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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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mir das auch nicht einreden.«
    »Und ich bleibe dabei,« entgegnete Ammerie, mußte aber abbrechen, weil Madlen ins Zimmer trat, die von diesem Zwiegespräch nichts zu wissen brauchte. –
    Franz ging vom Abtshofe nicht gleich nach Hause, sondern schritt zum Tore hinaus und zwischen den Weinfeldern den Weg nach Forst zu. Es war ein feuchtkaltes Wetter, die dichten, herbstlichen Rheinnebel kamen vom Strome gegen die Haardt heraufgezogen, verdüsterten den Himmel und verschlossen jegliche Aussicht in die Ebene, auf der sie wie ein überschwemmendes Meer ausgegossen lagen. Er achtete dessen nicht, denn er grübelte Trudis Worten nach, daß die Würzburger nicht fürwitzig vorwegnähmen, was zu genießen noch nicht bereit für sie wäre. Das hatte er verstanden als eine Ablehnung gegen ihn, der ja auch von ihr etwas hatte vorwegnehmen wollen, was ihm nicht gebührte, den Kuß zur Schätzung des künftigen Weines. Aber das war doch nur ein Scherz von ihm gewesen, den er nicht einmal selber erfunden hatte und dem die Tat auf dem Fuße folgen zu lassen, – – na, wer weiß, was geschehen wäre, wenn Ammerie nicht mit ihrer dummen Stichelei auf Jakobine dazwischen gefahren wäre! Trudi hatte so rote, schwellende Lippen! Dann hatte sie aber hinzugefügt: wir warten ruhig ab, was draus werden will. Was hatte sie damit sagen wollen? war das auch ein Wink für ihn gewesen, Geduld mit ihr zu haben und zu warten – ja, auf was denn? Sollte denn, konnte denn überhaupt jemals etwas zwischen ihm und ihr werden? Dergleichen hatte er noch nicht im entferntesten in Erwägung gezogen und tat es auch jetzt nicht, weil Trudis Äußerung doch wohl nur auf den Wein und keineswegs auf ihn gemünzt war. Er kannte ja das Mädchen eigentlich noch gar nicht und hatte auch noch nicht versucht, sie genauer kennen zu lernen und etwas über ihr Leben und ihre Verhältnisse zu erfahren. Allein wie kam er denn darauf, sie wiedersehen zu wollen? Sein Herz klopfte nicht stärker als gewöhnlich, wenn er an sie dachte; aber er dachte doch an sie. Ob sie auch wohl manchmal an ihn dachte? und ob sie wohl mit Ammerie zu den Spinnstuben kommen würde? Das wäre die beste Gelegenheit, sie öfter zu sehen, wenn es denn nun einmal sein sollte, wenn es sich nicht vermeiden ließ oder – oder wenn er das Verlangen danach noch weiter in sich verspüren sollte. Sie war doch ein sehr hübsches Mädchen mit ihren dunkelblauen, herzigen Augen und dem üppigen Blondhaar, und wie schön war sie gewachsen, rank und schlank in blühender Jugendkraft! Wie mußte die tanzen können! Dabei wollte er sie fest in den Arm nehmen.

Fünftes Kapitel.
    In der fröhlichen Pfalz, wo sich das ganze Jahr hindurch von Herbst zu Herbst, sei es im Wingert, sei es im Keller, eine Arbeit an die andere reihte, brachte jede Jahreszeit auch ihre besonderen Freuden, die gründlich zu genießen das leichtherzige Volk der Pfälzer wie geschaffen war.
    War es doch ein gottbegnadetes Weinland, darin sie wohnten und für dessen erquickliche Gaben sie allweg empfänglich waren, zu ihrer rechten Verwertung ausgerüstet mit einem gesunden Durst und mit willigen, schier unbegrenzt aufnahmefähigen Kehlen, diesem stets willkommenen Verlangen die angenehmste Befriedigung zu gewähren.
    Aber auch andere pfälzische Eigentümlichkeiten hoben den Mut und stärkten die Lust, Feste zu feiern, wie sie fielen, je mehr je lieber.
    Das Selbstgefühl und die Übergescheitheit der knorrigen, trotzigen Gaubauern, ihr unbezähmbarer Hang zum Foppen und Uzen und daneben ihre von keinem anderen deutschen Stamm übertroffene Gastlichkeit und Freigebigkeit verliehen allen gemeinsamen Veranstaltungen ein vollgerüttelt Maß von urwüchsiger Lebenskraft und überschäumendem Frohsinn. Da waren die vielen Kirchweihen in den Städten und Dörfern ringsum, der Dürkheimer Wurstmarkt mit seinem kreischenden Getümmel, der Billigheimer Purzelmarkt mit seinem Sackhüpfen, dann in den Wirtschaften der Trollschoppen, so genannt, weil der letzte, in gehobenster Stimmung stattfindende Umtrunk dem nächtlichen Gelage ein Ende machte und sich danach die Zechbrüder nach Hause trollen sollten, und eine Menge anderer Anlässe zu kurzweiliger Geselligkeit jeglicher Art.
    Eine der beliebtesten Gelegenheiten zu vergnüglichem Beisammensein waren die Spinnstuben, die mit dem Eintritt des Winters begannen und in den größeren Bauernhöfen abwechselnd wöchentlich mindestens einmal abgehalten wurden. Jedermann aus dem weitesten

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