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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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teurer Medikamente, die ich mir erst aus der lateinischen Küche, will sagen aus der großen Apotheke in Speyer besorgen muß.«
    »Geduld hab ich nicht viel, aber deine Mühen und Kosten will ich dir vergüten,« sprach Jakobine und griff in die Tasche. »Hier hast du zehn rheinische Gulden, und wenn dein Mittel den gewünschten Erfolg hat, geb ich dir noch einmal so viel.«
    »Allen Dank!« sagte der zu jedem Dienst Bereite, das Geld vergnügt einsteckend, »ich werde keinen Fleiß sparen und mein Bestes tun, damit du auf deine Rechnung kommst. Sobald ich das Fluidum fertig habe, schick ich's dir durch Kaschper. Davon gibst du je dreizehn Tropfen auf ein Glas deinem Ungetreuen in Wein zu trinken, und nimm einen etwas kräftigen, nicht zu jungen, auch keinen Jungfernwein. Wenn du nun merkst, daß der Trank anfängt zu wirken und Franz zärtlich und zutulich wird, darfst du nicht spröde sein, sondern mußt ihm hübsch aufmunternd entgegenkommen, verstehst du?«
    »O daran soll's nicht fehlen,« versicherte Jakobine mit einem Lächeln, das schon vorausempfundene Liebeslust verriet.
    »Nun noch eine Frage,« fing Hammichel wieder an. »Ist's Bürgermeisters Trudi, um derentwillen du mit Franz mißstimmig geworden bist?«
    »Freilich! Die hergelaufene Würzburgische ist's, die sich zwischen mich und ihn drängt,« zischte die Eifersüchtige.
    »Konnt's mir denken,« sprach Hammichel, »hab's ja in den Spinnstuben gesehen, wie er sie charmierte. Aber die soll dir den Franz nicht wegfischen, mein Püppchen, verlaß dich auf mich!«
    Froh und zufrieden ging Jakobine von hinnen.
    Als sie fort war, höhnte der alte Giftmischer ihr nach: »Du dummes Ding! was deine blitzenden Augen und lockenden Lippen nicht vermögen, das sollen meine Tropfen zuwege bringen? Nun, das Blut wollen wir dem Burschen wenigstens aufrühren und ihm ein Räuschlein eintrichtern, das ihn kirr und willig macht. Wenn die liebestolle Närrin dann ein bißchen nachhilft, tut er ihr vielleicht zu Gefallen, wonach sie giert. Dann kommt er nicht mehr los von ihr, und ich krieg meine rheinischen Gulden, hihi!«
    Es war Wasser auf Hammichels Mühle, denen auf dem Abtshofe, wo man sich wohl schon Hoffnung auf den reichen Bauernsohn machte, einen Possen spielen zu können, und er hatte Jakobinen nicht zu viel versprochen, als er ihr gesagt hatte: die Trudi soll dir den Franz nicht wegfischen, dafür laß mich sorgen! Er hätte ihr ja mit wenig Worten einen schlagenden Beweis für die Unmöglichkeit dieser Verbindung geben können, wenn er sie in das Wildfangrecht eingeweiht hätte, denn daß sich der protzige Gersbacher eine Hörige als Schwiegertochter gefallen ließe, war ganz undenkbar. Aber diesen Trumpf wollte er für den besten Stich im Spiel noch in der Hand behalten. Vorerst wollte er die leichtgläubige Jakobine bei dem Handel mit dem Liebestranke schröpfen; genügte der erste nicht, so würde er einen zweiten und dritten brauen und sich immer höher von ihr bezahlen lassen. Nach Speyer brauchte er deshalb nicht zu wandern. Später wollte er ihr aber auch das aus dem Wildfangrecht herzuleitende Ehehindernis als eine von ihm gemachte Entdeckung hinstellen und seinen Lohn dafür fordern. Bis jetzt war er der einzige in Wachenheim, der von der bevorstehenden Wiedereinführung dieser pfalzgräflichen Gerechtsame wußte, und er hütete sich wohlweislich, seine Kenntnis davon voreilig auszuplaudern. Mit der Drohung, dies zu tun, hielt er den Bürgermeister am Bändel und konnte ihm vielleicht doch noch ein Schweigegeld abpressen, ehe der ergangene Befehl öffentlich bekannt gegeben wurde. –
    Franz Gersbacher wunderte sich nicht wenig, als ihn Wilm Steinecker eines Tages bei seiner Arbeit im Weinberg aufsuchte und ihm sagte, er käme im Auftrage seiner Schwester, die ihn um eine Unterredung bitten ließe. Dieses seltsame Anliegen machte Franz stutzig, und er wußte im Augenblick nicht gleich, was er darauf erwidern sollte. »Was will Jakobine von mir?« fragte er mürrisch.
    »Sie will sich mit dir über das Zerwürfnis aussprechen, das zwischen euch eingetreten ist und zu dem sie keine Ursach finden kann,« erklärte ihm Wilm.
    »Ich weiß von keinem Zerwürfnis,« entgegnete Franz, »wir haben keinen Streit miteinander gehabt.«
    »Sie grämt sich und behauptet, du wärest seit dem Winter so kurios gegen sie, behandelst sie geringschätzig und wegwerfend,« sprach Wilm.
    »Ich bin nicht anders gegen sie als gegen alle Mädchen.«
    »Nun, eine Ausnahme

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