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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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erklärte Bojarow Grischin in diesem Monat, »daß es nichts mehr zu tun gibt. Die Rattenfängerkommission muß aufgelöst werden.«
    »Es gibt aber bestimmt noch diesen einen Mann, von dem in der Ersten Hauptverwaltung geredet wird, der hierzulande Verräter führt, aber noch nicht enttarnt worden ist.«
    »Ah, der eine, den sie nicht aufspüren können. Wiederholte Hinweise, aber keiner unserer Verräter hat jemals von ihm gehört.«
    »Und wenn wir seine Leute schnappen?« fragte Grischin.
    »Dann schnappen wir sie und lassen sie büßen«, antwortete Bojarow. »Und sollte es dazu kommen, sollte Jasenewos Mann in Washington uns auf ihre Spur setzen können, trommeln Sie Ihre Leute wieder zusammen und fangen von vorn an. Dann können Sie sich sogar umbenennen – am besten in
Monach-
Kommission.«
    Grischin verstand die Pointe nicht, aber Bojarow, der besser informiert war, lachte schallend.
Monach
ist das russische Wort für Mönch – also auch für Monk.
    Falls Pawel Wolski geglaubt hatte, der Pathologe aus dem Leichenhaus werde sich wahrscheinlich nicht wieder melden, hatte er sich getäuscht. Sein Telefon klingelte an dem Vormittag, an dem sein Freund Nowikow heimlich mit einem britischen Nachrichtendienstoffizier telefonierte: am siebten August.
    »Kusmin«, meldete sich eine Stimme. Wolski murmelte eine Frage.
    »Professor Kusmin, Zweites Medizinisches Institut. Wir haben vor ein paar Tagen über meine Autopsie eines im Wald gefundenen Unbekannten gesprochen.«
    »Ah, richtig, Professor, was kann ich für Sie tun?«
    »Andersherum wird eher ein Schuh daraus. Ich habe möglicherweise etwas für Sie.«
    »Nun, vielen Dank, was denn?«
    »Letzte Woche ist bei Lytkarino ein Toter aus der Moskwa gefischt worden.«
    »Aber das ist doch bestimmt deren Sache, nicht unsere?«
    »An sich schon, Wolski, aber irgendein Klugscheißer dort unten hat geschätzt, die Leiche habe seit ungefähr zwei Wochen im Wasser gelegen – er hat übrigens recht gehabt – und sei in dieser Zeit vermutlich bis aus Moskau angetrieben. Also haben die Hundesöhne sie uns zurückgeschickt. Ich bin gerade mit ihr fertig.«
    Wolski schüttelte den Kopf. Im Hochsommer zwei Wochen im Wasser. Der Professor mußte einen Magen wie ein Betonmischer haben.
    »Ermordet?« fragte er.
    »Im Gegenteil. Nur mit einer Unterhose bekleidet. Ist vermutlich wegen der Hitze ins Wasser gegangen, hat kaum schwimmen können und ist ertrunken.«
    »Aber das ist ein Unfall. Dafür sind andere zuständig. Ich bin im Morddezernat«, protestierte Wolski.
    »Passen Sie auf, junger Mann. Hören Sie einfach zu. Normalerweise gäbe es keine Identifizierung. Aber diese Trottel in Lytkarino haben etwas übersehen. Die Finger waren so geschwollen, daß sie ihn nicht bemerkt haben. Vom Fleisch verdeckt. Ein Ehering. Massives Gold. Ich habe ihn abgenommen – mußte erst den Finger abnehmen, um dranzukommen. Innen sind die Worte
N. I. Akopow von Lidia
eingraviert. Gut, was?«
    »Sehr gut, Professor, aber wenn's kein Mord ist.«
    »Hören Sie, haben Sie jemals etwas mit der Vermißtenstelle zu tun?«
    »Natürlich. Die Kollegen schicken mir jede Woche ihr Fotoalbum rüber, damit ich nachsehen kann, ob's irgendwelche Übereinstimmungen gibt.«
    »Nun, ein Mann mit einem breiten goldenen Ehering könnte eine Familie haben. Und wenn er seit drei Wochen verschwunden ist, müßten die Angehörigen Vermißtenanzeige erstattet haben. Ich habe mir überlegt, daß Sie von meinem Spürsinn als Detektiv profitieren und bei der Vermißtenstelle Punkte machen könnten. Da ich dort niemanden kenne, habe ich Sie angerufen.«
    Wolski grinste zufrieden. Er war ständig darauf angewiesen, die Vermißtenstelle um Gefälligkeiten zu bitten. Vielleicht konnte er sich jetzt einmal dafür revanchieren, indem er einen ihrer Fälle aufklärte. Er notierte sich die Einzelheiten, bedankte sich bei dem Professor und legte auf.
    Nach zehnminütigem Warten kam sein Kontaktmann in der Vermißtenstelle endlich ans Telefon.
    »Ist bei euch ein gewisser N. I. Akopow als vermißt gemeldet?« fragte Wolski. Sein Kontaktmann sah in den Akten nach und meldete sich wieder.
    »Stimmt. Warum?«
    »Was wißt ihr über ihn?«
    »Vermißt gemeldet seit dem siebzehnten Juli. Am Abend zuvor nicht von der Arbeit heimgekommen, seitdem spurlos verschwunden. Vermißtenmeldung erstattet von Gosposcha Akopow, seiner Ehefrau. «
    »Gosposcha Lidia Akopow?«
    »Woher zum Teufel weißt du das? Sie ist schon viermal dagewesen,

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