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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einverstanden.
    Monks Auftrag war nicht weiter schwierig. Kruglow sollte Buenos Aires in vier Wochen verlassen. Daher mußte Monks Parole »Jetzt oder nie!« lauten.
    Fünf Jahre nach dem Falklandkrieg und dank der in Argentinien wiederhergestellten Demokratie war Buenos Aires eine recht legere Hauptstadt, und dem amerikanischen »Geschäftsmann«, der als Begleiter einer jungen Diplomatin der amerikanischen Botschaft auftrat, fiel es leicht, Kruglow auf einem Empfang kennenzulernen. Monk sorgte dafür, daß sie gut miteinander auskamen, und lud ihn zum Abendessen ein.
    Der Russe, der als Erster Sekretär weder von seinem Botschafter noch vom KGB scharf kontrolliert wurde, fand Gefallen an der Idee, mit jemandem außerhalb diplomatischer Kreise zu essen. Bei diesem Abendessen machte Monk eine Anleihe bei der wahren Lebensgeschichte Mrs. Bradys, seiner ehemaligen Französischlehrerin. Er erzählte, seine Mutter habe als Dolmetscherin in der Roten Armee nach dem Fall Berlins einen jungen amerikanischen Offizier kennengelernt und sich in ihn verliebt. Seiner Schilderung nach hatten die beiden sich entgegen allen Vorschriften abgesetzt und im Westen geheiratet. So war Monk, der Russisch wie Englisch beherrschte, in seinem Elternhaus zweisprachig aufgewachsen. Danach gingen die beiden zum Russischen über, was Kruglow als große Erleichterung empfand. Er sprach ausgezeichnet spanisch, aber das Englische fiel ihm schwer.
    Innerhalb von vierzehn Tagen stellte sich Kruglows wahres Problem heraus. Der Dreiundvierzigjährige war geschieden und hatte zwei Kinder im Teenageralter, aber er wohnte noch immer bei seinen Eltern. Hätte er nur über einen Betrag von rund zwanzigtausend Dollar verfügen können, wäre er in der Lage, sich in Moskau eine eigene kleine Wohnung zu kaufen. Als reicher Polospieler, der in Argentinien war, um sich ein paar neue Pferde anzusehen, war Monk nur allzugern bereit, seinem neuen Freund diesen Betrag zu leihen.
    Der CIA-Resident schlug vor, die Geldübergabe zu fotografieren, aber Monk wehrte ab.
    »Mit Erpressung ist bei ihm nichts zu machen. Er arbeitet freiwillig für uns – oder gar nicht.«
    Obwohl Monk im Dienstgrad unter ihm stand, bestätigte der CIA-Resident, die Entscheidung liege bei ihm. Die »Masche«, mit der Monk arbeitete, war das Aufgeklärte-gegen-Kriegshetzer-Spiel. Michail Gorbatschow, betonte er, sei in den Vereinigten Staaten höchst populär. Das wußte Kruglow bereits, aber er freute sich über diese Bestätigung. Er war ein überzeugter Anhänger Gorbatschows.
    Gorbi, führte Monk weiter aus, sei aufrichtig bemüht, den Militärapparat zu zerschlagen und Frieden und Vertrauen zwischen ihren beiden Völkern zu schaffen. Aber auf beiden Seiten gebe es leider noch immer überzeugte kalte Krieger – sogar im sowjetischen Außenministerium. Ihr Bestreben gehe dahin, den Friedensprozeß zu sabotieren. Daher wäre es äußerst hilfreich, wenn Kruglow seinen neuen Freund darüber informieren könne, was im Moskauer Außenministerium wirklich vor sich gehe. Kruglow mußte inzwischen wissen, wen er vor sich hatte, aber er ließ sich keine Überraschung anmerken.
    Monk, schon damals ein begeisterter Sportangler, kam sich vor, als ziehe er einen großen Thunfisch an Land, der sich ins Unvermeidliche ergeben habe.
    Kruglow bekam seine Dollars und ein Kommunikationspaket. Angaben über Personalpläne, Dienststellungen und Zugangsmöglichkeiten sollten mit Geheimtinte geschrieben in einem harmlosen Brief an einen »aktiven« Briefkasten in Ostberlin geschickt werden. Schriftstücke sollten dagegen fotografiert und über zwei tote Briefkästen in Moskau an die dortige CIA-Außenstelle weitergeleitet werden.
    Beim Abschied umarmten sie sich nach russischer Art.
    »Nicht vergessen, Waleri«, sagte Monk. »Wir. die Guten sind auf der Siegesstraße. Bald ist dieser ganze Unsinn vorbei, und wir werden mitgeholfen haben, ihm ein Ende zu bereiten. Sollten Sie mich jemals brauchen, melden Sie sich, und ich komme.«
    Kruglow flog heim nach Moskau, und Monk kehrte nach Langley zurück.
    »Hier ist Boris. Ich hab's.«
    »Was denn?«
    »Das Foto. Das Bild, das Sie haben wollten. Die Akte ist zum Morddezernat zurückgekommen. Tschernow, dieser Armleuchter, hat nichts mehr damit zu tun. Ich hab' eines der besten Fotos abgestaubt. Die Augen sind geschlossen, darum sieht's nicht ganz so schlimm aus.«
    »Gut gemacht, Boris. In meiner Jackentasche habe ich einen Umschlag mit fünfhundert Pfund. Aber

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