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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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beglückwünscht und gab das Lob an Carey Jordan weiter. Der rief Jason Monk zu sich und sprach ihm seine Anerkennung aus. Zuletzt erwähnte Jordan ein Thema, das er schon einmal angesprochen hatte.
    »Echte Bauchschmerzen machen mir Ihre verdammten Privatakten, Jason. Die dürfen nicht einfach in Ihrem Safe bleiben. Stößt Ihnen mal was zu, weiß hier kein Mensch, wie die beiden Agenten Lysander und Orion zu führen sind. Sie müssen ihre Akten wie alle anderen bei der Registratur abgeben.«
    Seit dem ersten Verrat von Aldrich Ames war über ein Jahr vergangen. Der Schuldige saß noch immer in Rom. Auf dem Papier ging die Maulwurfsjagd weiter, aber sie wurde nicht mehr konsequent betrieben.
    »Was nicht kaputt ist, soll man nicht reparieren«, wandte Monk ein. »Diese Jungs setzen ihr Leben aufs Spiel. Sie kennen mich, und ich kenne sie. Wir vertrauen einander. Lassen Sie's damit gut sein.«
    Jordan kannte diese seltsame Bindung, die zwischen Agent und Führungsoffizier entstehen konnte. Derartige Beziehungen mißbilligte die CIA offiziell aus zwei Gründen. Erstens konnte es notwendig sein, den Führungsoffizier auf einen anderen Posten zu versetzen – oder er konnte pensioniert werden oder sterben. Eine zu persönliche Beziehung konnte bewirken, daß der Agent mitten in Rußland beschloß, mit dem neuen Führungsoffizier könne oder wolle er nicht weitermachen. Zweitens konnte dem Agenten etwas zustoßen, worauf der Führungsoffizier womöglich in so tiefe Depressionen verfiel, daß er dienstunfähig wurde. Über Jahre hinweg konnte ein Agent nacheinander mehrere Führungsoffiziere haben. Die Freundschaft, die Monk mit den beiden Agenten verband, machte Jordan Sorgen. Sie war. unvorschriftsmäßig.
    Andererseits tat Monk alles, um seine Beziehung zu beiden weiter zu festigen. Zum Glück konnte Jordan nicht ahnen, daß er bewußt darauf achtete, daß seine Quellen in Moskau (Turkin hatte Madrid verlassen, war wieder in der Heimat und lieferte erstaunliches Material aus der Verwaltung K der Ersten Hauptverwaltung) außer den üblichen Auftragslisten lange persönliche Briefe von ihm erhielten.
    Jordan begnügte sich mit einem Kompromiß. Diese Akten mit Angaben über die Männer, wo und wann sie angeworben worden waren, wie sie geführt wurden, ihre einzelnen Dienststellungen alles bis auf ihre Namen und jedenfalls mehr als genug, um sie zu identifizieren –, würden in seinem eigenen Safe deponiert werden. Wollte jemand sie einsehen, mußte er zuerst dem stellvertretenden Direktor (Beschaffung) erklären, wozu er sie brauchte. Damit war Monk einverstanden, und die Übergabe wurde vollzogen.
    In einem Punkt sollte Inspektor Nowikow recht behalten. Chefinspektor Tschernow tauchte tatsächlich wieder in der britischen Botschaft auf. Er kam am nächsten Morgen, am fünften August. Jock Macdonald ließ ihn in sein Büro heraufbegleiten, in dem er die Rolle eines Attaches der Rechtsabteilung spielte.
    »Ich denke, wir haben möglicherweise den Mann aufgespürt, der bei Ihrer Kollegin eingebrochen hat«, sagte Tschernow.
    »Meinen Glückwunsch, Chefinspektor.«
    »Leider ist er tot.«
    »Oh, aber Sie haben bestimmt ein Foto?«
    »Das habe ich. Von dem Toten. Von seinem Gesicht. Und.« Er tippte auf eine neben ihm stehende Reisetasche. »Ich habe den Mantel, den er vermutlich getragen hat.«
    Er legte ein Hochglanzfoto auf Macdonalds Schreibtisch. Es war ziemlich grausig, aber der Kohlezeichnung sehr ähnlich.
    »Ich schlage vor, daß ich Miss Stone zu mir bitte, damit wir sehen, ob sie diesen armen Kerl identifizieren kann.«
    Celia Stone wurde von Fields hereinbegleitet, der an ihrer Seite blieb. Macdonald warnte sie, der Anblick, der sie erwarte, sei nichts für schwache Nerven, aber er sei ihr für eine Äußerung dankbar. Sie warf einen Blick auf das Foto und bedeckte ihren Mund mit einer Hand. Tschernow zog den abgewetzten Militärmantel aus der Reisetasche und hielt ihn hoch. Celia sah verzweifelt zu Macdonald hinüber und nickte.
    »Das ist er. Das war der Mann, der.«
    »Den Sie aus Ihrem Apartment haben flüchten sehen. Natürlich. Diebe bekommen manchmal Streit, Chefinspektor. Das ist bestimmt auf der ganzen Welt so.«
    Celia Stone wurde hinausbegleitet.
    »Ich darf Ihnen im Namen der britischen Regierung erklären, Chefinspektor, daß Sie ausgezeichnete Arbeit geleistet haben. Möglicherweise erfahren wir nie, wer der Mann gewesen ist, aber das spielt kaum noch eine Rolle. Der arme Kerl ist tot. Sie

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