Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
können sicher sein, daß dem Kommandierenden General der Moskauer Miliz ein höchst anerkenne nder Bericht zugeht«, erklärte Macdonald dem strahlenden Russen.
    Als Tschernow die Botschaft verließ und in seinen Dienstwagen stieg, strahlte er noch immer. In der Zentrale in der Petrowkastraße gab er die gesamte Akte sofort ans Morddezernat ab. Die Tatsache, daß es einen zweiten Einbrecher gegeben haben sollte, war irrelevant. Ohne Personenbeschreibung oder die Zeugenaussage seines jetzt toten Komplizen war eine weitere Fahndung aussichtslos.
    Sobald der Chefinspektor gegangen war, kam Fields in Macdonalds Dienstzimmer zurück. Der Stationsleiter goß sich gerade einen Kaffee ein.
    »Also, was denken Sie?« fragte er.
    »Mein Informant sagt, daß der Mann zu Tode geprügelt worden ist. Er hat einen Kumpel in der Identifizierungsstelle für unbekannte Tote, der eine Fotokopie des Porträts gesehen und ihn darauf erkannt hat. Aus dem Autopsiebericht geht hervor, daß der alte Knabe ungefähr eine Woche im Wald gelegen haben muß, bevor er aufgefunden wurde.«
    »Und wann ist das gewesen?«
    Fields warf einen Blick in seine Notizen, die er sich sofort nach dem Gespräch in der Karussellbar gemacht hatte.
    »Am vierundzwanzigsten Juli.«
    »Also. am siebzehnten oder achtzehnten Juli ermordet. Einen Tag, nachdem er das Schriftstück in Celia Stones Wagen geworfen hatte. An dem Tag, an dem ich nach London geflogen bin. Diese Jungs vergeuden keine Zeit.« »Welche Jungs?«
    »Na ja, ich wette eine Million Pfund gegen ein Glas abgestandenes Bier, daß er von einem Schlägertrupp dieses Scheißkerls Grischin umgelegt worden ist.«
    »Des Chefs von Komarows Sicherheitsdienst?«
    »So kann man's auch ausdrücken«, sagte Macdonald. »Kennen Sie seine Akte?«
    »Nein.«
    »Die sollten Sie mal einsehen. Ehemaliger Vernehmungsoffizier der Zweiten Hauptverwaltung. Widerlich brutal.«
    »Wer ist der Alte gewesen, wenn er zur Strafe so verprügelt wurde, daß er daran gestorben ist?« fragte Fields. Macdonald starrte aus seinem Fenster und über die Moskwa zum Kreml hinüber.
    »Vermutlich der Dieb selbst.«
    »Wie ist ein alter Stadtstreicher wie er an das Schriftstück gekommen?«
    »Ich kann nur vermuten, daß er irgendein obskurer kleiner Mitarbeiter gewesen ist, der mal Glück gehabt hat. Oder richtiger gesagt, verdammtes Pech. Wissen Sie, ich glaube, daß Ihr Freund, der Polizeibeamte, sich einen sehr großzügigen Bonus wird verdienen müssen.«
Buenos Aires, Juni 1987
    Es war ein cleverer junger Agent der CIA-Außenstelle in der argentinischen Hauptstadt, der als erster vermutete, Waleri Jurjewitsch Kruglow von der sowjetischen Botschaft könne möglicherweise angeworben werden. Sein Vorgesetzter, der dortige CIA-Resident, konsultierte Langley.
    Die Abteilung Lateinamerika hatte bereits eine Akte über ihn angelegt, als Kruglow Mitte der siebziger Jahre in Mexico City stationiert gewesen war. Aus ihr ging hervor, daß er ein russischer Südamerikaexperte war, der in seiner zwanzigjährigen Laufbahn im sowjetischen auswärtigen Dienst insgesamt dreimal in Lateinamerika stationiert gewesen war. Da er freundlich und umgänglich wirkte, verzeichnete die Akte sogar die Stationen seiner Karriere.
    Der 1944 geborene Waleri Kruglow war der Sohn eines Diplomaten, der ebenfalls Südamerikaexperte gewesen war. Der Einfluß seines Vaters brachte den Jungen ins angesehene Institut für internationale Beziehungen, das MGIMO, wo er Spanisch und Englisch lernte. Dort studierte er von 1961 bis 1966. Danach war er zweimal in Lateinamerika stationiert – als junger Mann in Kolumbien und ein Jahrzehnt später in Mexiko –, bevor er als Erster Sekretär in Buenos Aires auftauchte.
    Nach Ansicht der CIA war er kein KGB-Offizier, sondern ein regulärer Diplomat. Charakterisiert wurde er als verhältnismäßig liberaler, unter Umständen prowestlicher Russe – nicht der übliche Hardliner vom Typ
Homo sowieticus.
Ausgelöst wurde der Alarm im Sommer 1987 durch eine an die Amerikaner weitergegebene Unterhaltung mit einem argentinischen Beamten, in der Kruglow erwähnt hatte, er werde bald nach Moskau heimkehren, um nie mehr im Ausland eingesetzt zu werden, und fürchte, sein Lebensstandard werde dramatisch sinken.
    Da er Russe war, betraf der Alarm auch die Abteilung SO, und Harry Gaunt schlug vor, Kruglow mit einem neuen Gesicht zu konfrontieren. Wegen seiner Sprachkenntnisse sollte Jason Monk diesen Auftrag übernehmen. Jordan war

Weitere Kostenlose Bücher