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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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Verschwörung mit dem alten Ränkespinner, dem Hammichel, einzulassen.«
    »Also du hast nichts Geringeres als eine höchst bedrohliche Verschwörung gegen mich entdeckt. Ammerie, da hast du eine großartige Spur gefunden,« mußte Trudi wieder lachen.
    »Auch noch Spott?« schmollte Ammerie. »Ist das der Dank für meine Umsicht, daß ich – daß –«
    »Daß dir der Schneckenkaschper zufällig begegnet ist, der von den gefährlichen Abmachungen der beiden Verschwörer kein Sterbenswort gehört hat.«
    »Das ist kein Zufall, das ist Schickung, die wir nicht unbeachtet lassen dürfen,« sprach Ammerie, sich gekränkt von Trudi abwendend.
    »Sei nicht böse!« lenkte Trudi begütigend ein. »Komm her und laß uns jetzt einmal ernsthaft darüber reden.« Sie schob ihren Arm unter den der schnell Versöhnten, und so schritten sie beide den Gartenweg entlang. »Was meinte denn Kaschper zu der von ihm auseinandergesprengten Zusammenkunft?«
    »Er meinte, wo Hammichel seine Spürnase hineinsteckte, das könnte niemals etwas Gutes sein, und bei seiner Feindschaft gegen uns Armbrusters handelte es sich in seinen heimlichen Abmachungen mit Jakobinen sicher um einen uns zugedachten bösen Streich. Darum hätte er, Kaschper, dir und mir aufgelauert, um uns diese Mitteilung zu machen und uns zu warnen. Mehr konnte er nicht sagen, aber er hat mir versprochen, scharf aufzupassen und uns sofort zu benachrichtigen, wenn er etwas uns Nachteiliges aufschnappen würde.«
    »Der liebe Junge!« sprach Trudi. »Ich glaube, der ist schon viel klüger und gewitzter als die meisten von ihm annehmen.«
    »Freilich ist er das,« stimmte Ammerie zu. »In dieser Beziehung ist er ja bei dem Alten in der besten Lehre. Uns ist er sehr anhänglich und ergeben und wird uns immer gern zu Diensten sein. Wir können ihn vielleicht noch gut gebrauchen, um dies und jenes aus dem feindlichen Lager zu erfahren.«
    »Wenn ich nur wüßte, was die beiden am Gartenzaun gegen uns angezettelt haben!« sagte Trudi.
    »Ja, das auszuspintisieren bin ich doch noch nicht schlau genug,« lachte Ammerie.
    Sie sannen nun schweigend darüber nach, was sie tun sollten, um eine Klärung der wie ein schwül drückendes Gewitter in der Luft schwebenden Beziehungen zwischen Franz und Trudi herbeizuführen. Aber sie grübelten vergeblich, keiner von beiden kam ein erleuchtender Gedanke.
    »Es hilft uns alles nichts, Trudi, als mit Franz selber zu reden,« nahm Ammerie das Gespräch endlich wieder auf. »Und das gescheiteste wäre, wenn du das tätest mit der einfachen Frage: Franz, wie stehen wir zwei miteinander?«
    Trudi erwiderte: »Dazu bin ich zu stolz und auch zu demütig ihm gegenüber. Du wirst mich schon verstehen, was ich damit sagen will.«
    Ammerie nickte stumm und drückte leise der Freundin Arm. »Ich wollte, es fiele mir etwas ein, wie man Franz einmal auf die Probe stellen könnte,« hub sie bald wieder an, »auf eine entscheidende, alle Zweifel lösende Probe, der er nicht ausweichen könnte und bei der er unzweideutig Farbe bekennen müßte.«
    Trudi blieb auf dem Flecke stehen, sah Ammerie überrascht an und sprach: »Ja! – das ist ein guter Vorschlag. Aber,« fuhr sie nach kurzer Überlegung fort, »so recht will mir das doch nicht gefallen; es kommt mir unwürdig und nicht ehrlich vor, es sieht aus, als wollten wir Franz eine Falle stellen, und überlisten mag ich ihn nicht; freiwillig muß er sich zu dem entschließen, was ihm sein Herz gebietet. Ein durch einen Überfall, einen Handstreich errungener Sieg hat in meinen Augen keinen großen Wert. Nein, nein, keine Probe! Geduld müssen wir haben, Ammerie! und wenn es mit der Geduld zu Ende geht, – bei mir ist es schon so weit – so bleibt nichts übrig als Entsagung auf Liebe und Liebesglück,« schloß Trudi in tiefer, innerer Bewegung.
    Ammerie wollte darauf noch etwas erwidern, aber da läutete es Mittag auf dem Turme.
    »Komm!« sagte Trudi nun in ruhigem Ton, »dein lieber Vater verlangt Pünktlichkeit von uns.«
    Sie verließen den Garten und schritten dem Hause zu.

Elftes Kapitel.
    Der Sommer thronte mit seiner strahlenden Pracht im Lande und wirkte mit allen Kräften, das Wachsen und Reifen zu fördern, um seinem Nachfolger, dem Herbst, die Erzeugnisse seines Schaffens als tausendfältiges, kostbares Erbe zu hinterlassen. Dabei halfen ihm die Menschen mit rührigem Fleiß, denn die winkenden Schätze sollten ja doch zu Genuß und Gebrauch in ihre Hände gelangen und ihnen zum Segen

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