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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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sehr gut, und mich soll er nicht mit Ausflüchten und leeren Redensarten abspeisen. Ich halt ihn am Schlafittchen und laß ihn nicht eher los als bis er mir alles ehrlich gebeichtet hat,« sagte Ammerie.
    »Er würde denken, du kämest in meinem Auftrage,« wandte Trudi ein.
    »Laß ihn doch in seinem Dickkopfe denken, was er Lust hat,« erwiderte Ammerie heftig. »Du mußt unter allen Umständen wissen, wie du mit ihm dran bist, entweder oder! so oder so!«
    »Es wäre mir doch erwünschter, wenn du es auf andere Weise erfahren könntest, was Franz gegen mich hat,« bat Trudi.
    »Na, ich werd's versuchen, und sollt' ich dazu in ganz Wachenheim herumtappen und Blindekuh spielen müssen,« versprach Ammerie. »Aber darauf gebe ich dir meinen Kopf zum Pfande, daß Franz nicht zu Kreuze kriecht, und wenn die beiden alten Brummbären, der Gersbacher und der Steinecker, sich noch so klotzig vor ihm auf die Hinterbeine stellen. Und wenn's Not an Mann geht, bin ich auch noch da und springe Knall und Fall dazwischen, daß sie ihr blaues Wunder haben sollen.«
    Ammeries mutiges Draufgängertum hatte etwas sehr Ergötzliches und richtete Trudi aus ihrer Verzagtheit einigermaßen auf; lächelnd reichte sie der unerschrockenen Freundin die Hand.
    Nun schwiegen sie beide. Nach einer Weile aber fing Trudi wieder an: »Sage mal, Ammerie, glaubst du, daß deine Eltern von meiner – von meinem Geheimnis etwas wissen?«
    »O bewahre! nicht das geringste,« versicherte Ammerie überzeugungsvoll. »Meinen Vater kenn ich durch und durch, der denkt an so was gar nicht. Und Mütterle? – ach nein! die noch weniger.«
    »Das ist mir sehr lieb; ich glaub's auch nicht,« sprach Trudi. –
    Die Tage schwanden ohne neues zu bringen dahin, und mit ihnen verblich auch wieder mehr und mehr der schwache Schimmer von Hoffnung, den Ammerie mit ihrer festen Zuversicht zu Franzens Treue und Standhaftigkeit in Trudis Herzen entfacht hatte. Sie hatte der einer tröstlichen Kunde Harrenden nichts über die Meinung im Gersbacher'schen Hause melden können, weil sie infolge von Trudis Verbot gar nicht dort gewesen war und ihr das sachte Herumhorchen im Städtchen nichts genutzt hatte.
    Da wollte die abermals Enttäuschte von dem aufreibenden Hangen und Bangen ablassen und sich in ihr Los schicken, zeitlebens hier auf dem Abtshofe zu bleiben, wenn die lieben Alten sie dauernd bei sich behalten wollten, die sie dann, selber alternd und verblühend, in unauslöschlicher Dankbarkeit für die erwiesene Wohltat hüten und pflegen wollte wie sie nur wüßte und könnte.
    Schon hatte sie sich bei der Ausmalung dieses bescheidenen Zukunftsplanes eine gewisse Ruhe erkämpft, als einmal gegen Mittag Ammerie der in der Küche Hantierenden von außen durch das offene Fenster zurief: »Trudi, komm flink in den Garten! ich hab eine Spur!«
    Trudi lächelte ungläubig zu der nicht viel verheißenden Botschaft. Da sie aber bei der Küchenarbeit entbehrlich war, so folgte sie lässig und doch nicht ganz ohne Neugier der Vorauseilenden in den schattigen Laubgang, wo sie vor dem Belauschtwerden sicher waren.
    Dort berichtet nun Ammerie: »Ich habe den Schneckenkaschper gesprochen, und denke dir, was mir der erzählt hat! Er hat neulich seinen Großvater, den Hammichel, mit Jakobinen in vertrauter Zwiesprach am Steineckerschen Gartenzaun abgefaßt. Patz hat die beiden im Gebüsch aufgestöbert. Jakobine ist sofort in größter Bestürzung und Verwirrung davongelaufen, und der Alte hat den Jungen fürchterlich ausgeschimpft, daß er ihm nachgeschlichen ist und ihn bei der Unterredung gestört hat. Was sagst du dazu?«
    »Ist das alles?« fragte Trudi.
    »Alles? alles?« äffte ihr Ammerie nach. »Ist das etwa nichts? kannst du dir das weitere nun nicht von selber zusammenklauben?«
    »Nein, daraus kann ich mir gar nichts zusammenklauben.«
    »Ja, siehst du denn nicht ein, was daraus zu folgern und zu schließen ist?« fuhr Ammerie ungeduldig werdend und sich mit dem Zeigefinger an die Stirn tupfend fort.
    »Nein, ich bin leider nicht so schlau wie du,« lachte Trudi.
    »Nun, daraus folgt doch sonnen-, mond- und sternenklar, daß, wie Hammichels Einmischung zeigt, die Hindernisse und Schwierigkeiten, mit denen man Franzens Verbindung mit dir hintertreiben will, nicht bei Gersbachers, sondern bei Steineckers ausgeheckt und zu Schlingen und Stricken für euch gedreht werden, und endlich, daß noch nichts entschieden ist, denn sonst hätte Jakobine keine Ursach, sich in eine

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