohlen?«
    »Nein. Sie haben einfach nur den Posten erschossen, das Haus durchsucht und sind wieder verschwunden.«
    »Also
haben
sie jemanden gesucht. Und derjenige war nicht da. Mann, was für eine Story.«
    »Seien Sie bloß vorsichtig«, warnte ihn der Kommissar. »Es gibt keine Beweise.«
    Doch allmählich begann er, sich Sorgen zu machen. Und seine Sorgen wuchsen, als ihn ein Polizist zu seinem Wagen rief. Am Telefon war niemand Geringerer als ein General aus dem Präsidium, der nach wenigen Sätzen wie der Journalist begann, Andeutungen in dieselbe Richtung zu machen.
    Am dreiundzwanzigsten Dezember war in der Medienwelt der Teufel los. In den Frühausgaben konzentrierten sich die Zeitungen

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