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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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um sich nach dem Stand der Ermittlungen zu erkundigen. Wo ist er?«
    »In der Leichenhalle des Zweiten Medizinischen Instituts. Ist schwimmen gegangen und dabei ertrunken. Letzte Woche bei Lytkarino aus der Moskwa gefischt worden.«
    »Na, wunderbar. Seine Alte wird sich freuen. Daß das Rätsel gelöst ist, mein' ich. Du weißt nicht, wer er ist – oder vielmehr gewesen ist?«
    »Keine Ahnung«, sagte Wolski.
    »Nur Igor Komarows Privatsekretär.«
    »Du meinst den Politiker?«
    »Der immerhin unser nächster Präsident ist. Danke, Pawel, dafür bin ich dir 'nen Gefallen schuldig.«
    Das bist du allerdings, dachte Wolski, bevor er weiterarbeitete.
Oman, November 1987
    Carey Jordan mußte in diesem Monat zurücktreten. Nicht wegen Edward Lee Howards geglückter Flucht, nicht einmal wegen der vielen enttarnten Agenten, sondern wegen der Iran-Contra-Affäre. Vor Jahren war die Anweisung, die nicaraguanischen Contras im Kampf gegen die marxistischen Sandinisten zu unterstützen, von ganz oben, direkt aus dem Oval Office gekommen. Bill Casey, der CIA-Direktor, war bereit gewesen, sie auszuführen. Aber der Kongreß hatte nein gesagt und es abgelehnt, dafür Haushaltsmittel bereitzustellen. Casey und andere, die über diese Ablehnung wütend waren, hatten versucht, die nötigen Mittel durch ungenehmigte Waffenlieferungen an Teheran zu beschaffen.
    Als alles herauskam, erlitt Casey im Dezember 1986 in seinem Büro in Langley einen schweren, aber opportunen Schlaganfall. Er kam nicht mehr zurück und starb im Mai 1987. Präsident Reagan ernannte William Webster, den politisch korrekten FBI-Direktor, zum neuen CIA-Direktor. Carey Jordan hatte die Anweisungen seines Präsidenten und seines Direktors ausgeführt. Nun litt der eine an Gedächtnisschwund, und der andere hatte das Zeitliche gesegnet.
    Als neuen stellvertretenden Direktor (Beschaffung) holte Webster den CIA-Veteran Richard Stolz zurück, der seit sechs Jahren im Ruhestand lebte. Deshalb war er nicht in die Iran-Contra-Affäre verwickelt gewesen, aber er wußte auch nichts von dem vernichtenden Schlag, den die Abteilung SO vor zwei Jahren hatte hinnehmen müssen. Während er sich einzuarbeiten versuchte, ergriffen die Bürokraten das Ruder. Drei Akten aus Carey Jordans Safe wurden wieder in die Akte 301 – oder vielmehr deren Restbestände eingegliedert. Sie enthielten detaillierte Angaben über zwei Agenten mit den Decknamen Lysander und Orion sowie über den Neuzugang Delphi.
    Jason Monk ahnte davon nichts. Er machte Urlaub im Sultanat Oman. In einer Zeitschrift für Hochseeangler, in der er stets auf der Suche nach Fischgründen war, die noch Geheimtips waren, hatte er von den gelben Thunfischen gelesen, die im November und Dezember in riesigen Schulen gleich vor der Hauptstadt Maskat an der omanischen Küste vorbeiziehen.
    Aus Höflichkeit hatte er die nur mit einem Mann besetzte CIA-Außenstelle in der Botschaft in der Altstadt von Maskat in der Nähe des Sultanspalastes aufgesucht. Er hätte niemals erwartet, seinen CIA-Kollegen nach ihrem freundschaftlichen Drink wiederzusehen.
    Da er auf See etwas zuviel Sonne abbekommen hatte, blieb er am dritten Tag seines Aufenthalts lieber an Land, um Einkäufe zu machen. Weil er mit einer hinreißenden Blondine aus der Botschaft ausgegangen war, fuhr er mit einem Taxi in den Suk in Mina Quabus, um zu sehen, ob sich unter dem dortigen Angebot an Weihrauch, Gewürzen, Stoffen, Silber und Antiquitäten ein Geschenk für sie finden ließ.
    Er entschied sich für eine reichverzierte, langschnäbelige Kaffeekanne, die irgendein Silberschmied hoch droben im Dschebel vor langer Zeit aus Silber getrieben hatte. Der Antiquitätenhändler verpackte sie gut und gab sie ihm in einer Tragtüte mit.
    Monk, der sich in dem Labyrinth aus Gassen und Innenhöfen völlig verlaufen hatte, kam nicht an der Küste, sondern irgendwo zwischen Häusern heraus. Am Ende einer kaum schulterbreiten Gasse fand er sich in einem Innenhof mit zwei schmalen Zugängen wieder. Vor ihm ging ein Mann über den Hof. Er schien ein Europäer zu sein.
    Hinter ihm näherten sich zwei Araber. Als sie auf den Hof hinaustraten, zogen beide einen Krummdolch aus ihrem Gürtel. Damit rannten sie an Monk vorbei auf ihr Opfer zu.
    Monk reagierte instinktiv. Er schwang die Tragtasche mit aller Kraft und traf einen der Attentäter damit seitlich am Kopf. Mehrere Pfund Metall, die mit voller Wucht trafen, ließen den Mann zu Boden gehen.
    Der andere Bewaffnete

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