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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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jeweils auf die Story, auf die Monk sie angesetzt hatte. Doch kaum hatten die Journalisten die anderen Blätter gelesen, wurden die Artikel umgeschrieben und Zusammenhänge zwischen den vier Überfällen hergestellt.
    Die Fernsehnachrichten brachten am Morgen einen zusammenfassenden Bericht über vier Attentatsversuche, von denen einer erfolgreich gewesen war. In den übrigen drei Fällen, so hieß es weiter, habe nur unwahrscheinliches Glück die potentiellen Opfer gerettet.
    Der Behauptung, daß es sich um Einbrüche gehandelt habe, wurde kein Glauben geschenkt. Spezialisten führten aus, daß ein Einbruch im Haus eines pensionierten Generals nicht sonderlich wahrscheinlich sei, ebensowenig wie der Einbruch in die Wohnung eines bestimmten Offiziers, da doch alle übrigen Wohnungen im Häuserblock ignoriert worden waren. Für die Residenz des Patriarchen gelte ähnliches.
    Diebstahl könnte als Motiv für den Überfall auf das Haus des außerordentlich reichen Bankiers Leonid Bernstein in Frage kommen, aber die überlebenden Wachposten gaben an, daß der Einbruch wie ein militärischer Überfall durchgeführt worden war. Außerdem berichteten sie, daß die Angreifer ausdrücklich nach ihrem Arbeitgeber gefragt hatten. Entführung oder Mord lauteten daher die beiden wahrscheinlichsten Erklärungen. In zwei Fällen wäre eine Entführung jedoch kaum sinnvoll gewesen, und im Fall des Generals war sie nicht einmal versucht worden.
    Die meisten Experten mutmaßten daher, daß die Täter zu den allgegenwärtigen Gangstern der Unterwelt zählten, die bereits für Hunderte von Morden und Entführungen verantwortlich waren.
    Zwei Kommentatoren gingen allerdings noch weiter und wiesen darauf hin, daß das organisierte Verbrechen zwar durchaus Anlaß hatte, General Petrowski und seine auf die Mafia spezialisierte GUVD zu hassen, und daß so mancher Ganove sicherlich gern eine offene Rechnung mit dem Bankier Bernstein begleichen würde, doch wer wollte einen alten General hassen, der zudem noch dreifacher Kriegsheld war, wer den Patriarchen von Moskau und ganz Rußland?
    Alle Leitartikelschreiber bedauerten zum x-tenmal die astronomische Verbrechensrate im Land, und in zwei Artikeln wurde der amtierende Präsident aufgefordert, endlich zu handeln und den völligen Zusammenbruch von Recht und Ordnung im Vorfeld zu der entscheidenden Wahl in vierundzwanzig Tagen zu verhindern.
    Seinen zweiten Tag am Telefon begann Monk am späten Vormittag, als die Zeitungsschreiber, erschöpft vom Werk des Vortags, sich allmählich wieder in ihren Büros blicken ließen.
    Ein zusammengerolltes Papiertaschentuch in jeder Wange verstellte seine Stimme so weit, daß sie sich kaum als die Stimme des gestrigen Anrufers wiedererkennen ließ. Den Schreibern der größten Artikel in den sieben Morgen- und Abendausgaben, die eine Story über die vier Attentatsversuche gebracht hatten, übermittelte er die gleiche Nachricht. Mit Pamfilow von der
Prawda
und Repin von der
Iswestija
fing er an.
    »Sie kennen mich nicht, und ich kann Ihnen meinen Namen nicht nennen, dafür ist mir mein Leben zu lieb. Aber als Russe unter Russen bitte ich Sie, mir zu vertrauen.«
    »Ich bin ein Offizier der Schwarzen Garde, aber ich bin auch ein gläubiger Christ. Seit vielen Monaten höre ich mit wachsendem Entsetzen die zunehmend antichristlichen, antikirchlichen Kommentare von höchster Stelle der UPK, vor allem von Komarow und Grischin. Trotz der schönen Worte, die sie in der Öffentlichkeit sagen, hassen sie die Kirche und die Demokratie; sie wollen eine Einparteienherrschaft, um dann wie die Nazis zu regieren.
    Mir reicht es jetzt. Ich muß jetzt einfach reden. Es war Oberst Grischin, der den alten General zum Tod verurteilt hat, denn Onkel Kolja hatte seine Maske durchschaut und Komarow öffentlich angegriffen. Mit dem Bankier war es genauso, der ließ sich auch nicht täuschen. Sie wissen es vielleicht nicht, aber Bernstein hat seinen Einfluß bei den Fernsehstationen benutzt, um die Propaganda für Komarow zu unterbinden. Der Patriarch hatte Angst vor der UPK und wollte seine Bedenken publik machen. Und der GUVD-General hat die Dolgoruki, die Zahlmeister der UPK, angegriffen. Falls Sie mir nicht glauben, überprüfen Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Die Schwarze Garde ist für alle vier Überfälle verantwortlich.«
    Dann legte er auf. Sieben Moskauer Journalisten waren wie vom Schlag getroffen, doch kaum hatten sie sich erholt, begannen sie, das Gehörte zu

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