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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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wackere Frau oft vermittelnd eingreifen und zu Vertrag und Frieden reden. Er hatte außer seiner Tochter Elsbeth, Peter Armbrusters Gattin, zwei mannhafte Söhne, Franz und Steffen, die mit tüchtiger Arbeit ihre Schuldigkeit taten.
    An dem bestimmten Morgen machten sich, als das Glockenzeichen ertönte, sämtliche Armbrusters und Gersbachers mit ihrem zu Hause nur irgend entbehrlichen Gesinde zu Christophs Wingert auf den Weg; nur die zwei älteren Frauen blieben zurück. Elsbeth übergab ihr kleines Bärbele der Obhut der Großmutter, und Ammerie sang und tanzte vor Vergnügen auf dem Hofe und hakte sich, als sie von dannen zogen, in Trudis Arm, die sich von dem Freudentaumel der jüngsten Winzerin gern mit fortreißen ließ. Draußen aber fand sich noch ein Ungeladener dazu, der allen willkommen war, – Schneckenkaschper, natürlich mit seinem lustig schweifwedelnden, überall herumschnuppernden Patz. Es waren mehr als ein Dutzend in dem Geschäft geübter Menschen, die, sich in den Reihen der Weinstöcke verteilend, nun wohlgemut mit dem Schneiden der Trauben begannen.
    Kaspar wich nicht von Trudis Seite, rückte ihr den Kübel bequem zur Hand, in den sie die Trauben zu legen hatte, und leerte ihn, wenn er gefüllt war, in die Logel, die ein Knecht zu dem am Wege haltenden, mit Ochsen bespannten Wagen trug und dort in die Bütten ausschüttete. Trudi ließ sich die Hilfe des flinken Jungen gern gefallen und richtete öfter ein freundliches Wort oder eine Frage an ihn, auf die er stets bescheiden und verständig antwortete, so daß sich zwischen den beiden ein Band gegenseitiger Zuneigung knüpfte.
    Gersbachers Söhne, die Trudi auf dem Abtshofe schon kennen gelernt und sich auf Grund der immerhin etwas weitläufigen Verwandtschaft gleich auf du und du mit ihr gestellt hatten, hielten sich auch möglichst in ihrer Nähe, sahen oft zu dem hübschen Mädchen hin und warfen ihr dann und wann eine scherzhafte Bemerkung zu, die sie selten unerwidert ließ. Besonders Franz, der ältere, ein blonder, hünenhafter Mensch mit einem freien, freudigen Gesicht, schien großen Gefallen an ihr zu finden. »Trudi,« rief er ihr einmal zu, »hast du die Trauben schon gekostet?«
    »Nein,« entgegnete sie, »beim Lesen soll man nicht naschen.«
    »Schon recht,« sprach er, »aber, weißt du, es hat damit eine eigene Bewandtnis.«
    »Was denn für eine?« fragte sie.
    »Ja, drüben in Dürkheim behaupten sie steif und fest, wenn man eine schöne Jungfrau, die von den Trauben gegessen hat, auf den Mund küßte, so könnte man nach dem Geschmack des Kusses die Beschaffenheit des künftigen Weines schon genau beurteilen.«
    »Ist die Möglichkeit!« lächelte Trudi unter einem flüchtigen Erröten.
    »Und du bist wohl sehr neugierig auf die Güte des künftigen Weines und möchtest die Probe an Trudi vornehmen?« neckte ihn Ammerie. »Aber Franz, was würde Jakobine dazu sagen?«
    »Ach, was geht mich Jakobine an! mit der laß mich in Ruh!« gab ihr Franz ärgerlich zur Antwort.
    »Nur nicht gleich so borstig! ich werde es ihr nicht verraten, was du Trudi eben gelehrt hast,« sprach Ammerie.
    »Meinetwegen trag's ihr zu,« knurrte Franz.
    »Soso! ich dachte –«
    »O der Traubensaft hat oft eine wunderbare Wirkung, auch schon ehe er gekeltert ist,« unterbrach Steffen die noch nicht Schweigende, um seinem Bruder aus der Verlegenheit zu helfen, in die ihn Ammeries Anspielungen gebracht hatten. »Wißt ihr denn, was die Schwaben von einem ihrer besten Gewächse prahlen?«
    »Nun?« fragten mehrere zugleich.
    »Die wollen einen Wein in ihrem Lande haben, der so stark ist, daß, wenn der Bürgermeister beim Lesen nur eine Beere in seinem Munde zerdrückt, die ganze Gemeinde einen Rausch davon bekommt.«
    Da mußten sie alle lachen, aber Elsbeth sprach: »Das sind Schwabenstreiche, Steffen! Da gefällt mit Franzens Stichprobe viel besser.«
    »Ei mir auch!« stimmte ihr Steffen lebhaft zu mit einem begehrlichen Blick nach Trudis roten Lippen.
    »So? meint ihr?« mischte sich Peter ein, »na, dann werde ich das feine Mittel nächstens einmal bei einer schönen Jungfrau versuchen.«
    »Das möchte ich dir nicht raten, sonst kannst du von mir was erleben!« bedeutete Elsbeth ihrem Manne zur großen Belustigung aller.
    Unter so heiteren Gesprächen nahm die Lese ihren ungehemmten Fortgang. Die beiden Alten befanden sich an einer entfernteren Stelle des Wingerts und hatten wohl das Lachen, aber nicht die mutwilligen Scherze der Jungen

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